Daniel Taylor und das dunkle Erbe
bleiben, sie im Arm halten und sie beruhigen.
Neben ihm wippte Marla mit einem Fuß, die Arme vor der Brust verschränkt. »Tu doch nicht so menschlich, Silvan, da kommt mir ja gleich das Kotzen!«
Neidisch? , schickte Daniel der Dämonin seine Gedanken. Dann pass mal auf, es kommt noch besser. Von Marla angestachelt, beugte er sich zu Nessa hinunter und gab ihr einen schnellen Kuss auf den Mundwinkel. Als er vor ihr zurückweichen wollte, schlossen sich ihre Arme fest um seinen Nacken. Sie zog ihn an sich und schon verschmolz sein Mund mit ihren weichen Lippen. Jetzt entkam Daniel ein überraschtes Keuchen. Das war … wow! Ihm wurde bewusst, dass er zum ersten Mal ein Mädchen richtig küsste. Nessa schmiegte sich an ihn und ihre Lippen öffneten sich leicht, woraufhin er mit der Zunge in ihren Mund schlüpfte. Zögerlich kam sie ihm entgegen. Ihr Kuss glich einem zärtlichen Tanz.
Zum Glück hab ich die künstlichen Eckzähne vorher rausgenommen. Sein Herz pochte heftig, während Marla neben ihm Geräusche von sich gab, als müsse sie sich übergeben. Ich will jetzt nichts falsch machen. Ob meine Küsse gut genug sind? Ich hab doch keine Ahnung!
Daniel wollte sie an sich pressen, ihren Körper mit seinen Händen erkunden, aber Vanessa drückte ihn plötzlich von sich. »Ich wünsche dir auch süße, äh, schöne Träume.« Sie klang atemlos. Schnell drehte sie sich um, schaffte es jedoch nicht, den Schlüssel ins Schloss zu stecken, so sehr zitterten ihre Finger.
»Lass mich das machen, darin hab ich ja Übung.« Er griff um sie herum und schon war die Tür offen, obwohl er bestimmt nicht weniger aufgeregt war als sie.
»Gute Nacht«, sagte Nessa. Sie schenkte ihm einen kurzen, aber so intensiven Blick, dass es Daniel ganz heiß wurde. Bevor sie im Haus verschwand, griff er in seine Hemdtasche und drückte ihr den MP3-Player in die Hand. »Du hast ihn mehr verdient als ich.«
Ihre Brauen hoben sich. »Wieso?«
»Einfach so«, murmelte er. Weil du schlau bist, dich verletzt hast, furchtbare Angst hattest und doch so tapfer warst; weil du hübsch bist und einfach wunderbar; weil du schon immer meine beste Freundin warst und ich total in dich verschossen bin , sprudelte es in seinem Gehirn. Aber es gehörte nicht zu seinen Stärken, ihr seine Gedanken und Gefühle mitzuteilen.
Als er sich umdrehte, war auch Marla verschwunden, was ihm mehr als recht war. Er konnte es kaum erwarten, unter seine Bettdecke zu schlüpfen, um sich seinen ganz privaten Fantasien hinzugeben …
Am nächsten Morgen rauschte Vanessa immer noch das Blut in den Ohren. Wir haben uns tatsächlich geküsst, ich fasse es nicht! Schade, dass Coll bis heute Abend weg ist, ich muss es ihr unbedingt erzählen! Die letzte Nacht hatte Vanessa in vielerlei Hinsicht verwirrt: erst die Leiche und dann der Kuss, weshalb sie kaum geschlafen hatte. Dennoch verspürte sie keine Müdigkeit; sie war viel zu aufgekratzt. Sie musste mit Danny darüber reden, wie sie es anstellen wollten, der Polizei Joes Aufenthaltsort mitzuteilen. Sie hatte also wenigstens einen Grund, zu ihm rüberzugehen. Ich habe mir so oft vorgestellt, von ihm geküsst zu werden, und dann habe ich Panik bekommen , überlegte sie, als sie an die innigen Berührungen zurückdachte.
Sie zog die Haustür hinter sich zu und ging durch den Vorgarten. Ihre Knie zitterten.
Es war ein schöner Morgen, leichter Nebel lag in der Luft, den die Sonnenstrahlen bald vertreiben würden. Aber Vanessa hatte keine Blicke für ihre Umgebung übrig, so sehr war sie in Gedanken versunken.
Warum stellte sie sich so an? War es mit Mike auch so aufregend gewesen? Sie konnte sich nicht mehr erinnern. Gehörte Danny jetzt tatsächlich zu ihr, waren sie richtig zusammen?
Bei seinem Haus angekommen, drückte sie mutig auf den Klingelknopf. Kurz darauf öffnete Dannys Mutter die Tür.
»Nessa, schön, dass du vorbeischaust.« Anne Taylor bedeutete ihr mit einem dicken Pinsel hereinzukommen und strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr. »Pass auf, stolper nicht, ich bin gerade am Renovieren.«
Warum grinst sie mich so komisch an? Ob sie etwas vermutet? , fragte sich Nessa. Kann man es mir ansehen? Ihr wurde heiß und kalt. Sie hatte es sich zwar immer als sehr prickelnd vorgestellt, einen Jungen zu küssen, den sie wirklich liebte, aber das mit Danny übertraf alles. Beinahe hätte sie sich nicht getraut, bei ihm vorbeizusehen. Sie war sehr durcheinander. Zudem war es erst halb zehn, vielleicht schlief
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