Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
geschnüffelt hatte, leerte auch er ihn angeekelt auf den Boden. Er wollte lieber ein Glas Wasser, frisch aus dem Hahn im Badezimmer. Er machte sich zu seiner Hütte auf, doch Jangler rief ihn zurück.
»Noch ist der Spaß nicht vorbei!«, ließ der Lockpick ihn wissen.
»Hab gar nicht gemerkt, dass er angefangen hat«, murrte Jody.
»Bevor ihr euch zurückzieht«, fuhr der alte Mann fort, »oder euch in den Speisesaal begebt, wo ein köstliches Abendessen auf euch wartet, haben wir ein letztes Spielchen zu spielen.«
»Können wir das nicht morgen machen?«, meldete sich Alasdair zu Wort.
»Aber nicht doch«, entgegnete Jangler. »Es muss heute Abend stattfinden. Morgen haben wir dafür keine Zeit, außerdem muss man es bei Dämmerung spielen.«
»Die Knirpse sind ziemlich kaputt nach dem ganzen Rumgerenne heute. Ich glaub nicht, dass die für irgendetwas zu begeistern sind«, meinte Alasdair.
Jangler setzte ein breites Lächeln auf und zeigte seine Beißerchen. »Oh, wenn sie erst einmal hören, worum es geht, werden sie durchaus begeistert sein. Die Kinder der Bauern von Mooncot können gar nicht genug davon kriegen. Es ist ihr absolutes Lieblingsspiel. Sie nennen es Wen-beißt-der-Werwolf.«
Die Jüngeren begannen aufgeregt zu tuscheln und waren urplötzlich wieder hellwach.
»Wie spielt man das?«, fragte Tommy mit weit aufgerissenen Augen.
Über den Rand seiner Brille hinweg blickte Jangler alle reihum an. »Einer von euch ist ein Werwolf – nur einer«, erklärte er ernst. »Wer, das werde ich bestimmen. Der Rest von euch muss fortlaufen und sich im Wäldchen hinter den Hütten verstecken. Der Werwolf bleibt so lange hier und zählt bis hundert, dann beginnt er seine Jagd. Fängt er euch, muss er euch beißen. Dann werdet auch ihr zu wilden Bestien. Der Werwolf und seine neuen Gefährten machen sich dann gemeinsam auf die Jagd. Spürt die jämmerlichen Menschen auf, die sich in ihre Verstecke kauern! Heute Nacht sind sie euer Essen und Trinken. Ihr seid dazu bestimmt, euer leidgeprüftes Rudel zu vergrößern. Und so breitet sich die schreckliche Infektion immer weiter aus. Derjenige, der am Schluss ungebissen übrig bleibt, gewinnt.«
»Cool«, hauchte Tommy.
Die anderen dachten das Gleiche und konnten es gar nicht erwarten anzufangen. Alasdair war völlig baff, wie schnell sie sich erholt hatten. Auf einmal schienen sie vor Energie überzuschäumen.
Jody hielt sich den Kopf. Sie fühlte sich komisch, fast schon schwindelig. Die ungeduldige Aufregung und Vorfreude der Kleinen jagte ihr einen nervösen Schauer über den Rücken. Sie wollte in den Wald rennen und nie wieder anhalten. »Was stimmt nicht mit mir?«, nuschelte sie. »Ich kann kaum noch atmen.«
Maggie, die ganz in der Nähe stand, begann zu kichern. »Ich fühle mich echt … albern. Wirklich … ha, ha, ha!«
Christina sah die beiden besorgt und verwirrt an. Auch sie fühlte sich merkwürdig. Ohne Vorwarnung stieß sie ein hohes, unnatürliches Lachen aus, wirbelte herum und stampfte mit den Füßen.
Marcus schwirrte der Kopf. Er wollte unbedingt der Werwolf sein. Er wollte im Mittelpunkt stehen und zur Abwechslung einmal von allen ernst genommen werden. Dann konnte Charm ihn nicht mehr ignorieren. Er würde sie einfangen und ihr den fettesten Knutschfleck überhaupt verpassen. Marcus warf den Kopf in den Nacken und heulte laut.
Charm hörte ihn trotzdem nicht. Sie starrte gebannt auf die Laternen, die zwischen den Pfosten hingen. Noch nie hatte sie solche intensiven, wunderschönen Farben gesehen. Es war bezaubernd. Die Lichter tanzten über ihr langweiliges Wollkleid und verwandelten es in eine zauberhafte Robe aus rosa Tüll und Chiffon.
»Ich bin eine Prinzessin!«, rief sie und wiegte sich stolpernd in einem langsamen Walzer.
Alasdair beobachtete die anderen mit zunehmender Sorge. Aufgrund des Weins und der Sonne waren seine Sinne angenehm betäubt, trotzdem sah er glasklar, dass hier etwas mehr als schieflief. »Was haben Sie gemacht?«, brüllte er Jangler an. »Was war in der komischen Maibowle?«
Der Alte gluckste, gab aber keine Antwort. Die Wirkung des Getränks war mehr als zufriedenstellend. Es hatte schneller angeschlagen als erwartet. Die Kinder waren aufgedreht, aufnahmefähig und begierig darauf, das Spiel zu spielen.
»Da hat jemand fleißig Cocktails gemixt«, sagte Lee zu Alasdair. »In dem Früchtepunsch könnte alles Mögliche an Chemie stecken. Das wird hier bald unschön. Ich hoffe nur, der alte
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