Danger - Das Gebot der Rache
Glas, die in dem luftleeren Raum eigentlich schon seit Tagen hätte tot sein müssen.
»Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich umziehen möchte.«
»Nun, sollten Sie sich dazu entscheiden, kann ich Ihnen einen sehr guten Immobilienhändler empfehlen.«
Darauf wette ich.
»Was Wally in die Hand nimmt, gelingt.«
»Ich werde mich bei Ihnen melden«, sagte Olivia und stand abrupt auf, um das Gespräch zu beenden und die Tatsache zu verbergen, dass sie gerade gelogen hatte. Sie wollte keinem Kumpel von RJ Dodd in die Tasche spielen, geschweige denn irgendwelche Geschäfte mit ihm machen.
Er zuckte in seinem viel zu engen Anzug die Schultern, als wäre es ihm egal, aber Olivia spürte seine Enttäuschung. Zweifelsohne hätte er für die Vermittlung eine Provision eingestrichen.
»Danke für Ihre Hilfe.«
»Es war mir ein Vergnügen.«
Sie schüttelte seine schwitzige Hand und ließ sie schnell wieder los.
Ihre Großmutter hatte einen Betrüger für gewöhnlich auf sechs Meilen Entfernung riechen können. Wie um alles in der Welt war sie dann bloß bei diesem Bauernfänger gelandet? Weil seine Dienste billig sind, war die naheliegende Antwort. Und davon einmal abgesehen, war RJ der Neffe einer von Grannies Freundinnen.
»Es gibt nur eine Sache, die mir zu denken gibt«, sagte RJ und wuchtete sich aus seinem quietschenden Schreibtischsessel.
»Und die wäre?«
»Wie kommt es, dass Sie das Haus und das Inventar geerbt haben, während Ihre Mutter nur das Geld von der Versicherung bekommen hat?«
»Sie sind der Anwalt. Sagen Sie es mir.«
»Virginia hat nie darüber gesprochen.«
Olivia verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. Er war auf Informationen aus, aber sie verstand nicht, warum. »Ich schätze, Grannie mochte mich einfach lieber.«
Er spannte die fleischigen Wangen an. »Das wäre natürlich möglich. Ich kannte sie nicht genauer, nur so gut, dass ich sie für eine seltsame Frau hielt. Manche Leute hier aus der Gegend behaupten, sie sei eine Voodoo-Priesterin gewesen, habe Tarotkarten gelegt und die Zukunft aus dem Teesatz gelesen. Sie wissen schon – übersinnliche Fähigkeiten.«
»Nun, man soll eben nicht alles glauben, was man so hört, nicht wahr?«, sagte Olivia und versuchte, das Thema zu wechseln, das für ihren Geschmack gerade viel zu privat wurde.
»Es geht das Gerücht, Sie hätten diese Fähigkeiten geerbt.«
»Ist es das, was Sie wissen wollen, Mr. Dodd? Ob ich eine Hellseherin bin?«
» RJ , bitte«, erinnerte er sie grinsend und entblößte dabei einen goldenen Backenzahn. »Kein Grund, sich aufzuregen. Ich wollte lediglich Konversation betreiben.«
»Warum fragen Sie nicht meine Mutter danach?«
»Bernadette behauptet, sie hätte diese Gabe – wenn man so sagen will – nicht geerbt, dafür aber Sie.«
»Oh, ich verstehe … sie überspringt eine Generation. Natürlich.« Olivia lächelte ihn an, als wollte sie sagen, dass nur ein Idiot solchem Gewäsch Glauben schenken könne. Es gab keinen Grund, die Gerüchte zu bestätigen oder zu widerlegen. Sie wusste zwar gut, wie sehr sie der Wahrheit entsprachen. Doch das ging Ramsey Dodd nichts an.
»Hören Sie«, sagte er und trat rascher um seinen Schreibtisch herum, als man es einem Mann seines Umfangs zugetraut hätte. »Ein Ratschlag. Kostenlos.« Er schien seine übliche Großspurigkeit abzulegen. »Ich weiß, dass Ihre Großmutter oft an Sie gedacht hat. Ich weiß auch, dass sie eine … ungewöhnliche Frau war, die man aufgrund ihrer Visionen für merkwürdig hielt. Manche Leute vertrauten ihr bedingungslos, hätten sogar ihr Leben in ihre Hände gelegt. Meine Tante war eine von ihnen. Andere dagegen dachten, sie wäre mit schwarzer Magie befasst oder verrückt oder aber beides. Es hat ihr das Leben nicht leichter gemacht. Wäre ich an Ihrer Stelle, würde ich den Mund halten, was diesen ganzen Quatsch anbelangt.«
»Ich werde daran denken.«
»Tun Sie das … Ihre Großmutter hätte diesen Rat auch besser beherzigt.«
»Sonst noch etwas?«, fragte sie.
»Nein. Das war’s. Passen Sie auf sich auf.«
»Mach ich. Noch einmal: Danke für Ihre Hilfe.« Olivia steckte den braunen Umschlag, den er ihr gegeben hatte, in ihren Rucksack.
»Es war mir ein Vergnügen, für Sie tätig zu sein. Sollten Sie Ihre Meinung ändern, was den Verkauf des Hauses anbelangt, rufen Sie mich einfach an, und ich werde dafür sorgen, dass sich Wally mit Ihnen in Verbindung setzt …«
Sie wartete nicht darauf, dass er sie zur Tür
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