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Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Titel: Damit Dein Leben Freiheit Atmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Schmutz der eigenen Seele nach außen und bewirkt so genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich anstrebt.
    Man kann das Gleichnis aber auch als Bild für jeden
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    einzelnen verstehen. Wir können auch aus dem Acker unserer Seele das Unkraut nicht herausreißen. Sonst würde auch der Weizen mit erfaßt. Denn die Wurzeln des Unkrauts sind eng mit denen des Weizens verbunden. Wir können das Unkraut nur zurückschneiden. Aber herausreißen können wir es nicht. Wir müssen damit leben, daß wir bis zum Tod in uns auch Unkraut haben. Das Gute und das Böse sind in uns vermischt. Und durch keinen spirituellen Weg können wir vor dem Tod absolut rein werden. Das gehört zur menschlichen Demut anzuerkennen, daß Licht und Dunkel, Gut und Böse in uns sind. Wir können den Acker unserer Seele nur Gott anvertrauen und das
    Menschenmögliche an Pflege selbst in Angriff nehmen. Aber wir müssen uns von der Illusion verabschieden, daß wir uns hier auf Erden vollständig reinigen könnten. Die wahre und endgültige Reinigung unserer Seele wird Gott im Tod an uns vornehmen.

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    Das unverfälschte Selbst entdecken
    Jesus treibt immer wieder aus den Menschen Dämonen aus.
    Dämonen sind unreine Geister. Sie trüben das Denken des Menschen. So ein Dämon kann die innere Bitterkeit sein. Ein verbittertes Herz kann nicht mehr klar denken. Es projiziert die eigene Verbitterung in die Menschen hinein. Dämonen, das können auch Komplexe sein, innere Zwänge, fixe Ideen. Indem Jesus die Dämonen austreibt, reinigt er die Menschen von ihren emotionalen Trübungen und von ihren psychischen Komplexen, die ihr Selbst verdunkeln und beschmutzen. Es ist keine kultische Reinigung, die Jesus durch seinen Exorzismus bewirkt, sondern eine existentielle, eine psychologische Katharsis. Der Mensch wird fähig, sein wahres Selbst zu entdecken. Jesus befreit die Menschen zu sich selbst. Wer frei wird vo n den Dämonen, die ihn knechten, dessen Seele atmet auf. In der Nähe Jesu bekamen die Menschen den Mut, aufzuatmen und ihr unverfälschtes und lauteres Selbst zu entdecken und dazu zu stehen.
    Dämonen trüben auch unser Gottesbild. Als Jesus in der Synagoge von Kafarnaum von Gott sprach, schrien die Dämonen auf. Sie fühlten sich offensichtlich von Jesus verunsichert. Indem Jesus richtig von Gott sprach, brachte er die dämonisierten Gottesbilder der Menschen ans Tageslicht. Da wurde deutlich, daß manche Gott nur dazu benutzten, um sich über andere zu stellen oder sich gegen alle Eventualitäten abzusichern. Sie mißbrauchten Gott, um sich gegen die Wahrheit des eigenen Herzens zu verschließen. Jesus befreit die Menschen von ihren dämonischen Gottesbildern und zeigt ihnen den Gott auf, der ihre Seele atmen läßt.
    Die große Frage, die mich immer wieder bewegt, ist, wie ich denn den inneren Dreck aus mir herauswerfen kann. Die Dämonenaustreibungen im Neuen Testament zeigen mir einen
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    Weg, wie das gehen könnte. In der Psychologie möchten wir immer alles klären, aussprechen, aufarbeiten. Das ist sicher legitim. Aber Jesus weist mir noch einen anderen Weg. Es geht darum, das, was sich in mir festgesetzt hat, herauszuschleudern, damit es mich nicht mehr beherrscht und beschmutzt. Die Dämonen stehen für all das, was ich heruntergeschluckt habe, was ich meine, austragen zu müssen. Ich schleppe viel Ballast mit mir herum, alte Verwundungen, alte Kränkungen. Die müssen aus mir heraus, damit sie mich nicht lahmen. Jesus fährt die Dämonen oft sehr zornig an. Er verhandelt nicht mit ihnen.
    Sie sollen einfach nur ausfahren aus dem Menschen. Der Jesus in mir, das ist mein wahres Selbst, das all das Dämonische aus mir herauswerfen muß.
    Nur einmal verhandelt Jesus mit den Dämonen. Als der Besessene von Gerasa auf Jesus zugeht, befiehlt Jesus dem unreinen Geist: »Verlaß diesen Mann, du unreiner Geist.« (Mk 5,8) Es ist nicht nur ein unreiner Geist, sondern es sind viele Dämonen, die sich in diesem Mann festgesetzt haben. Sie bitten Jesus: »Laß uns doch in die Schweine hineinfahren. Jesus erlaubte es ihnen.« (Mk 5,12f) Da fahren die Dämonen in die Schweine. Die ganze Herde stürzt sich in den See und ertrinkt.
    Die Dämonen sollen sich selbst schaden. Die Feinde, die mich beherrschen wollen, sollen weichen und in sich selbst zusammenfallen. Die Psalmen laden mich immer wieder dazu ein, Gott darum zu bitten, daß er die Feinde in mir vernichten solle. Die Feinde sollen in die Grube fallen, die sie mir gegraben haben.

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