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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Vorwort
     
    Zu ihrer Zeit hatte man die CONQUEST als »die größte Leistung der Menschheit« und »das atemberaubendste Abenteuer der Geschichte« gepriesen. Sie war in der Tat ein beeindruckendes Gebilde: ein Raumschiff von annähernder Kugelform, mit einem Polardurchmesser von 3 und einem Äquatorialdurchmesser von 3,5 Kilometern, das bis dahin umfangreichste und komplizierteste Projekt der Ingenieurtechnik. Ausgestattet mit neuartigen Synchrotron-Triebwerken war die CONQUEST in der Lage, mittels konstanter Beschleunigung der Lichtgeschwindigkeit beliebig nahe zu kommen und mit Hilfe der bei relativistischen Geschwindigkeiten auftretenden Längen- und Zeitverzerrung riesige Entfernungen zurückzulegen.
    Mit einer Besatzung von 3000 Männern und Frauen aus allen Bereichen der Erde brach die CONQUEST am 7. Mai 2013 in den Weltraum auf. Ihr Kommandant war Ashley Benjamin Bannister, ihr Ziel: die spiralförmige Galaxis NGC 3031 in der Konstellation Ursa Major. NGC 3031 war nach damaligem Wissensstand rund drei Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Für die Besatzung würde infolge der bereits erwähnten Zeitdilatation während des Fluges nur relativ wenig Zeit verstreichen: rund zwei Jahre, die für die Beschleunigung bzw. die Abbremsung benötigt wurden. Hinzu kamen ein vorläufig unbestimmter Zeitraum des Aufenthalts in der fremden Galaxis und nochmals zwei Jahre für den Rückflug. Nach spätestens zehn Jahren, rechnete man, würde die CONQUEST zur Erde zurückkehren.
    Nur – auf der Erde wären inzwischen 6 000 000 Jahre verstrichen.
    Spätere Generationen der Erdbevölkerung vermochten die Begeisterung, mit der ihre Vorfahren das gewaltige Projekt ausgestattet hatten, nicht mehr nachzuempfinden. Welchen Nutzen brachte der Menschheit eine Expedition, deren Rückkehr sie nach aller Wahrscheinlichkeit nicht erleben würde, wenigstens nicht als Spezies Homo sapiens? Ungeheure Summen waren ausgegeben worden, um dreitausend Männern und Frauen zu einem Abenteuer zu verhelfen, das gewiß einmalig, aber für den Rest der Erdbevölkerung völlig ohne Profit war. Die hochtrabenden Epitheta, mit denen man die Expedition der CONQUEST in den ersten vier Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts belegt hatte, verwandelten sich in ihr Gegenteil. Aus der »größten Leistung« und dem »atemberaubendsten Abenteuer« wurde DIE HAARSTRÄUBENDSTE IDIOTIE ALLER ZEITEN.
    Schließlich beruhigten sich die Gemüter wieder. Die Menschheit hatte auch noch andere Sorgen. Um das Jahr 3000 war das »Unternehmen CONQUEST« nur noch ein kleiner Absatz im umfangreichen Text der Menschheitsgeschichte. Im Jahr 5000 hätte nur noch ein auf das 21. Jahrhundert spezialisierter Historiker überhaupt einen Hinweis auf die CONQUEST zu finden vermocht.
    Im Jahr 12 000 war die letzte Spur getilgt, die CONQUEST endgültig vergessen.
    Ashley Benjamin Bannister und seine Mannschaft indes fochten all diese Vorgänge wenig an. Sie waren auf dem Weg nach NGC 3031. Sie erreichten ihr Ziel – nicht ohne Fährnisse – und hielten sich auf der eigenartigen Welt der Kroniden mehrere Jahre lang auf, bevor sie den Rückflug antraten.
    In diesem Augenblick stehen sie im Begriff, zu einer Erde zurückzukehren, die für ihr Verständnis sechs Millionen Jahre in der Zukunft liegt …
     
    Anmerkung: Die Erlebnisse der CONQUEST-Besatzung während des Fluges nach NGC 3031 und innerhalb der fremden Galaxis sind geschildert in dem UTOPIA-CLASSICS-Taschenbuch Nr. 42, RINGPLANET IM NGC 3031, erschienen ebenfalls bei Verlag Arthur Moewig GmbH in Rastatt.
     

 
1.
     
    Er war so müde, daß er am liebsten auf der Stelle eingeschlafen wäre. Es kostete ihn Willenskraft die Rungen der Leiter eine nach der andern zu packen und durch den rohrförmigen Schacht zu dem kleinen Zwischendeck hinabzuklettern, auf dem die Unterkünfte lagen.
    Ashley Bannister, Kommandant der CONQUEST, hatte in der Befehlszentrale seines Raumschiffs mehr als vierzig Stunden lang ununterbrochen Dienst getan. Jetzt war er am Ende seiner Kräfte. Er hatte sehen wollen, wie sich die matten Lichtpunkte der äußeren Planeten, Neptun, Uranus und Saturn, aus dem Strahlenkranz der Sonne lösten und den Heimkehrern signalisierten, daß sie Ziel und Endpunkt ihrer langen Reise erreicht hatten.
    Jemand mußte sich verrechnet haben. Es würde noch einen halben Tag dauern, bis wenigstens Neptun zu sehen war – falls er nicht auf der anderen Seite der Sonne stand. So lange hielt Ashley Bannister es nicht

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