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Damon Knights Collection 4

Damon Knights Collection 4

Titel: Damon Knights Collection 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Entfernung ist keine Schwierigkeit.«
    Sie stockte und schaute ihre Gäste rundum an. Mrs. Pendleton hatte ihren Stuhl näher herangezogen und saß auf der Kante des Polsters. Moores Pfeife war schon lange ausgegangen. Ben Edmonds beobachtete sie mit unbeteiligten Augen.
    »Es muß ein schreckliches Erlebnis gewesen sein«, sagte Pendleton ernst. »Aber ich bin froh, daß Sie’s uns erzählt haben. Es ist dem Fall Tyson wirklich zweckdienlich, besonders in der Frage der psi-Übermittlung. Aber entschuldigen Sie, Helen, ich glaube, Sie waren noch nicht fertig.«
    »Ich möchte nur, daß Sie es alle verstehen. Für mich, als Individuum, existiert psi. Ich stimme mit Mr. Winters überein, daß psi eine allgemeine menschliche Erfahrung ist, daß die meisten Leute mit irgendeiner Art von psi schon in Berührung gekommen sind und daß die Mitglieder des Gerichts außergewöhnlich befähigt sind. Auf der anderen Seite scheinen psi gewisse Symptome anzuhaften, und je höher unser Rang in der Gesellschaft, um so widerwilliger sind wir, unsere Erfahrungen oder Fähigkeiten mit psi zuzugeben. Deswegen wollen wir sie durch eine geheime Abstimmung ergründen. Ben, würdest du bitte Papier und Bleistift herumreichen. Ich möchte, daß jeder ›ja‹ auf den Zettel schreibt, falls er jemals ein psi-Erlebnis gehabt hat, und ›nein‹, wenn nicht. Ben wird sie dann in dieser Vase sammeln.«
    Godwin brummelte: »Mädchen, ich bin alt, aber ich bin nicht verrückt. Das ist ein albernes Spiel, und ich spiele es nicht mit.«
    »Macht nichts. Sieben Stimmzettel sind auch aufschlußreich.« Sie zog die Papierstreifen aus der Vase. »Fünfmal ja, zweimal nein. Sie wissen alle, wie ich gestimmt habe. Deshalb, den Richter nicht mitgezählt, hatten vier von Ihnen ein psi-Erlebnis und zwei keines. Die Herren Pendleton und Blandfort hatten, wie ich annehmen würde, keines. Die Mehrheit für ›ja‹ scheint zu zeigen, daß psi ein ziemlich oft auftauchender Faktor in der Tretmühle unseres täglichen Lebens ist. Es ist nichts Seltsames oder Überirdisches, bis wir es nicht dazu machen.«
    »Sehr dramatisch, Helen«, sagte Moore. »Aber wenn Sie so fest an psi glauben, folgt nicht daraus, daß die Suche nach Tyson und seine Ergreifung verfassungsmäßig war und daß er rechtmäßig verurteilt wurde?«
    »Natürlich nicht. Ich habe das schon erklärt. Meine Intuition, mein eigenes psi, wenn Sie so wollen, sagt mir, daß Tyson unschuldig ist. Deshalb werde ich für Aufhebung des Urteils stimmen.«
    »Sie werden’s ihnen zeigen, Helen«, sagte Mrs. Pendleton fest.
    Ihre Gastgeberin beugte sich vor und zupfte Edmonds am Ärmel. Sie zeigte auf Godwin, der in der tiefen, weichen Polsterung des Sessels zusammengesunken war. Seine Augen waren geschlossen, und seine äußersten Schnurrbartenden vibrierten in langsamem Auf und Ab.
    Edmonds stand leise auf, nahm den Richter mit hypnotischer Sanftheit auf, als ob dieser ein Kind wäre, und ging ruhig, seine Bürde leicht gegen seine Brust gelehnt, auf die Stufen zu.
    Die Gäste beobachteten es fasziniert. Mrs. Pendleton versuchte, Helen Nords Blick aufzufangen, aber Helen legte einfach den Finger auf die Lippen. Schließlich erstarb das gemessene, gedämpfte Geräusch der Schritte über ihnen.
    Moore schüttelte seinen Kopf vor Verwunderung. »Wenn das jemand anders versucht hätte, wäre der alte Herr an die Decke gegangen.«
    »Was für ein Mann«, murmelte Mrs. Pendleton. »Worauf warten Sie noch, Helen?«
    »Er hat mich nie gefragt«, sagte Helen Nord kurz. »Millie, würden Sie mir beim Kaffee helfen?«
     
    Das Mädchen hatte bereits die Decke zurückgeschlagen. Edmonds schob eine Hand unter Godwins Kopf und legte den alten Mann nieder auf die bereitliegenden Laken. Dann zog er ihm die Schuhe aus, lockerte den Gürtel und deckte ihn zu. Dann bemerkte er, daß Godwin noch wach war und ihn beobachtete.
    »Setzen Sie sich, Ben. Wann werden Sie der kleinen Neil den Heiratsantrag machen?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht nie. Sie kann – ihn nicht vergessen. Und ich habe ein persönliches Problem. Vielleicht sind wir auch beide zu alt.«
    »Natürlich denkt sie immer noch an ihn. Das soll sie auch. Aber das Leben geht weiter. Erinnerungen sollten ein Garten sein und kein Gefängnis. Sprechen Sie mit den drei Jungen. Bringen Sie sie auf Ihre Seite. Seien Sie fest mir ihr. Oh, was seid ihr beide so dumm. Die letzten zwanzig Jahre mit Laura waren meine schönsten. Der erste April kam so schnell. Sie liebte

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