Danger - Das Gebot der Rache
Prinzessin noch immer Richtung Fenster starrte. Als wüsste sie, dass er dort war.
Schnell kroch er aus den Sträuchern und lief durch den dichten Regenschleier davon. Er war viel zu lange geblieben. Ärgerlich legte er an Tempo zu und rannte mit langen Schritten über den nassen Rasen bis zur Ecke, wo er in eine schmale Gasse einbog. Drei Blocks weiter gelangte er auf den Parkplatz eines stillgelegten Gebäudes mit vernagelten Türen und Fenstern, in dem einst eine Tankstelle untergebracht gewesen war.
Er schwitzte, als er in den Wagen mit den getönten Scheiben stieg, aber nicht etwa vor Anstrengung, sondern vor Aufregung. Er zog seine Laufsachen und die Handschuhe aus und legte sie ordentlich zusammengefaltet in eine Ledertasche.
Bald war es so weit.
Bald würde Rick Bentz spüren, wie schmerzhaft es war, das Liebste auf der Welt zu verlieren.
Doch zunächst einmal musste Bentz wissen, was ihm drohte, musste Angst verspüren, echte Angst – eine dunkle, nagende Furcht, die an ihm zehrte, wenn er feststellte, dass alles, was ihm etwas bedeutete, in Gefahr war, gleichgültig, was er tat.
Während der Erwählte ein Handtuch aus der Tasche zog, trat ein Lächeln auf seine Lippen. Schnell fuhr er sich mit dem rauhen Frottee über Gesicht und Nacken. Dann nahm er sich die Zeit, einen Blick in den Rückspiegel zu werfen. Blaue Augen starrten ihm entgegen. Hungrige Augen. »Schlafzimmerblick« hatte schon mehr als eine Frau dazu gesagt. Wie dumm zu glauben, sie könnten ihn verführen!
Doch da … hinter seinem Kopf nahm er etwas wahr, den kaum merklichen Anflug eines Schattens. Etwas stimmte nicht mit seinem Spiegelbild, es war, als würde ihn jemand beobachten. Rasch wandte er sich um und blickte mit zusammengekniffenen Augen aus dem beschlagenen Heckfenster in den Regen, um zu erkennen, ob jemand von hinten in den Wagen spähte.
Draußen bewegte sich nichts.
Niemand war auf diesem verlassenen Parkplatz. Und dennoch … Irgendwie spürte er eine Verbindung. Es war nicht das erste Mal, er hatte bereits zu verschiedenen Gelegenheiten das Gefühl gehabt, jemand sei bei ihm. Jedes Mal wurde dieses Gefühl ein wenig konkreter, eine Spur intensiver. Schweißtropfen rollten über seine Schläfen. Sein Herz hämmerte wild.
Paranoia … das ist es. Bleib cool. Konzentrier dich.
In diesem entlegenen Teil der Stadt war keine Menschenseele, niemand, der in dieser finsteren Nacht durch die getönten Scheiben der Limousine spähte.
Er musste sich beruhigen. Geduldig sein. Alles würde sich fügen. Rick Bentz’ schlimmster Alptraum hatte bereits begonnen.
Er wusste es nur noch nicht.
[home]
Kapitel eins
D u brauchst eine Frau«, sagte Reuben Montoya, als sie den Polizeiwagen auf dem Parkplatz vor Bentz’ Apartmenthaus abstellten.
»Na schön. Vielleicht könnte ich mir eine von deinen borgen.« Bentz fasste nach dem Türgriff. Das Letzte, was er brauchte, war der Ratschlag eines jungen Cops, dem das Hirn nicht selten in die Hose rutschte, was auch der blinkende Diamantstecker in Montoyas Ohr und das sorgfältig getrimmte Ziegenbärtchen an seinem Kinn bestätigten. Der Detective war schlau wie ein Fuchs, aber noch ein bisschen grün hinter den Ohren. Und er wusste nicht, wann er besser die Klappe halten sollte.
»He, ich bin neuerdings monogam«, behauptete Montoya. Bentz schnaubte.
»Ja, ja.«
»Ich meine es ernst.« Montoya stellte die Automatik auf Parken, dann griff er in seine Jackentasche und zog eine Schachtel Zigaretten hervor.
»Wenn du es sagst.«
»Ich könnte dich verkuppeln.« Bentz’ Partner war noch keine dreißig, hatte eine Haut wie Bronze, ein umwerfendes Lächeln und genug Ehrgeiz besessen, um seine ärmliche Latino-Herkunft hinter sich zu lassen und sich mit einem Sportstipendium das College zu finanzieren. Er konnte nicht nur wahre Wunder mit einem Fußball vollbringen, sondern bekam jedes Semester ausschließlich Bestnoten – und als ihm dann bei seinem Abschluss die Zukunft strahlend wie die Sonne zu Füßen lag, entschied er sich, zur Polizei zu gehen.
Das musste man sich mal vorstellen!
Montoya klopfte eine Filterzigarette aus der Schachtel, zündete sie an und blies eine Rauchwolke aus. »Ich kenne eine nette ältere Dame, eine Freundin von meiner Mutter –«
»Halt die Klappe.« Bentz warf ihm einen Blick zu, der ihn zum Schweigen bringen sollte. »Vergiss es. Es geht mir gut.«
Montoya hörte nicht auf. »Es geht dir definitiv
nicht
gut. Du lebst allein, gehst nie aus und
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