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Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Titel: Damit Dein Leben Freiheit Atmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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eigentliche Kraft, die alles reinigt und für die alles rein ist.

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    Jesu reinigende Wirkung

    Für das Johannesevangelium sind die jüdischen
    Reinheitsvorschriften kein Problem. Aber auch Johannes spricht von Reinheit und Reinigung. Den steinernen Wasserkrügen, die die jüdischen Reinigungsvorschriften symbolisieren, setzt er den Wein des Evangeliums entgegen. Wenn Gott in Jesus Mensch wird, braucht es keine Reinigungsrituale mehr. Durch die Menschwerdung wird der Mensch mit Gott eins. Das
    Einswerden mit Gott reinigt den Menschen und erfüllt ihn mit einem neuen Geschmack, mit dem Geschmack des Weines.
    (Vgl. Johannes 2,1-12) Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel ist eine Reinigung des Tempels. Der Tempel ist hier - so sagt es Jesus selbst - ein Bild für den Leib des Menschen.
    Johannes führt die Tempelreinigung ein mit den Worten: »Das Paschafest der Juden war nahe.« (Joh 2,13) Am Paschafest geschieht für die Juden Reinigung. Die Reinigung des Tempels ist ein Bild für das wahre Pascha, das im Tod Jesu geschieht. Im Tod Jesu wird der menschliche Leib gereinigt von allen Leidenschaften, von allen lärmenden Gedanken, von den Händlern, die über ihn bestimmen möchten. Da werden alle Rinder, Schafe und Tauben aus dem Tempel getrieben. Der Tod Jesu ist für Johannes die Vollendung der Liebe. Im Tod erweist Jesus den Jüngern seine Liebe bis zur Vollendung. Und diese Liebe reinigt den Tempel des menschlichen Leibes. Die Rinder stehen für das Triebhafte, das durch die Liebe verwandelt wird.
    Die Schafe sind ein Bild für das oberflächliche Dahinleben und die Tauben für die hin und her flatternden Gedanken. Wenn der Mensch die Liebe Jesu in sich eindringen läßt, die am Kreuz für ihn sichtbar wird, dann wird der Tempel seines Leibes von Gottes Herrlichkeit erfüllt. Alles, was sich darin breitgemacht hat, wird herausgetrieben.
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    Daß der Tod Jesu Reinigung des Menschen bedeutet, zeigt uns Johannes in der Fußwaschung. Die Fußwaschung ist ein Bild für das, was im Tod Jesu geschieht. Da beugt sich Jesus hinab zu den Füßen des Menschen. Die Füße symbolisieren den Schmutz des Menschen, aber auch die Wunden. Denn wer barfuß durch die Wüste geht, der macht sich die Füße nicht nur schmutzig. Er zieht sich auch viele Wunden zu. Die Griechen sprechen von der Achillesferse. Und die Gnosis sieht die menschliche Ferse als Sitz der Triebkräfte, vor allem des sexuellen Triebs. Im Tod am Kreuz beugt sich Jesus bis in den Staub dieser Erde, um den Menschen dort zu reinigen, wo er sich im Umgang mit der Welt immer wieder beschmutzt. Und er neigt sich herab, um den Menschen an seiner verwundbaren Stelle zu heilen.
    Als sich Petrus weigert, sich von Jesus die Füße waschen zu lassen, antwortet ihm Jesus: »Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.« (Joh 13,8) Durch seinen Tod am Kreuz schenkt uns Jesus Anteil an seiner Liebe. Wer diesen letzten Freundschaftsdienst Jesu, den er uns in seiner Hingabe am Kreuz leistet, ablehnt, bekommt keinen Anteil an der Herrlichkeit Gottes, die uns gerade im Tod Jesu aufleuchtet. Am Kreuz öffnet sich das durchbohrte Herz, und Blut und Wasser strömen heraus. Das ist für Johannes ein Bild für den Heiligen Geist, der in uns eingegossen wird, und für die Liebe Jesu, die wir gerade in seinem Tod in ihrer Vollendung erfahren dürfen.
    Als Petrus auf das Wort Jesu hin sich auch die Hände und das Haupt waschen lassen möchte, sagt ihm Jesus: »Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein.« (Joh 13,10) Die Exegeten rätseln über die Bedeutung dieses Wortes. Für mich heißt es, daß Jesu Wirken und Jesu Worte wie ein Bad für die Jünger waren. In der Nähe Jesu sind die Jünger rein geworden. Jesus hatte offensichtlich eine Ausstrahlung, die reinigend wirkte auf die
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    Jünger. In der Nähe Jesu fühlten sich die Menschen rein, ganz und gar von Gott angenommen. Da waren sie nicht mehr von Schuldgefühlen infiziert. Da traten die unreinen Gedanken und Leidenschaften in den Hintergrund. Sie hatten keine Macht mehr über sie. Die Begegnung mit Jesus - so zeigt uns Johannes in der Erzählung von der Fußwaschung - möchte auch uns heute reinigen von allem inneren Schmutz, der sich immer wieder an unsere Achillesferse heftet, an unsere Schwachstellen, die den Schmutz gleichsam aus der schmutzigen Atmosphäre um uns herum anzieht. Wenn wir unsere Wunden nicht in die Liebe Gottes halten, dann

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