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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schaffen machte. Potts war kein Optimist. Wer fünf Jahre in einem texanischen Knast gesessen hat, ändert seine Meinung über die Menschheit. Es laufen so viele Psychopathen frei herum, dass es ein Wunder ist, wenn man morgens lebendig in seinem Bett aufwacht, ganz zu schweigen davon, eine Fahrt auf einem Superhighway heil zu überstehen. Das alles musste man verdrängen und sicher in einem Gehirnkämmerlein wegsperren, bevor man aus dem Haus ging. Man musste sich zwingen, alles zu vergessen, was man über das Leben wusste und als wahr erkannt hatte, und so tun, als wären die Menschen eben doch gut und nicht nur die Horde von Dieben, Spinnern und Drecksäcken, als die man sie kennengelernt hatte. Und das machte Potts wahnsinnig. Es war anstrengend, sich dauernd etwas vorzumachen. So verdammt anstrengend, dass er ständig hundemüde war.
    Potts warf einen Blick auf Squiers, der mit gerunzelter Stirn stur über das Lenkrad blickte und den großen Denker markierte. Riesig, bleich und blöde, war er das genaue Gegenteil von Potts, der fast so etwas wie Bewunderung für ihn übrig hatte, obwohl er es kaum aushielt, ihn um sich zu haben, und der Meinung war, dass die Welt um einiges sicherer wäre, wenn Squiers von einem Zug überrollt würde. Squiers war langsam und umständlich, und was sich in seinem Oberstübchen abspielte, hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem, was in Potts' Kopf ablief. Squiers machte sich nie Sorgen, wurde nie nervös, hatte nie Angst, konnte im Stehen schlafen wie eine Kuh. Er stellte keine Fragen, gab keine Antworten, stritt sich nicht rum. Entweder er tat etwas, oder er ließ es bleiben, und weil die Entscheidung darüber offenbar ohne jeglichen Denkprozess zu Stande kam, wusste man vorher nie genau, wie sie ausfallen würde. Er war vielleicht der zufriedenste Mensch, dem Potts je begegnet war. Ein Film über ein blutiges kleines Kettensägenmassaker oder ein Stapel billiger Pornohefte genügten, und Squiers war selig wie ein Kleinkind. Potts dagegen hatte es am Magen und rechnete fest damit, dass ihm eines schönen Tages der Himmel auf den Kopf fallen würde. Und deshalb beneidete er Squiers ein bisschen, auch wenn er ihn auf den Tod nicht ausstehen konnte. Richie, der sie gern als Dick und Doof bezeichnete, machte Witze darüber, dass sie zwar zusammengenommen den perfekten Mitarbeiter abgaben, einzeln jedoch die totalen Vollnullen waren. Für Richie hatte Potts auch nicht besonders viel übrig, obwohl er gut löhnte und man als Exknacki nicht allzu wählerisch sein konnte.
    Der Transporter fuhr immer höher und höher hinauf, raus aus dieser Welt und rein in die nächste, vorbei an schweineteuren Häusern auf Stelzen, die Millionen gekostet hatten und trotzdem mit dem Arsch dreißig Meter über einem Canyon hingen. Man sollte doch meinen, dass bei so viel Kohle auch noch ein Garten mit drin gewesen wäre. Potts konnte sich ein Leben ohne Garten nicht vorstellen. Ein Garten musste sein. Damit man sich raussetzen, ein Bierchen zischen und einen Burger grillen konnte. Sogar seine kleine Bruchbude draußen in Redlands hatte einen Garten. Aber im Grunde konnte man die ganze Hollywood-Hills-Szene sowieso in die Tonne treten. Ein paar Millionen für'ne mickrige Hütte ohne Garten, aber mit dem Arsch überm Abgrund. Typisch Hollywood, echt. Ein einziger Beschiss von vorne bis hinten. Filmstars? Dass ich nicht lache. Filmspastis! Ein Haus mit Garten ist das einzig Wahre.
    »Hundertdreiundzwanzig«, sagte Squiers.
    Potts sah ihn an. »Was?«
    »Tote hab ich gesehen.«
    »Du verlogener Drecksack. Hundertdreiundzwanzig? Was ist das denn für'ne Zahl? Warst du Wärter in Auschwitz oder was? Meine Fresse.«
    »Nein, echt. Ich hab mal einen Flugzeugabsturz gesehen. Da waren hundertdreiundzwanzig Opfer zu beklagen.«
    Dass Squiers einen Ausdruck wie »Opfer zu beklagen« in den Mund nahm, wirkte auf Potts wie ein rotes Tuch. Der Kerl log doch, der hatte das aus dem Fernsehen, und dass irgendwelche Opfer zu beklagen waren, hatte ein Nachrichtensprecher gesagt. Squiers wusste doch noch nicht mal, was das bedeutete. Was zum Henker bildete er sich ein, so einen Ausdruck zu benutzen? Potts beschloss, ihm zu zeigen, wo der Hammer hing.
    »Du hast also einen Flugzeugabsturz gesehen?«
    »Genau.«
    »Du hast gesehen, wie der Flieger runtergekommen ist?«
    »Nicht, wie er auf den Boden gekracht ist, das nicht. Aber ich bin kurz danach vorbeigekommen, als da die ganzen Feuerwehrautos rumstanden und so.«
    »Und du

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