Damon Knight's Collection 02 (FO 03)
mit ihr mit.
Sie war aufgeregt; die Probe regte sie immer auf. Etwas Angst und Nervosität, nicht zuviel. Vermutlich neugierig, wie die Probe ablief. Der junge Mann stürmte ins Zimmer, und ihr Gesicht erbleichte. Sonst änderte sich nichts. Ihre Nervosität nahm zu, nicht unangenehm. Als er sie packte, war das einzige Gefühl, das sie vermittelte, Nervosität.
»Cut«, sagte Herb.
Das nächste Mädchen war ebenfalls eine Brünette mit hinreißend langen Beinen. Sie war sehr kühl, eine echte Profi. Ihr bewegliches Gesicht spiegelte die Skala der zu erwartenden Gefühle wider, während die Szene durchgespielt wurde, aber in ihr regte sich nichts. Sie war von all dem Millionen Meilen weit entfernt.
Die nächste nahm John auf Anhieb gefangen. Sie trat langsam in das Zimmer, schaute sich neugierig um, nervös wie alle. Sie war jünger als die anderen Mädchen, weniger gefaßt. Sie hatte mattgoldenes Haar, das sich in kunstvollen Wellen auf ihrem Kopf türmte. Ihre Augen waren braun, ihre Haut hübsch getönt. Als der Mann hereinstürmte, verwandelte sich ihr Gefühl schnell in Angst, dann in Entsetzen. John wußte nicht, wann er die Augen schloß. Er war das Mädchen, von unsäglichem Entsetzen erfüllt; sein Herz hämmerte, Adrenalin pumpte durch seinen Körper; er wollte schreien, konnte aber nicht. Aus den dunklen unergründlichen Tiefen seiner Psyche wallte etwas anderes auf, das sich mit dem Entsetzen so vermischte, daß beides emporstieg und zu einem einzigen Gefühl wurde, das pulsierte und pochte und forderte. Mit einem Ruck öffnete er die Augen und starrte die Scheibe an. Das Mädchen war auf eine der Couches geworfen worden, und der Mann kniete neben ihr auf dem Boden, ließ seine Hände über ihren nackten Körper spielen, preßte das Gesicht gegen ihre Haut.
»Cut!« sagte Herb. Seine Stimme bebte. »Engagiert sie«, sagte er. Der Mann stand auf, betrachtete das nun schluchzende Mädchen, beugte sich rasch vor und küßte sie auf die Wange. Ihr Schluchzen wurde stärker. Ihr goldenes Haar war herabgefallen, rahmte ihr Gesicht ein; sie sah wie ein Kind aus. John riß den Helm herunter. Er schwitzte.
Herb erhob sich, knipste das Licht im Raum an, und die Scheibe verschwand, ging in die Wand über. Er schaute John nicht an. Als er sich das Gesicht abwischte, zitterte seine Hand. Er steckte sie heftig in die Tasche.
»Wann hast du mit diesen Tests angefangen?« fragte John nach einigen Augenblicken des Schweigens.
»Vor ein paar Monaten. Ich habe dir davon erzählt. Zum Teufel, wir mußten es tun, John. Das ist das sechshundertneunzehnte Mädchen, das wir ausprobiert haben. Sechshundertneunzehn! Alles Schwindlerinnen, bis auf diese eine! Hohl vom Hals an aufwärts. Hast du eine Ahnung, wie lange wir gebraucht haben, um das herauszufinden? Für jede einzelne Stunden. Hiermit ist es nur noch eine Frage von Minuten.«
John seufzte. Er wußte es. Ja, er hatte es selbst vorgeschlagen, als er sagte: »Finde eine Grundsituation der Angst für den Test.« Er hatte nicht wissen wollen, was sich Herb ausgedacht hatte.
Er sagte: »Okay, aber sie ist noch ein Kind. Was ist mit ihren Eltern, den Rechten und so weiter?«
»Das regeln wir schon. Mach dir darüber keine Sorgen. Was ist mit Anne?«
»Sie hat mich seit gestern fünfmal angerufen. Die Haie waren zuviel für sie. Sie möchte uns beide heute nachmittag sehen.«
»Du scherzt wohl! Ich kann doch jetzt nicht von hier fort!«
»Quatsch! Ich scherze nicht. Sie sagt, kein Einstöpseln, wenn wir nicht auftauchen. Sie will Pillen nehmen und schlafen, bis wir bei ihr sind.«
»Mein Gott! Das wagt sie nicht!«
»Ich habe Plätze reserviert. Wir fliegen um zwölf fünfunddreißig.« Sie starrten sich einen Augenblick stumm an, dann zuckte Herb die Achseln. Er war ein kleiner Mann, nicht dick, aber kräftig. John war über sechs Fuß groß, muskulös und hatte ein Temperament, das er, wie er wußte, zügeln mußte. Andere hatten den Verdacht, daß bald lauter Leichen herumlägen, wenn er ihm einmal freien Lauf ließe, aber er beherrschte es.
Früher war es ein physischer Akt, eine Anstrengung des Körpers und des Willens gewesen, dieses Temperament zu unterdrücken; jetzt war es etwas so Automatisches, daß er sich nicht einmal an eine Gelegenheit erinnern konnte, bei der es wieder auszubrechen drohte.
»Also, Johnny, wenn wir Anne sehen, so überlaß mir ihre Behandlung. Einverstanden? Ich werde es kurz machen.«
»Was willst du tun?«
»Ich werde ihr eine
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