Damon Knights Collection 8
völliger Dunkelheit, und vor der Tür drehte er sich noch einmal nach den im tiefen Schatten liegenden Wald um. Er konnte Doyles Stimme von der anderen Seite der Schleuse, die offenstand, hören.
„Keinen Grund, den Rückflug länger hinauszuzögern. Weitere Erkenntnisse und Proben würden lediglich bestätigen, was wir ohnehin schon wissen …“ Die nicht so kräftige Stimme von Tryoll mischte sich ein, doch waren seine Worte unverständlich. Doyle fuhr fort: „Spätestens morgen nacht. Nur noch so viel Zeit, um die angefangenen Untersuchungen zu beenden …“
Lorin stand wie angewurzelt. Nur noch ein einziger Tag. Langsam betrat er das Schiff, wo Doyle ihm entgegentrat. Sorgfältig besorgte er den Gewichtsausgleich und schaute Doyle zu, der die von ihm gesammelten Proben kontrollierte, ihr Gewicht noch einmal überprüfte und dann zum Mitnehmen freigab. Lorin brachte das abgelehnte Material hinter das Schiff zu den anderen Dingen: einem wachsenden Müllhaufen, Kartons mit Abfällen und nutzlosen Dingen, die niemandem mehr dienten, darunter giftige Substanzen, radioaktive und unzerstörbare Werkstoffe. Der Müllhaufen reizte seinen Zorn, und er fand, sie hätten die Abfälle ruhig vergraben können. Doch das war keine Lösung, denn selbst vergraben verloren sie nicht die giftige Wirkung, die diese jungfräuliche Welt so rücksichtslos besudelte.
Jan weigerte sich wieder, mit ihm im Zelt zu nächtigen. „Ich wache dauernd auf und lausche“, sagte sie. „Hier drinnen hört man wenigstens die Maschinen dröhnen, und andere Leute. Wenigstens etwas. Mir gefällt es da draußen nicht, Lorin. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen. Ich habe Angst und komme mir wie abgeschnitten vor …“ Sie zuckte hilflos mit den Achseln, und er bedrängte sie nicht weiter. Er beschloß, allein im Zelt zu übernachten. Die anderen schauten ihm skeptisch nach, denn verstehen konnte keiner sein Verhalten. Sie alle waren froh, wenn sie dieser stillen, toten Welt wieder den Rücken kehren und in die gewohnte Umgebung zurück durften, ihre Berichte schreiben, im eigenen Bett schlafen, sich auf die nächste Expedition vorbereiten. Lorin winkte und marschierte zu seinem Zelt. Das Wetter hatte sich nach dem Sturm stark abgekühlt, und für die Nacht war Schnee angesagt. Er braute sich Kaffee und trank ihn; er wartete darauf, daß die ersten Flocken fielen. Als es zu schneien begann, betrachtete er es eine Stunde lang, dann schlüpfte er in seinen Mantel und ging nach draußen. Die Stille der Welt war durch den Schnee noch tiefer geworden; es war eine schweigende Landschaft in Schwarz und Weiß, wie eine zum Leben erwachte bukolische Kohlezeichnung. Der Schnee fiel senkrecht herab, verwandelte die Szenerie, verfremdete den Wald, versperrte die Konturen des Raumschiffs, so daß es verschwommen und traumhaft aussah.
Er schritt am Waldrand entlang und hob von Zeit zu Zeit den Kopf, um die fallenden Flocken mit dem Gesicht aufzufangen, sie in den Augen kühl zu spüren. Ab und zu schaute er zum Schiff zurück, das immer mehr mit dem Hintergrund verschmolz, bis es verschwunden war. Er holte tief Luft, aber in seinem Inneren trauerte er bei dem Gedanken, daß Jan von ihm getrennt war. Er wanderte eine Stunde, ehe er umkehrte, und auf dem Rückweg wählte er einen Weg durch den Wald. Unter den Bäumen war nur wenig Schnee gefallen; die dichten, bis zu dreißig Meter dicken Baumkronen hatten ihn aufgefangen. Nun platschte nur noch selten eine Nuß herab; diese Phase war vorbei. Die Stille des Waldes war noch gewaltiger als je zuvor, ein schlafender Wald unter einer Daunendecke aus Schnee. Als er auf das Flußrauschen lauschte, vernahm er das über Felsen fließende Wasser fern zu seiner Linken. Er orientierte sich nach dem Flußlauf und dem fernen Brausen, das ab und zu erstarb; dann bog er nach links ab, bis er es wieder vernahm.
Der saubere, kalte Fluß, das Fruchtfleisch der Nüsse, die Öl zum Verbrennen lieferten, für Kerzen, Pilze, Wurzeln, das seltsame hüfthohe Gras mit seinen getreideähnlichen Ähren – auf dieser Welt war Erntezeit, reichhaltiger, als er es bisher gekannt hatte.
Als er schließlich wieder bei seinem Zelt anlangte, drückte ihn die Erschöpfung mit Zentnerlast auf das Bett, und er fiel sofort, noch völlig angezogen, in tiefen, erholsamen Schlaf. Vor dem Frühstück rief er Jan zu sich ins Zelt und zeigte ihr die Nüsse, die er gefunden hatte, und als er ihr seine Erlebnisse vom vorigen Tag zu Ende
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