Damon Knights Collection 9
Tanker starb. Und von den Dingen, die Gruber und sein Bruder ihm seither erzählt hatten. Bei einem Essen bei Hartman trafen die Sturbridges eine Krankenschwester von der Universitätsklinik, Gladys Peterson, eine alte Bekannte von Mrs. Hartman. „Mr. Sturbridge braucht Ihre Hilfe“, sagte Mrs. Hartman. „Er muß genau wis sen, was los war.“
Gladys nahm einen großen Schluck Bourbon und legte los. Sie war ein großes, blondes, plumpes Mädchen, gutmütig und freundlich. Sie hatte ein Gespür dafür, was wichtig war. Sie führte Sturbridge durch das sich anbahnende Drama in den Operationsräumen, als die Patienten hinaufgebracht wurden. Sie folgte ihnen, als sie in die verschiedenen Operationszimmer gebracht wurden und sagte ihm, was in den Zimmern war. Mit der Ankunft des Körpers von John Philipott Tanker war die allgemeine Story beendet, denn sie blieb in dem Raum, wo die Herztransplantation von Tanker auf Rowalski gemacht wurde.
„Eine solche Sache ist wirklich aufregend, Mr. Sturbridge. Ich meine, selbst wenn man jahrelang in Krankenhäusern gearbeitet hat wie ich, ist da immer etwas, wenn ein Herz in eine fremde Person gelegt wird, was mir einen Schauder über den Rücken jagt. Ich glaube, ich bin nicht zäh genug.“ Sie machte eine Pause, um an ihrem Bourbon zu nippen, fuhr sich schnell durch die Haare und schaute herum, ob ihr auch alle zuhörten.
„Sie hatten Rowalski schon mindestens eine gute Stunde im Operationszimmer, bevor Tanker schließlich starb. Sie standen die ganze Zeit über mit dem OP in Verbindung, weil Rowalski rechtzeitig an die Herz-Lungen-Maschine angehängt werden mußte, aber auch nicht zu früh, weil es nicht gut ist, länger als unbedingt notwendig an diesen Herz-Lungen-Maschinen zu hängen.“ Sie leerte ihren Bourbon, und Mrs. Hartman brachte einen neuen. Gladys nahm einen kräftigen Schluck. „Ich sage Ihnen, Mr. Hartman, ich könnte heute einfach nicht mehr Krankenschwester für alles sein. Ich könnte es nicht mehr aushalten. Als ich Schwester für alles war, machte nur ein Doktor die Operation und die anderen Ärzte halfen ihm, die Sachen aus dem Wege zu räumen, damit er sehen konnte, was er gemacht hatte. Und wenn sie versuchten, selbst etwas bei der Operation zu machen, dann schlug er ihnen kräftig auf die Finger. Aber so ist es heute nicht mehr. Was, wenn man eine Herz-Lungen-Maschine anhängt und vielleicht eine Tracheotomie machen muß, das heißt, man muß am Hals eine Röhre einsetzen, wo der Anästhesieapparat angehängt wird, und dann den Körper öffnen, um an die Leber, die Niere oder das Herz oder was weiß ich, was man gerade verpflanzt, heranzukommen, nun, da braucht man drei oder vier Leute, die gleichzeitig schneiden und nähen. Da gibt es viel zu tun, und es geht schnell, schnell, schnell, so daß die Hilfsschwestern wirklich fix sein müssen und wirklich aufpassen müssen, weil die jungen Ärzte, wenn sie ihre Hand ausstrecken, es sofort haben wollen. Eine Schwester kann mit einem Arzt die Nacht zuvor ausgewesen sein, aber im Operationssaal muß sie auf Draht sein. Wenn sie da nicht mitkommt, geht sie mit dem Arzt nicht mehr weg und reicht ihm auch keine Instrumente mehr.
Wissen Sie, Mr. Sturbridge, was mir nicht geheuer ist, das war, als Rowalkis Herz herausgenommen hatten und Mr. Tankers Herz noch nicht drinnen war. Dann schaut man wirklich hinüber zur Herz-Lungen-Maschine, wo das Blut durch den großen Zellophanbeutel läuft und der Sauerstoff durch das Blut blubbert. Man kann die Pumpe bum-bum-bum machen hören und das Blut durch die Plastikschläuche fließen sehen, die von der Maschine über den Boden zu Rowalski liefen. Dann nehmen sie das Herz von Tanker aus dem Behälter, und sie halten es in der Hand und machen es zurecht, damit es exakt sitzt und, wissen Sie, ich hätte am liebsten der Pumpe zugerufen: nicht anhalten, nicht anhalten, nicht anhalten, weil man direkt sehen kann, daß die Pumpe das Einundalles ist.“
„Mit diesen Händen“ wurde im ganzen Land abgedruckt, und Sturbridge hatte das seltene und erfreuliche Vergnügen, sich überall zitiert zu sehen und zu hören. Als der Readers Digest um die Nachdruckrechte bat, fand er, daß auch in den vollsten Krug noch etwas hineingeht. Sturbridges Stil hatte, was man Appeal nennt. UPI bat ihn, eine Kolumne zu schreiben, am Anfang einmal die Woche, über Transplantationsprobleme. UPI meinte, es würde schon gehen, wenn er es versuche.
Seine Sorge um Rowalskis Familie war aufrichtig.
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