1520 - Schöhneit, die der Satan schenkte
»Zieh dir deine Jacke über den Kopf, du verdammte Schlampe. Dann sieht man nichts.«
Die Frau jammerte. »Nein, das ist doch alles eine große Scheiße. Ich werde nie mehr so sein wie sonst. Meine Schönheit ist einfach weg und…«
»Sie war nie richtig da, Rita, hast du gehört? Nie. Das meiste war sowieso künstlich.«
»Ich kann so nicht unter die Leute gehen.«
Der Mann erwiderte: »Das musst du auch nicht. Das ist nicht nötig. Es gibt genügend junge Dinger, die darauf warten, deinen Platz einnehmen zu können. Die außerdem noch dankbar sind und sich nicht so verhalten wie du, verdammt noch mal.«
»Ich will aber nicht!«
Die Antwort bestand aus einem Klatschen. Mir war klar, dass der Typ nicht in die Hände geklatscht hatte. Wahrscheinlich war seine flache Hand im Gesicht der Frau gelandet. Und wenn ich seine Worte richtig interpretierte, dann war er nicht bereit, nachzugeben.
»Hör auf!«
»Nein, ich mache dich fertig. Und danach wird man dich kaum mehr erkennen, du undankbares Stück Dreck. Ich weiß, wie du aussiehst, aber die Strafen der Hölle haben eben ihre eigenen Gesetze. Da kann man nichts machen.«
Strafen der Hölle? Hatte ich wirklich diese Aussage gehört oder hatte ich sie mir nur eingebildet?
Bei mir läutete die Alarmglocke jetzt noch heftiger als schon zuvor. Es gab für mich keine Hemmungen mehr, die Damentoilette zu betreten, und so stieß ich die Tür heftig nach innen.
Vor mir lag ein Waschraum mit zwei Becken. Helle Kacheln an den Wänden, eine Querwand, die allerdings eine Öffnung hatte, durch die ich in den Nebenraum gelangen konnte, wo die Toiletten lagen.
Von dort hörte ich auch das Weinen der Frau und die harte Stimme des Mannes, der ihr wieder drohte und ihr sagte, dass er sie an den Haaren rausschleppen würde, wenn es sein musste.
»Das werden Sie nicht!«
Meine Stimme ließ ihn nicht nur zusammenzucken. Er schrie zugleich auf und fuhr mit einer heftigen Bewegung herum, damit er mich anschauen konnte.
Von der Frau sah ich nur die Rückseite. Sie lehnte an der Wand und wollte wohl niemandem ihr Gesicht zeigen.
Der Typ war ein fetter Bursche im hellen Anzug. Dazu trug er ein schwarzes Hemd, und an seinen dicken Fingern schimmerten silberne Ringe, die nicht eben harmlos aussahen. Er hatte ein aufgedunsenes Gesicht und fettige Haare, deren Farbe kaum zu erkennen war.
»Mach dich vom Acker!«, zischte er.
»Das glaube ich nicht!«
»Hau ab, du Arsch!«, brüllte er mich an. »Wenn du hier den edlen Ritter spielen willst, hast du dich vertan. Mach, dass du wegkommst, sonst schlage ich dich zu Brei!«
Zuzutrauen war ihm das. Solche Typen setzten auf Gewalt. Und er wollte auch nicht mehr viel reden. Nicht mal drei Sekunden ließ er mir Zeit, bevor er auf mich zukam.
Ich hätte jetzt noch Zeit gehabt, die Flucht zu ergreifen. Aber genau das wollte ich nicht.
Ich wollte auch nicht von einer Faust getroffen werden, die mit zahlreichen Ringen bestückt war. Das hätte schwere Verletzungen hinterlassen können, und deshalb kam ich dem Schläger zuvor, der durch mein Aktion völlig überrascht wurde.
Ich war bei ihm, bevor er zuschlagen konnte. Nur hatte ich nicht die Faust genommen, sondern das Bein. Der Tritt erwischte ihn hart und traf ihn völlig unvorbereitet.
Mit einem würgenden Laut auf den Lippen wankte er zurück und sah, dass ich ihm folgte. Er riss seine Arme zur Deckung hoch, ohne sich jedoch zu wehren, und so landete mein nächster Schlag unterhalb des Kinns.
Wieder keuchte er abgehackt.
Ich setzte noch mal nach, aber ich drosch ihm keine Faust ins Gesicht, sondern packte ihn am Jackenkragen und schleuderte ihn so heftig herum, dass er zu Boden fiel und auf dem gefliesten Boden bis zur Wand rutschte und dort liegen blieb.
Er stöhnte und fluchte zugleich. Ich wollte sicher sein, keinen hinterlistigen Angriff zu erleben, denn wenn ich mich um die Frau kümmerte, dann musste ich ihm für kurze Zeit den Rücken zudrehen.
Das konnte ich mir bei einem Schläger wie ihm nicht erlauben.
Er raffte sich auf. Bevor ich bei ihm war, rannte er stolpernd zum Ausgang. Für ihn zählte offenbar nur noch, von hier wegzukommen, und ich ließ ihn laufen, denn die Frau war im Moment wichtiger für mich. Sie würde mir sicherlich mehr über den Kerl verraten können.
Noch immer stand sie auf derselben Stelle. Sie drehte mir den Rücken zu, hielt den Kopf gesenkt und weinte leise vor sich hin.
Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal bemerkt, was mit dem Typ
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