Daemonenherz
hatte durch ihre Berührung etwas nachgelassen und ihre Anwesenheit beruhigte mich.
Sie lächelte. «Tut mir Leid. Ich sollte mich vorstellen. Ihr Menschen kennt mich als Gabriel.»
Ich begann zu lachen.
Als sie nicht einstimmte und mich nur verwirrt musterte, verstummte ich.
«Jetzt ernsthaft…»
Wollten die mich alle verarschen?!
Mittlerweile ging ich davon aus, dass ich beim Einsortieren der Kleidung eingeschlafen sein musste.
«Erzengel Gabriel», lächelte sie und zog mich mit sich.
«Halt!», rief ich und blieb stehen. «Was… was ist mit ihm?»
Raciel atmete flach.
«Was soll mit ihm sein?»
Ihre Stimme klang eisig.
Fassungslos wechselte mein Blick zwischen ihr und ihm. «Du», flüsterte ich. «Du musst ihm helfen.»
Nun lachte sie abfällig. «Das bezweifle ich, Schätzchen. Er ist ein Erzdämon.»
«Dann werde ich ihm helfen.»
Mühsam kramte ich mein Handy aus der Tasche. Es glitt mir zweimal aus den blutverschmierten Händen, ehe ich den Sperrbildschirm lösen konnte.
Umständlich wählte ich die Nummer des Notrufes. Gabriel nahm mir das Telefon aus der Hand, schaltete es aus und legte es in meine Hand zurück.
«Ich wollte dich sowieso ins Krankenhaus fahren. Spar dir die Mühe.»
«Ich will ja nicht, dass sie
mich
abholen», antwortete ich. Meine Stimme zitterte.
Ein Erzengel, schoss es mir durch den Kopf. Vielleicht war es klüger, ihr einfach zu gehorchen. Aber wer sollte sonst Raciel helfen?
Es konnte böse in die Hose gehen. Wer hatte im Lauf der Geschichte sonst noch den Mut aufgebracht, einem Erzengel zu widersprechen?
«Es ist nicht schade um ihn.»
«Er hat mich gerettet!», platze ich schroff heraus.
«Du bist den Chimären gleichgültig. Du musstest dich ihnen in den Weg stellen. Er hat dir nicht das Leben gerettet. Er plant etwas.»
«Natürlich plant er etwas. Er liegt hier und stirbt!», zischte ich mit Tränen in den Augen.
«Irial bitte. Wir lassen deine Wunden behandeln, danach bringe ich dich nach Hause und die Sache ist für dich erledigt.»
Ich überlegte. Zuerst fragte ich mich, warum sie meinen Namen wusste. Ich tippte auf göttliche Weisheit.
Mein Hirn wägte weiter ab. Ich kämpfte hier gerade um das Leben eines Erzdämons, und diskutierte mit einem Erzengel. Mein Adrenalinspiegel war so hoch wie seit meiner Theateraufführung in der zweiten Klasse nicht mehr.
Sollte ich das nicht lieber alles schnell wieder vergessen? Ich wägte die andere Option ab. Akten stapeln und Toilettenpapier einkaufen...
Die zweite Möglichkeit zog definitiv den Kürzeren.
Ich erwiderte ihren Blick.
«Ich kann ihn nicht hier liegen und sterben lassen. Das tut man einfach nicht und nicht nur, weil es juristisch gesehen unterlassene Hilfeleistung ist. Bitte, Gabriel.»
«Er ist kein Mensch. Er ist ein Dämon. Das gilt hier nicht.»
In einem Akt der Verzweiflung ließ ich mich neben Raciel auf den harten Beton fallen. Ich griff nach seiner Hand und würdigte Gabriel keines Blickes mehr. Es war kindisch, das wusste ich und mein Herz klopfte bis zum Hals.
«Na gut. Wir nehmen ihn mit. Aber danach ist die Sache erledigt. Ich nehme ihn nur mit, weil deine Wunden versorgt werden müssen.» Sie wies auf Raciel. «Aber tragen musst du ihn selbst.»
Mühsam hievte ich Raciel auf die Beine. Er war nur halb bei Bewusstsein und murmelte irgendwas, während er neben mir her schlurfte. Als er bemerkte, in wessen Auto ich ihn schieben wollte, protestierte er. Gabriel fauchte ihn an, er solle seine Klappe halten. Augenblicklich verstummte er. Ich setzte mich neben ihn auf die Rückbank und schnallte ihn an.
«Wieso nimmt sie mich mit», murmelte er und drückte meine Hand.
Ein seltsames Gefühl durchflutete meinen Körper und ich spürte, wie meine Wangen rot wurden. Ich schüttelte den Kopf und zwang mich zur Ruhe.
«Ich habe sie darum gebeten», antwortete ich.
Er verzog sein Gesicht zu einem Lächeln.
«Du hast sie erpresst.»
Ich lächelte.
«Nett», wisperte er.
Wir schwiegen, während Gabriel wütend ins Gaspedal trat.
Mi casa es su casa
«Lass dich von ihm untersuchen», befahl Gabriel und nickte zu einem Arzt in der Eingangshalle.
Sie stützte Raciel mit - dezent gesagt - wenig Begeisterung.
Für eine Frau war sie sehr stark. Dass sie mit ihren hochhackigen Schuhen auf dem glatt polierten Krankenhausflur nicht ins Schleudern geriet, war ein weiteres Wunder.
«Ich würde gern bei ihm bleiben», antwortete ich.
Gabriel verdrehte die Augen. «Komm
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