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Damon Knight's Collection 01 (FO 01)

Damon Knight's Collection 01 (FO 01)

Titel: Damon Knight's Collection 01 (FO 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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fortschreiten und letztlich so etwas wie ein Nessoshemd unter dem Saturn hervorbringen würde.
    Und das konnte sehr schnell geschehen. Sie würde vielleicht keine Zeit haben, sich selbst aus der Klemme zu helfen. Wenn sie sich auch nicht gerade gern an die Männer im Stützpunkt wandte und sicher war, daß sie sowieso nichts ausrichten würden, war es das beste, sie für alle Fälle schleunigst um Hilfe zu bitten.
    Aber die Blase ließ heute keine Funkverbindung durch ihre aufgewühlte Zellwand. Der Kopfhörer war tot; nicht einmal das Zischen der Sterne war zu hören – nur ein gelegentliches Knallen, das durch Entropieabnahme in den Leitungen selbst entstand.
    Sie war abgeschnitten.
    Während sie das dachte, verschob sich der Blasenmantel um sie. Ein plötzlicher Druck gegen den Unterleib ließ sie vier oder fünf Schritte über den harschen Schnee vorwärtsstolpern. Dann war er wieder reglos, außer in sich selbst.
    Daß er dazu fähig sein sollte, war nicht erstaunlich, denn die Mäntel mußten zumindest zu einer geringen Eigenbewegung imstande sein, um sich auf die Warmluftströmung, von der sie sich tragen ließen, zu schwingen, und die Blase mußte in der Lage sein, ihre Ausdehnung und Oberflächenspannung automatisch zu variieren, um äußeren und inneren Druckveränderungen standzuhalten. Nein, natürlich würde die Kombination imstande sein, sich von sich aus zu bewegen. Beunruhigend war nur, daß sie auch den Willen dazu hatte.
    Eine Bewegung in der weiteren Umgebung erregte ihre Aufmerksamkeit: ein freier Mantel, der anscheinend von einem Aufwind über einem festen Punkt getragen wurde. Einen Augenblick fragte sie sich, was auf diesem Gelände warm genug sein konnte, um eine lokale Warmluftströmung zu erzeugen. Dann merkte sie plötzlich, daß sie von Haß geschüttelt wurde. Ihre Fingernägel bohrten sich in die bloßen Handflächen, während sie mit aller Kraft gegen den Anfall ankämpfte.
    Ein Raster aus zackigen schwarzen Linien schob sich wie bei einer Fernsehstörung vor ihr Gesichtsfeld und brachte ihr das eigene Dilemma wieder voll zu Bewußtsein. Der Gefühlsaufruhr wollte sich jedoch trotzdem nicht ganz legen, und sie hatte den vagen aber nachhaltigen Eindruck, daß er, wenigstens teilweise, von außen kam – eine kalte Leidenschaft, die sie als Wut deutete, weil deren wahre Natur, worin sie auch bestehen mochte, für ihre eigene eingesperrte Seele ohne Beziehung war. Und obwohl sie selbst es war, die in Lebensgefahr schwebte, fühlte sie sich schuldig, als ob sie heimlich lauschte, ärgerte sich genauso über sich selbst wie über das, was sie mit anhörte, und brannte doch so hilflos wie die verbotene Lampe im Schlafzimmer von Amor und Psyche.
    Wieder eine Metapher – aber war sie wirklich so weit hergeholt? Sie war eine Sterbliche, die der Paarung nicht menschlicher Existenzen beiwohnte, unendlich weit weg von zu Hause, hierher getragen wie unsichtbare Liebende in den Armen des Windes, umgeben von einer jungfräulich weißen Welt, über der die Banner eines großen Gottes und eines Göttervaters wehten, und was für ein Liebesakt es auch war, der hier vollzogen wurde, es paßte in das Bild, daß Venus sehr weit weg war.
    Welch ein altertümlicher, verstiegener Unsinn! Als nächstes würde sie sich am Fuß irgendeines Kreuzes erniedrigt sehen.
    Dennoch blieb der Eindruck eines unheimlichen Geschehens bestehen, das sich ihrem Verständnis nur um Haaresbreite entzog. Schlimmer noch, es schien eine Bedeutung zu haben, wichtig zu sein, sie mit subtilen Hinweisen auf etwas von großer Tragweite an der Nase herumzuführen, wozu ihre eigene mißliche Lage nur den ersten und nicht unbedingt den wichtigsten Anhaltspunkt lieferte.
    Angenommen, daß all diese Eindrücke tatsächlich nicht überspannt oder belanglos waren, sondern, daß ihnen wirklich eine Bedeutung zukam – eine Bedeutung nicht bloß als abstraktes Rätsel, sondern für dieses bißchen verpflanztes Leben, das sich Ulla Hillstram nannte? Wenn ihre gegenwärtige Welt auch noch so erstarrt war, so war die Tatsache doch nicht zu übersehen, daß sie in dem gleichen Augenblick, in dem der Mantel sie gepackt hatte, von einer Flut erotischer Erinnerungen, Bilder, Vorstellungen, Analogien, Mythen, Symbolen und ausgesprochen körperlicher Empfindungen überwältigt worden war, die ihr alle um so aufdringlicher erschienen, weil sie sowohl unpassend als auch zusammenhanglos waren. Es war gut möglich, daß es auch unter den härtesten

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