Damon Knights Collection 4
vertraulich.«
»Natürlich.«
»Und kein Tamtam am Ende. Kein blödes, sentimentales Abschiedsessen. Keine idiotische Golduhr, keine Aktenmappe mit Initialen, keine Rauchergarnitur. Vielleicht nur eine Fotografie mit etwas Vertrautem, mit einer Abschiedskarte, die ihr alle unterschrieben habt. Ich würde es wie einen Schatz hüten.«
»Wie immer Sie’s wünschen.«
Er stand einen Moment still und dachte nach: »Ihre Party. Ich vermisse Lauras Parties. All die alten Freunde sind dahingegangen. Ach, die schöne Zeit, die wir damals in Georgetown hatten. Bis vier, fünf Uhr morgens. Ich wünschte, Laura hätte Sie gekannt. Sie hätte Sie bestimmt gemocht.« Sein Gesicht umwölkte sich.
»Sie können jederzeit dableiben. Sie wissen, wo das Gästezimmer ist.«
Seine Augen leuchteten auf. »In diesem Fall würde ich, glaube ich, kommen.« Er legte einen Arm um ihre Schultern und versuchte seinen genießerischsten Seitenblick. »Von Ihrem Schlafzimmer aus gerade den Korridor hinunter.«
»Und was machen schon billige fünfundachtzig Jahre unter Freunden?«
»Das ist mein Satz, Sie vorlautes Stück.«
Diese Richter, werden Sie folgern, müssen etwas von dem schöpferischen Künstler in sich haben, sie müssen ein wie Antennen registrierendes Gefühl haben und Urteilsfähigkeit über logische, geschweige denn quantitative Beweise hinaus.
Richter Felix Frankfurter
Helen Nord lebte auf einer zweihundert Morgen großen Farm nahe Port Royal in Virginia, eine Autostunde auf dem Superhighway vom Gericht entfernt. Washington war in der Nähe geboren worden. Grant und Lee hatten hier gekämpft, und Private Corbett hatte John Wilkes Booth in einer brennenden Scheune ein paar Meilen entfernt erschossen. Sie hatte das Land von ihren Strachey-Vorfahren geerbt, und John Nord hatte das große Haus selbst entworfen. Ihre Söhne wurden hier geboren und aufgezogen, und nun waren sie erwachsen und weggegangen. Sie war jetzt dankbar für andere Interessen, andere Bindungen. Ein steter Strom ihrer Richterkollegen und deren Frauen kam zu ihren Dinners und Wochenend-Parties. Natürlich hatte sie selten alle hier draußen versammelt. Die Atmosphäre war gespannt, wenn Burke und Godwin nur im gleichen Raum saßen. Heute abend war die Godwin-Gruppe vertreten, nämlich diejenigen, die der alte Herr beschimpfen konnte, ohne sie zu beleidigen.
Die Damen des Gerichts hatten sie sofort als rechtmäßige Nachfolgerin Laura Godwins akzeptiert und glaubten ihren eigenen, etwas anonymen Status aufgewertet durch die direkte Vertretung ihres Geschlechts auf der Hohen Bank. Millie Pendleton erklärte es ihr. »Laura sagte gewöhnlich, daß Washington voll von berühmten Männern sei und den Frauen, die sie geheiratet hatten, als sie jung waren. Aber schließlich haben wir jetzt eine Freundin am Gericht.«
Im Augenblick führte Laura gerade eine Gruppe den Gartenweg hinter dem Haus hinunter.
Godwin verließ den Pfad und ging hinüber zu der großen Eiche. Ihre toten Blätter vom vergangenen Jahr waren noch an den Ästen festgefroren. Die anderen warteten. Er rief zurück: »Sie sind sicher, daß es Ihnen nichts ausmacht?«
»Mir macht es nichts. Aber verletzen Sie sich nicht.«
»Ha!« Er trat wild nach dem Baumstamm und schwankte dann eine Weile. Ein verlorenes, totes Blatt flatterte nieder und blieb in seinem Bart hängen. Unwirsch schnippte er es weg. Als er sich der Gruppe wieder anschloß, erklärte er sachlich: »Ich wurde in Manhattan geboren, in einem Hospital nahe der alten Third Avenue El, in den Tagen, als sie noch auf diesen wundervollen Dampflokomotiven fuhren. Laura liebte das Land, aber ich hasse es, mit seiner reinen Luft und nervtötenden Grillen in der Nacht. Deswegen läßt Helen mich immer nach einem Baum treten, wenn ich hier herauskomme.« (Sie hatten das alle schon viele Male vorher gesehen.) »Kommt, gehen wir weiter zu diesem Brunnen.«
Helen Nord lachte. »Er ist gerade da drüben, Herr Richter.« Sie führte sie zu einem Loch, ungefähr fünf Fuß im Durchmesser, das von einer doppelten Schicht von losen Hohlziegeln eingefaßt war, und rief zu Moore zurück. »Nick, hier ist Ihr Brunnen.« Sie deutete auf ein langes Stück Rohr, das aus dem Loch herausragte. »Heute haben wir das Rohr verschalt. Der Bohrarbeiter traf bei 50 Fuß auf Wasser – vierzig Gallonen in der Minute. Er brachte den Landvermittler und den Staatsgeologen mit heraus. Sie schauten danach und schüttelten nur den Kopf. Der Geologe hatte
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