Daniel Taylor und das dunkle Erbe
er ja noch. Sollte sie lieber wieder gehen?
Unsanft wurde Daniel aus dem Schlaf geholt. »Mom, es ist Sonntag«, murmelte er und versuchte nach der Decke zu greifen, die ihm weggezogen worden war.
»Mom?« Ein irres Kichern erklang.
Daniel riss die Augen auf. »Was …« Marla stand in seinem Zimmer und auf seinem Bett hockte eine junge Frau, deren rotes Haar in großen Wellen über ihre Schultern floss. Offensichtlich hatte sie ihm die Laken bis zu seinen Shorts heruntergezogen. »Hallo, Liebster!« Sie trug ein seltsames grünes Hosenkleid und fuhr mit einem langen Fingernagel über seine nackte Brust, sodass er eine Gänsehaut bekam. »Ich bin Sirina, deine zuk …«
»Hör auf damit!« Marla schlug die Hand der Rothaarigen zur Seite.
Daniel angelte nach seiner Decke, klemmte sie sich unter die Arme und setzte sich im Bett auf. Sein Herz raste. »So, jetzt gibt es also schon zwei von euch Nervensägen. Könnt ihr mich nicht endlich in Ruhe lassen?«
»Nein!«, sagten beide gleichzeitig und kicherten.
Daniel fuhr sich durch sein verstrubbeltes Haar. »Das hatte ich befürchtet.« Seine Blase drückte unangenehm, doch er vermutete, dass ihn die Weiber nicht einmal beim Pinkeln allein lassen würden.
»Dir steht Großes bevor, Silvan«, erklärte ihm Marla und setzte sich ebenfalls auf die Matratze.
Daniel würde sich wohl auf eine längere Rede einstellen müssen. »Darf ich mal für kleine Jungs, bevor du mit deiner Tirade loslegst?« Er rutschte vom Bett, wobei er sich zwischen den zwei Mädchen hindurchdrücken musste, hielt sich aber immer noch die Decke vor den Körper. Zu seinem Erstaunen ließen ihn die beiden gehen. Sirina warf ihm allerdings Blicke zu, unter denen er sich vollkommen entblößt vorkam.
Daniel schloss sich im Badezimmer ein, erleichterte sich und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Als er in den Spiegel sah, schüttelte er den Kopf. Noch vor ein paar Wochen war sein Leben normal gewesen, und jetzt unterhielt er sich mit Dämonen. Dämoninnen , verbesserte er sich, denn die Männer dieser Spezies hatte er bisher nicht angetroffen. Würde mich auch nicht wundern, wenn die Unterwelt von Frauen regiert wird. Bei diesem Gedanken musste er lächeln, da ihm sofort Nessa einfiel und ihn das ein wenig versöhnlich stimmte. Sie ist so intelligent, sie hätte das Zeug zur Präsidentin.
Nessa … Er hatte sie gestern geküsst! Nein, eigentlich hat sie mich geküsst. Ob sie das schon öfter getan hat? Spontan fiel ihm Mike, der Pharao, ein, ebenso alles, was sich in der Nacht zuvor ereignet hatte. Sie hatten Joe gefunden! Am liebsten wäre Daniel jetzt hinüber zu Vanessa gegangen. Er musste wissen, wie es ihr ging. Sie hatte ziemlich fertig ausgesehen, als sie den alten Adams entdeckt hatten.
Aber erst musste er Marla und diese Sirina loswerden.
Daniel putzte sich kurz die Zähne und kämmte sich, bevor er wieder in sein Zimmer zurückkehrte.
Sirina stand bei seiner Stereoanlage und legte eine CD von den Beasty Boys auf. Abermals kam sich Daniel in seiner Unterhose nackt vor, weshalb er schnell wieder ins Bett schlüpfte. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und fragte möglichst cool: »So, Mädels, was gibt es denn so Wichtiges, dass ihr mich am frühen Sonntagmorgen aus meinem Schönheitsschlaf reißt?« Meine Güte, wie konnte er nur so locker sein? Daniel wunderte sich über sich selbst. Er war wohl mittlerweile total durchgeknallt.
Als Marla ihn glauben machen wollte, dass er der zukünftige Herrscher der Unterwelt sei – durch Geburtsrecht –, konnte er seine Gelassenheit nicht länger vortäuschen. »Was?!«
Aber es kam noch besser: Sirina, diese rothaarige Hexe, die ihn mit ihrem durchdringenden Blick beinahe verschlang, säuselte: »Und ich werde deine Frau.«
Daniel richtete sich im Bett auf. »Das kann doch nicht euer Ernst sein!« Er hielt das für einen schlechten Scherz, obwohl er sich vage an gewisse Dinge erinnerte, die ihm Marla ständig einbläuen wollte. »Wieso kommt ihr jetzt erst daher? Wenn ich angeblich ein Dämon bin, warum lebe ich dann nicht in der Unterwelt? Sind meine Eltern auch Dämonen? Lächerlich, ich glaube euch kein Wort!« Daniel drängte das Wissen, dass er seit Neuestem nachts besonders gut sah, in die hintersten Winkel seines Gehirns. Seine schnellen Reflexe und die telepathischen Eigenschaften versuchte er ebenfalls von sich zu weisen, aber da war noch mehr, und das machte ihm Angst.
Das Erdbeben ihm Klassenzimmer und Tobys plötzlicher
Weitere Kostenlose Bücher