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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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PROLOG
    Es klopfte zweimal so laut und hart an der Tür zum Arbeitszimmer des Kaisers, dass Vallaine, Hoher Lord des Inneren Auges, unwillkürlich zusammenzuckte. Von einem Augenblick zum anderen nahm der runzelige Zauberer die vornehme Erscheinung des Kaisers von Shandar an. Dass im kaiserlichen Hofstaat niemandem eine Veränderung an Ihrer Majestät aufgefallen war, seit Vallaine den Kaiser ermordet und seine Stelle eingenommen hatte, war ein Beweis für Vallaines hohe Zauberkunst.
    »Bei Shand, hoffentlich gute Nachrichten«, murmelte Vallaine. Er nahm einen tiefen Atemzug und befahl dann: »Herein!« Seine Stimme unterschied sich in Nichts von der des toten Kaisers.
    Die vergangenen zehn Tage waren nicht einfach für Lord Vallaine gewesen. Ein Unglück hatte das nächste gejagt. Begonnen hatte es damit, dass Kommandant Chorain auf rätselhafte Art ums Leben gekommen war, ehe Vallaine ihn zur Niederlage des Heeres in Thrandor hatte befragen können. Als Nächstes war Bek, der thrandorische Kämpfer, den Vallaine als Mörder hatte aussenden wollen, im Zweikampf schwer verwundet worden und in seinem geschwächten Zustand den Wachen in der Arena irgendwie entwischt. Vallaine ließ daraufhin den Unterschlupf seiner thrandorischen Freunde beobachten, doch auch sie gingen seinen
Leuten durch die Finger. Alles schien sich gegen den Hohen Lord verschworen zu haben. Bei der nächsten Schlamperei würden Köpfe rollen.
    Die Tür öffnete sich und eine junge Frau betrat den Raum, gefolgt von einem stämmigen Mann. Bei seinem Anblick verzogen sich Lord Vallaines Lippen zu einem feinen Lächeln. Er sah aus wie ein Raubtier, das sich auf leichte Beute und ein leckeres Mahl freut.
    »Ah, Femke, erneut bist du deinem Ruf gerecht geworden, deine Aufgaben äußerst zuverlässig zu erledigen. Sei dir meines tiefsten Dankes versichert, dass du Barrathos so schnell gefunden und hergebracht hast! Du sollst für diesen Dienst reich belohnt werden.«
    »Es war mir eine Freude, Eure Kaiserliche Majestät. Aber wenn Ihr im Moment keine weiteren Wünsche habt, würde ich mich mit Eurer Erlaubnis gern zurückziehen und ein wenig ausruhen. Es war eine lange Reise«, erwiderte Femke.
    »Natürlich, Femke. Geh. Schlaf gut. Morgen habe ich allerdings vielleicht schon einen neuen Auftrag für dich. So ruhe mit meinem Segen.«
    »Danke, Eure Kaiserliche Majestät. Soll ich zu einer bestimmten Zeit bei Euch sein?«
    »Nein, Femke, geh und schlafe. Ich werde dich rufen lassen, wenn es so weit ist«, entgegnete Vallaine freundlich.
    Femke nickte, machte einen tiefen Knicks und verließ rückwärts den Raum. Vallaines scharfem Blick war jedoch nicht entgangen, dass in den Augen der jungen Frau keinerlei Müdigkeit gestanden hatte. Femke war eine Frau nach seinem Geschmack, eine Meisterin ihres Fachs – der List und der Intrige. Sie war misstrauisch, dessen war sich Vallaine sicher, doch welchen Verdacht sie genau hegte und was sie zu unternehmen gedachte, entzog sich seiner Kenntnis. In dem Spiel, das Vallaine trieb, war Femke eine
unbekannte Größe. Es konnte durchaus sein, dass er sie eines Tages vom Spielbrett nehmen musste, doch im Augenblick war die schlaue Spionin noch viel zu wertvoll, als dass er bereit gewesen wäre, sie zu opfern. Nein, er würde Femke mit Aufträgen beschäftigen, damit ihr keine Zeit für Zweifel und Argwohn blieb. Vallaine lächelte in sich hinein, als sich die Tür hinter ihr schloss.
    Vallaine ließ die Maske des Kaisers fallen und wandte sich Barrathos zu, den die Verwandlung zum Hohen Lord des Inneren Auges nicht sonderlich zu überraschen schien. Allerdings war der hünenhafte Mann wohl sowieso schon nervös, da er sich fortwährend die tellergroßen verschwitzten Hände rieb.
    »Weshalb habt Ihr mich rufen lassen, Lord Vallaine?«, fragte Barrathos, und trotz des prunkvoll eingerichteten Zimmers hallte seine tiefe Stimme hohl wider.
    »Um mich deiner Fähigkeiten zu bedienen, Barrathos, weshalb sonst?« Aus Vallaines eingesunkenen Augen blitzte boshafte Freude über das Unbehagen des großen Mannes. »Trotz des Zwischenfalls mit dem Gorvath bist du der fähigste Hexenmeister, den ich kenne. Ich wünsche, dass du noch einmal Dämonen heraufbeschwörst. Dein Versagen habe ich dir verziehen. Aber dieses Mal, Barrathos, kann ich mir keinen Rückschlag leisten.«
    Vallaine behielt für sich, dass Barrathos auch der einzige Hexenmeister war, den er kannte. Die Hexerei war aus gutem Grund die arkane Kunst, die am

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