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Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Titel: Damon Knight's Collection 09 (FO 16) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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sah ihn herauskommen. Vor Stunden mußte er von einer Dinnerparty gerufen worden sein. Jetzt, in seinem aufgelösten Anzug, ähnelte er einem traurigen, verschmutzten Pinguin. Er ging zu den anderen vier und hob mit seltsam beschwörender Geste die Hände hoch.
    Die fahrbaren Krankenbetten, die Kabelrollen, noch mehr Arzte, noch mehr Schwestern bewegten sich in Tankers Zimmer, und bald darauf tauchte Tankers Bett auf, als hätte es einen eigenen Willen, immer noch bedeckt und umgeben von Apparaturen, Meßgeräten, Behältern und aufleuchtenden Lichtern. Es bewegte sich, wie es Sturbridge schien, in einer penetrant feierlichen Prozession, vorbei an den fünf gequälten Ärzten und in den wartenden Fahrstuhl. Die Tür wurde geschlossen.
    Sturbridge hörte eine Schwester. „Zentrale“, sagte sie, „hier die chirurgische Abteilung. Patient John Phillpott Tanker verschied vier Uhr siebenunddreißig in der Frühe.“
     
    Sturbridge rief seine Zeitung an und gab die Todesstunde durch. Als er durch den frühen Morgen fuhr, stellte er sich vor, wie schön es war, nach Hause zu kommen, die Kleider auszuziehen und es sich bequem zu machen.
    Als er etwa eine halbe Seite getippt hatte, drang ihm der Geruch gebackenen Schinkens in die Nase. Gott, er hatte gar nicht gewußt, wie hungrig er war. Als er aß, erzählte er Maisie die ganze Geschichte. Dann schlief er über der Schreibmaschine ein. Maisie ließ ihn eine Weile schlafen, weckte ihn dann, und er beendete den Artikel. Er nannte ihn „Die Nacht, in der John Phillpott Tanker starb“, und Maisie trug ihn zur Zeitung, während er sich ins Bett legte.
    Selbst Lawrence Jennings kam herüber, um ihm Lob zu spenden. „Sie rufen andauernd an, Walter. Es gefällt ihnen. Wir brauchen noch etwas. Kannst du noch was schreiben?“ Grubers Bruder und andere Ärzte und ein befreundeter Rechtsanwalt redeten ihm zu. Er erkläre die Probleme so, daß der einfache Mann sie verstehen könne. Er nannte seinen zweiten Artikel „Der legale Tod“. Briefe strömten herein: „Ein Mann ist tot, wenn er tot ist, das weiß doch jeder Idiot.“ Andere wieder zeigten mehr Verständnis.
    Er besuchte Familien, die unter ihrer Last zusammenbrachen: Invaliden, die weder starben noch lebten, noch gesund wurden. Stattdessen lebten sie mit den Hoffnungen und furchtbaren Ängsten der Beinahe-Toten, an das Leben gebunden mit einer Nabelschnur, die von der modernen Wissenschaft fabriziert wurde. Er kannte diese Familien gut. Er schrieb und schrieb und nannte den Artikel „Die hoffenden Anwärter“.
    Alle Anwärter verdienten es allerdings nicht gleichermaßen. In Grubers Kontrollzimmer, in der Nacht, als Tanker starb, hatte er den Namen Krillus gehört. Schwach erinnerte er sich an einen Skandal, konnte aber nichts Genaues darüber finden. Einer der anderen Reporter, Hank Coggins, half ihm nach.
    „Dieser junge Krillus ist ein richtiger Hurensohn. Nicht nur, daß er drei junge Mädchen vergewaltigt hat und zwei Leute mit seinem Wagen totgefahren hat. Das mag noch angehen, manche Jungens sind nun mal sehr wild. Ein junger Bursche, voll Saft und Kraft, kann eine ganze Menge anstellen, aber wenn er möglicherweise groß und ein anständiger Kerl wird, vergibt man ihm. Aber dieser Krillus, Tony heißt er, ist ein ganz gemeiner Bastard. Schon immer gewesen. Hat Katzen ausgeweidet. Schlug kleine Kinder. Das Geld seines Vaters holte ihn überall heraus. Aber er wurde krank und hatte völlig kaputte Nieren. Sie entzündeten sich, und etwa eine Woche, bevor Tanker starb, standen sie vor der Wahl, ihm die Nieren herauszunehmen oder ihn sterben zu lassen. Und sie nahmen sie heraus.“
    Sturbridge nickte: „Ich habe die künstliche Nierenmaschine gesehen, die sie benutzten, um ihn am Leben zu halten, bis Tanker kam.“
    „Ach so? Nun, Krillus hat nur den einen Jungen. Seine Frau ist jetzt ein paar Jahre tot. Er selbst ist nur ein mieser alter Furz. Kein anständiger Arzt wollte seine Niere in so einen dreckigen Sack stecken, außerdem war er zu alt und sollte warten.“ Hank machte eine Pause, um sich eine Zigarette anzustecken. „Früh an dem Morgen, als Tanker starb, verpflanzten sie eine seiner Nieren in Tony Krillus, und sie arbeitete gut. Anfangs nahm er Medizin und hielt eine gewisse Diät ein, aber nach drei Wochen lebte er genau wie du und ich und tut es noch.“
    Sturbridge versuchte, Rowalski zu interviewen, dem es gut ging, aber die Klinik erlaubte keine Besuche. Eines Tages fuhr er hinaus, um

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