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Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Titel: Damit Dein Leben Freiheit Atmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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ziehen sie alles Kränkende auf sich. Wir hören dann in den Worten unserer Freunde etwas Verletzendes heraus, das so gar nicht mit gemeint war. Wir meinen, die ändern würden uns feindlich und ablehnend anschauen. Oder wir ziehen die negativen Emotionen unserer Umgebung auf uns.
    Wir beschmutzen uns immer wieder von neuem. Da brauchen wir die liebende Hand Jesu, die uns an der verwundbaren Achillesferse berührt, um unsere Wunden zu heilen, und die den Schmutz von unseren Füßen wäscht, der sich immer wieder an sie hängt.

    Vom Reinigen spricht Jesus nochmals in seiner Bildrede über den Weinstock. Gott ist der Winzer. Wenn er eine Rebe sieht, die Frucht bringt, dann reinigt er sie, »damit sie mehr Frucht bringt« (Joh 15,2). Das Reinigen dient also der Fruchtbarkeit.
    Wenn Gott uns reinigt, dann werden wir durchlässig für seinen Geist und seine Liebe. Und dann bringt unser Leben reiche Frucht. Wenn wir unser Tun mit unseren eigenen egozentrischen Motiven vermischen, dann werden wir immer nur uns selbst darstellen. Und das wird auf Dauer keine Früchte bringen.

    Immer wieder stoße ich in letzter Zeit auf das denkwürdige Wort Jesu: »Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.« (Joh 15,3) Jesus ha t so zu den Jüngern
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    gesprochen, daß sie sich rein fühlten, lauter, angenommen, bedingungslos geliebt. Wie mußten die Worte Jesu klingen, daß sie die Jünger zu reinigen vermochten? Es waren keine Worte, die verurteilen oder bewerten, keine Worte, die auf einen einhämmern, sondern Worte, die aufrichten, die ermutigen, die das Gefühl vermitteln: »Es ist gut so, wie du bist. Du darfst so sein.« Nicht nur die Worte Jesu hatten eine reinigende Wirkung, sondern auch seine Stimme. Wir merken der Stimme eines Menschen an, welche Emotionen in seinem Herzen wohnen.
    Wir vermitteln mit unserer Stimme auch die Stimmung unserer Seele. In Jesu Stimme war offensichtlich nichts Aggressives, nichts Unklares, Verdrängtes. Es war eine Stimme, die in sich stimmig war und daher Stimmigkeit bei den Zuhörern
    verbreitete.
    Als ich in Nürnberg Betriebswirtschaft studierte, riefen manchmal vor der Vorlesung Mitglieder des »Spartakus« ihre Parolen ins Mikrofon. Es war meistens eine sehr schrille Stimme, die die innere Zerrissenheit des Sprechenden offenbarte. Von solch einer Stimme ging nichts
    Vertrauenerweckendes aus. Da hatte man eher den Eindruck, daß diese Stimme die Atmosphäre verunreinigte. Denn es klang all der innere Unrat mit, der sich in der Seele des Sprechenden angesammelt hatte. Bei Jesus klang offensichtlich der innere Friede an. Und seine Stimme war voll von Liebe. Sie drang in die Herzen der Zuhörer ein und vermittelte ihnen, daß sie bedingungslos geliebt sind, daß sie rein sind und lauter, daß sie so sein dürfen, wie sie sind.
    Worte können offensichtlich reinigen. Aber wenn sie zu reinigen vermögen, dann wird auch das Gegenteil möglich sein.
    Wenn uns ein Mensch mit einem Wortschwall überfällt, dann fühlen wir uns »wie ein begossener Pudel«. Wenn einer ständig an allem herumnörgelt, wenn Unzufriedenheit, Härte und Bitterkeit aus seinen Worten sprechen, dann fühlen wir uns beschmutzt. Jesus hat so gesprochen, daß die Jünger sich rein
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    fühlten. Das ist für mich eine wichtige Anfrage, was meine Worte bewirken. Oft genug spüre ich, daß meine Worte nicht rein sind, daß in ihnen mein Ehrgeiz, mein Groll, meine unlauteren Absichten, meine Verletztheit mitklingen. Dann bewirken diese Worte auch bei den Hörern oder Lesern Unreinheit, Unklarheit, Verwirrung. Jesu Wort stellt jeden Prediger vor die Frage, was er mit seinen Worten bewirkt. Und so ist es eine wichtige Aufgabe, daß wir unsere Worte reinigen von allem, was sich oft unbewußt an die Worte hängt, um sie zu beschmutzen. Wir sind verantwortlich für das, was wir sagen, und für unsere Stimme, mit der die Worte im Herzen der Menschen ankommen. Wenn ich eine Moralpredigt höre, dann fühle ich mich eher beschmutzt. Ich höre dann in den fordernden Worten des Predigers seine Angst vor den eigenen
    Schattenseiten mit. Und in seinen Worten legt sich sein Schatten auf meine Seele und verdunkelt meine Stimmung.

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    Der reine Raum in unserem Innern

    Der Hebräerbrief beschreibt die Reinigung, die uns Christus bewirkt hat, in Bildern, die uns auf den ersten Blick befremden.
    Da ist die Rede davon, daß der Hohepriester die Menschen reinigt, indem er sie mit dem Blut von Böcken und Stieren

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