Damon Knights Collection 8
vornübergebeugten Schultern zum Streifenwagen und fuhr ihn von der Fahrbahn weg.
Der Leutnant näherte sich, als Robinson mit dem Zündschlüssel hantierte. „Ein bißchen plötzlich“, sagte der Leutnant und schob ein neues Magazin in seine Maschinenpistole.
Gene Wolfe
Die Wiedereinführung der Peitsche
Die Suite der bildhübschen Miss Bushnan war überall mit rotem Kunststoff und grüngefärbtem Leder ausgestattet. Echtes Leder, sehr modern, zusammen mit Kunststoff, in Grün und Rot, das war dieses Jahr der letzte Schrei. Doch wirkte ihr Louis-Quatorze-Sekretär, Sal, in dieser Umgebung sehr fehl am Platze.
Miss Bushnan hatte vom ersten Tag an einen Widerwillen gegen diese Suite gehabt – obgleich sie sich kaum beschweren konnte, da sie damit möglicherweise nicht nur die Stadt Genf, sondern die ganze souveräne Schweizer Nation beleidigen würde. An jenem Abend bemühte sie sich redlich, Rot und Grün zu mögen, und zwischendurch ruhten ihre Blicke zur Erholung auf dem kühlen Relief des Brunnens. Es war die Kopie eines Salzstreuers von Cellini, ein Kunstwerk, auch wenn ihr ein Wohnzimmerbrunnen im hundertundfünfundzwanzigsten Stockwerk einigermaßen komisch vorkam. In einem typischen Stimmungsumschwung fragte sie sich, wo sie wohl untergebracht worden wäre, hätte sie sich ihr Quartier selbst und ohne Vorbestellung, jetzt in der Hochsaison, suchen müssen; wahrscheinlich im dritten Stock einer schäbigen Vorstadtpension.
Sie pries also die Großzügigkeit der souveränen Schweizer Republik und die Freigiebigkeit der Stadt Genf, und das Hotel und die Konferenz der Vereinten Nationen über menschliche Werte, die der Schweizer Republik zum Ruhme et cetera gereichte und die freien Gebirgsbewohner dazu veranlaßte, selbst nicht stimmberechtigte Konferenzbeobachter, wie sie es war, während der Hochsaison kostenlos in Hotelsuiten unterzubringen. Sal hatte vor ein paar Minuten einen Gibson serviert, und sie nahm das Glas von der Brunnenkante, um daran zu nippen; erstaunt stellte siefest, daß es bereits zu drei Vierteln leer war; Rot und Grün .
Ein muskulöser, nackter Triton lag zurückgelegt da, Wasser strömte vom Haar herab, über den Bart, tropfte aus dem Mund und von den Ohren. Seine gleich Eiern glatten und ausdruckslosen Augen weinten um sie. Sie stellte das leere Glas behutsam auf den Rand des Brunnens und beugte sich vor, um sein blankes, nasses, steinernes Fleisch zu streicheln.
Lächelnd sagte sie ihm in Gedanken, wie schön er sei, und er errötete bei dem Kompliment und sprudelte rosa Limonade hervor. Sie dachte daran, sich auszuziehen und zu ihm hineinzuklettern, wo das kühle Wasser ihre nun erhitzten Wangen erfrischen würde. Nicht daß sie etwa wirklich Lust auf den Triton gehabt hätte, falls er sich, unwahrscheinlich genug, in Fleisch und Blut verwandeln sollte, wies sie sich plötzlich zurecht. Wenn sie einen Mann fürs Bett brauchte, konnte sie jeden Abend zehn haben und anschließend die Episode aus Sals Gedächtnis ausradieren. Sie brauchte einen Mann, aber sie wollte nur einen, nämlich Brad (dessen richtiger Name sich bei der Gerichtsverhandlung als Aaron herausgestellt hatte, wie die bittere Frau in ihrem Inneren, die sie auch nicht durch einen Gibson zum Schweigen bringen konnte, sie erinnerte). Der Triton versank, und an seiner Stelle war da Brad, der lachend das Wasser des Atlantik abschüttelte, während er mit hochgerissenen Armen nach dem Handtuch griff, das sie ihm zugeworfen hatte. Brad, der durch die Brandung rannte …
Sal unterbrach ihre Träumerei, als er auf lautlosen Gleitern hereingerollt kam. „Ein Herr möchte Sie sprechen, Miss Bushnan.“ Sal hatte echte Schubladengriffe an den aufgesetzten Schubladen, und sie klingelten leise wie Modeschmuck, als er vor ihr stehenblieb, um die Botschaft auszurichten.
„Wer?“ Miss Bushnan richtete sich auf und strich eine braune Haarsträhne aus der Stirn.
Sal antwortete ausdruckslos: „Ich weiß nicht.“ Der Gibson hatte Miss Bushnans Sinne angenehm umnebelt, aber trotzdem empfand sie diese Ausdruckslosigkeit als etwas Verdächtiges.
„Hat er dir keine Karte gegeben oder sich vorgestellt?“
„Doch, Miss Bushnan, aber ich kann sie nicht lesen. Obgleich es für mich eine Bandkassette Italienisch um nur zweihundert Dollar gibt, wie Sie sich bestimmt entsinnen werden, Miss Bushnan. Sie vermittelt Kenntnisse in Lesen, Schreiben, Sprechen und die Grundbegriffe der großen italienischen Kunst.“
„Die
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