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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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spezialisieren. Und da hab’ ich mir gedacht, dass Fotos von Unfällen, Naturkatastrophen und dergleichen bestimmt ihre Abnehmer finden werden. Ich hab’ auch schon einen Namen dafür, ›Shock-promotion‹, wie finden Sie das? Und da Sie als Gerichtsmediziner quasi an der Quelle sitzen, wollte ich mich einmal mit Ihnen über dieses Thema unterhalten.«
    »Sie wollen also die Leichen fotografieren, die bei mir auf dem Tisch landen?«, fragte Necker ungläubig. »Das können Sie doch nicht ernst meinen! Haben Sie einmal überlegt, was das bedeuten würde? Was sollen etwa die Angehörigen dazu sagen, wenn sie ihre grausam ermordete Schwester plötzlich auf Plakatwänden entdecken, wie sie für Damenunterwäsche wirbt? Ganz davon abgesehen, dass ich das für völlig geschmacklos halte, wäre ich sofort meinen Job los.«
    »Nein, so meine ich das ja gar nicht«, sagte Lichten­thal mit beschwichtigender Geste. »Ich denke mir eher, dass Sie doch leicht an Fotos von Unfällen herankommen. Wenn Sie mir diese, natürlich nur nach Absprache und gegen Teilung des Honorars, zur Verfügung stellen könnten, wäre uns doch beiden geholfen. Ich würde die Opfer natürlich unkenntlich machen.«
    Necker beugte sich bedrohlich zu dem Fotografen.
    »Ganz davon abgesehen, dass ich die absolut falsche Adresse für solch ein Unterfangen bin, ich bekomme nicht die Fotos, ich bekomme die Leichen«, sagte Necker wütend, »finde ich das Ganze derart abgeschmackt, dass ich auf der Stelle kotzen könnte! Was fällt Ihnen überhaupt ein, uns mit einer solch abstrusen Idee zu belästigen?«
    Hilflos schaute Lichtenthal zu Volkhammer, der die Arme über seinem großen Bauch verschränkt hatte.
    »Auch ich muss sagen, dass ich eine solche Art der Werbung für absolut indiskutabel halte«, schloss sich der Cellist der Meinung seines Freundes an. »Was sind das für Zeiten, in denen nicht einmal mehr der Tod tabu ist?«
    »Um die Brechung von Tabus soll es ja bei dieser Art der Werbung gehen. Und der Tod ist eben ein solches Tabu. Aber da ich die Herren anscheinend nicht von meiner Idee überzeugen kann, verlasse ich Sie jetzt wieder, entschuldigen Sie nochmals die Störung«, sagte der Jungunternehmer unbehaglich.
    Nachdem sich Lichtenthal wieder an seinen Tisch zurückgezogen hatte, waren die beiden, die eine Zeitlang geschwiegen hatten, geradezu erleichtert, als er von der Serviererin die Rechnung verlangte und nach deren Begleichung sofort das Lokal verließ.

Erstes Kapitel (Montag)
     
    Melitta Hawranek war empört.
    Vor Entrüstung geradezu bebend stürmte sie in das kleine Büro der Bezirksinspektoren Kajetan Vogel und Alfons Walz, die sich gerade durch einen höchst unerfreulichen Aktenwust kämpften, der sich mit den Aussagen einer albanischen Hütchenspielerbande befasste, die in der Währinger Straße von einem zivilen Polizeikommando in flagranti erwischt worden war. Dabei war den beiden Kriminalisten bewusst, dass ihre Arbeit völlig umsonst war, da man die Mitglieder der Bande auf freien Fuß setzen musste, auch wenn sie mit einigen Taschendiebstählen in Verbindung gebracht wurden, die sich in der unmittelbaren Umgebung des Spielgeschehens ereignet hatten.
    So verwunderte es nicht, dass den beiden jede Ablenkung willkommen war.
    Und sei es auch in Form einer schier vor Empörung platzenden Sekretärin, von deren verzerrtem Gesicht man schwerlich sagen konnte, ob es nun vor Wut oder Anstrengung rot angelaufen war. Schließlich befand sich das Büro im dritten Stock, zu dem doch einige Stufen zu überwinden waren, da der Lift schon seit geraumer Zeit außer Betrieb war, weil er gerade den neu erlassenen Sicherheitsbestimmungen angepasst und mit Zwischentüren versehen wurde.
    »Ja, Mimi, was ist denn mit dir los? Trainierst du für den Wien-Marathon?«, fragte Vogel, der die Situation wieder einmal völlig verkannte.
    Und die sonst so mütterliche Hawranek, die die gelegentlichen Sticheleien ihrer Kollegen bislang immer gutmütig hingenommen hatte, reagierte völlig überraschend. Denn ungeachtet ihrer Atemnot war sie immerhin noch dazu fähig, zwischen ihrem lebenserhaltenden Ringen nach Luft noch irgendwie das Wörtchen »Trottel« unterzubringen, das unmissverständlich an den feixenden Inspektor gerichtet war.
    »Es ist einfach … unglaublich«, stieß sie hervor, während sie die Rechte auf die Gegend ihres wild schlagenden Herzens presste, das hinter einer durchaus voluminösen Brust verborgen war.
    »Jetzt setz dich erst

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