Daniel Briester - Hass verbindet
ich mit ihr reden? Kirsten und Tina wussten wenigstens, wer Goethe war, was Opern sind und wie man sich in einem Restaurant benimmt, konnten mit Messer und Gabel essen und nahmen nicht das Fischbesteck für eine Vorspeise, die nicht annähernd an Fisch erinnerte. Wusste sie nicht, da sie nie französisch essen war, da beherrscht sie nur das andere, wie du weißt."
"Tina und Benehmen", lachte Daniel hämisch.
"Du bist ein mieser Kerl. Du hast sie drei Jahre in dein Bett gezogen, sie dir mit Versprechungen gefügig gemacht, herum gesäuselt, Tina, du bist niedlich und dann redest du so über die Frau? Schämst du dich nicht? Ja, sie konnte sich perfekt benehmen."
"Danke Doktor Briester. Frau Claassen, ein weiterer Straftatbestand. Verlese ich zwei Briefe.
Sehr geehrter Doktor Briester, Sie werden sich wundern, warum ich Ihnen schreibe. Bitte lesen Sie, dann verstehen Sie es.
Zunächst entschuldigen Sie bitte meine etwas unsaubere Schrift, aber es geht nicht anders, da durch meine Krankheit meine Motorik leidet, neben meinem Wissen. Deswegen Entschuldigung für die profanen Formulierungen.
Wenn Sie diesen Brief erhalten, bin ich bereits tot, aber auf den Tod freue ich mich, da er mir die Schmerzen nimmt. Unwichtig, ich weiß.
Komme ich zu dem, was ich Ihnen mitteilen möchte.
Ich habe Angst, dass sich Doktor Jana Behrend, heute Briester, an einem aus Ihrer Familie vergreift, zum Beispiel an Ihrem einzigen Sohn Torsten. Ich weiß, dass Daniel Ihr Halbbruder ist. Woher? Unwichtig! Jana weiß es übrigens ebenfalls. Sie hat einmal zu mir gesagt, Torsten wird nie etwas erben, weil er kein Briester ist. Der einzige Erbe von all dem riesigen Vermögen ist Daniel. Er ist der Erbe seines Vaters, nämlich von Erich. Ich muss weit zurückgehen.
1992 Meine Freundin nahm mich abends zu einem Studententreffen mit. Es war einer der wenigen Abende, wo ich einmal wegging. Ich lernte Frank Häger kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Er war meine ganz große Liebe und ich unbeschreiblich glücklich. Dass er etwas mit Häger-Industry zu tun hatte, habe ich erst acht Jahre später erfahren. Es folgte meine erste Beziehung. Sie dauerte leider nicht sehr lange. Jana Behrend nahm mir Frank, oder besser, er entschied sich für diese sehr schöne Frau. Ich konnte es verstehen. Es hat lange gedauert, bis ich seine Unehrlichkeit verdaut hatte. Eine Studentin sagte mir Monate später, Frank nimmt jede mit, Hauptsache sie sieht gut aus. Er ist nicht eine Träne wert. Nur so leicht war es nicht für mich. Wahrscheinlich stimmt es, den ersten Mann vergisst man nie.
1995 Ich lernte Carsten Willmer kennen. Es war Zuneigung, wenn nicht die große Liebe wie bei Frank. Das hielt ebenfalls nicht lange an. Eines Tages kam ich in seine Wohnung und fand ihn mit Jana Behrend in einer ziemlich eindeutigen Situation vor. Ich bin weg und das war das Ende meiner zweiten Beziehung. Ich stürzte mich in meine Arbeit, Männer waren indiskutabel. Ich wollte nie wieder diese inneren Schmerzen spüren. Dass er der Erbe einer großen Privatklinik war, habe ich erst später von Felix erfahren. Durch einen Zufall traf ich Jana bei einem Antiquitätenhändler. Ich beobachtete sie und stellte fest, dass sie mit diesem Herrn ein Verhältnis hatte. Wenige Tage später las ich, dass der Mann verstorben sei. Als ich erfuhr, dass eben jene Jana Behrend erbte, dämmerte es bei mir allmählich. Sie suchte Männer, die reich waren. Da ich Frank und Carsten für Normalos hielt, erklärte es sich für mich, warum sie nie ein Paar geworden waren.
Der nächste Mann war Doktor Felix Frieser. Durch ihn geriet mein gesamtes Leben durcheinander, obwohl er nichts dafür konnte. Ich spürte Hass auf alle Männer - bis auf wenige Ausnahmen. Ich wurde so, wie ich später eben war. Es war keine Liebe zwischen Felix und mir. Wir hatten nie Sex, sondern waren Freunde. Ich lernte Felix und seine damalige Verlobte, Anita Heimann, durch meinen Vater Claus Keitler kennen. Ich fand ihn faszinierend, aber besonders gefiel mir, dass man ihm und Anita die tiefe Liebe, die enge Verbundenheit ansah. So eine Beziehung hatte ich mir zweimal erträumt. Leider vergebens. Wir unterhielten uns und stellten viele Gemeinsamkeiten fest. Mit Anita war ich danach einige Male im Museum, im Cafe oder Einkaufen. Die beiden luden mich zu Freunden ein, nahmen mich mit in die Oper. Es waren für mich nette Abende, etwas Abwechslung, da ich ansonsten nur meine Arbeit kannte. Ich stand damals kurz vor dem Ende meines
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