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Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Titel: Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordula Stratmann
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nichts Neues mehr.
    Das ist aber auch sauschwer. Und eine Sau wiegt schließlich das Vielfache einer Maus. Das soll uns jetzt nicht weiter stören. Da muss die Sau mit klarkommen. Wo war ich? Ach ja.
    Ursprünglich schilderte ich Ihnen meinen Erstkontakt mit Polly. Die allerdings im Verlauf meiner Gedanken – wie der eine oder andere unter Ihnen womöglich auch – eingeschlafen war.

      
    »Pooooollllyyyyy!! Jetzt mach aber mal!«
    So freundlich wurde Polly morgens von ihrer Mutter in den Tag willkommen geheißen. Ich hatte es mir in der Nacht in ihrem Bett bequem gemacht und wurde nun gleichsam in den Tag geschleudert.
    »Hast du mich gehört?! Du hast zehn Minuten für Fertigmachen, Frühstück und Schulweg! Ich hab auch noch andere Sachen zu tun, als dir immer hinterher zu sein, Fräulein! Jeden Morgen das Gleiche! Du kannst bald selber gucken, wo du bleibst!«
    Dieser Mama wollte man sich direkt in die Arme kuscheln. Ihren gesamten Text ließ sie aus der unteren Etage erschallen, in Erscheinung trat sie dabei nicht.
    Polly zwinkerte mir freundlich zu und gab mir erst mal einen Kuss auf die Schnauze. »Wieso bist du so gut gelaunt? Hast du deine Mutter gerade nicht gehört?«, musste ich sie fragen.
    »Ach, ich bin jetzt elf Jahre alt, und man kann sich ja nicht elf Jahre von so einer einzelnen Frau fertigmachen lassen. Ich benutze die morgens als Wecker und hör gar nicht mehr hin. Dafür ist meine Lehrerin sehr nett, auf die freu ich mich einfach und fertig.«
    »Wie? Einzelne Frau? Ist das nicht deine leibliche Mutter?«
    »Was ist das denn, leibliche Mutter?«
    »Na ja, das ist die, die dich zur Welt gebracht hat, und deshalb hat die dich dann eigentlich auch lieb.«
    »Och … Keine Ahnung. Hab ich jetzt kein’ Bock drauf, über meine Mutter reden, komm, vielleicht hab ich für dich auch was zum Anziehen.«
    Während ich Polly staunend anschaute, holte sie aus ihrem Kleiderschrank eine Jeans, ein rotes Kapuzenkleid und alles, was sie sonst noch zum Ankleiden brauchte. Jetzt flog ihr Schlafanzug quer durchs Zimmer, unter dem ich auch prompt zu hocken kam. Ich nahm sofort den Kampf mit 100 % Baumwolle auf.
    »Jaaa, das ziehst du heute an, cool!« Polly lachte so sehr, dass sie pupsen musste, und das brachte sie vollends aus der Fassung. Während das Mädchen also einen Heidenspaß hatte und es mir überließ, aus der Stoffmenge unbeschadet wieder aufzutauchen, hatte ich selbst weniger Freude an dem Moment, weil ich nun auch noch zu schwitzen begann, und wenn ich eins hasse, ist das: Schwitzen. Wenn ich schwitze, fange ich an zu riechen, wenn ich rieche, werde ich wütend. Und wenn ich wütend bin, sage ich schlimme Wörter.
    Und just war es wieder so weit: Ich rang schwitzend Pollys Schlafanzugoberteil nieder und nahm auch schon in Ansätzen den daraus folgenden Geruch an mir wahr. Aber Polly steckte mich mit ihrem Gejapse an, ich musste lachen, es kam also nicht zum Äußersten, und schließlich half sie mir aus der ungünstigen Lage.
    »O Mann, Britta, das machen wir jetzt jeden Morgen, versprochen?«, strahlte mich das Mädchen an.

      
    Endlich war es Dienstag. Was hatte ich diesen Tag mit Spannung erwartet!
    Ich war am Morgen schon dreimal auf dem Klo gewesen. Und jetzt hopste ich auf dem Weg zum Garagentreffpunkt neben Polly her. Ich konnte gar nicht normalen gemessenen Schrittes gehen, so aufgeregt war ich. Polly nahm mich daraufhin in ihre Hände, und die letzten Meter saß ich im Dunkeln. Dann schienen wir angekommen zu sein. Wir betraten die Garage, das bemerkte ich an der veränderten Akustik. Die sich gleich darauf noch einmal veränderte:
    »Ey, Arsch, setz dich auf deinen Arsch, du Arsch!«
    Äh, bitte was?!
    »Komm her, ich brech dir’n Arm!«, antwortete der zuvor benannte Arsch, und zwischen Pollys Finger hindurch konnte ich sehen, wie sich zwei Jungs im Schwitzkasten hatten.
    »Aaaachtung! Stillgestanden!«, begrüßte Polly mir etwas zu laut die bereits Anwesenden. Für diesen anscheinend sehr gut angekommenen Gag bekam sie prompt einen Schlag auf die Schulter, sodass ich beinahe quer durch die Garage geflogen wäre. Aber Polly hatte mich fest im Griff.
    »Hi!«, mischte sich jetzt eine Mädchenstimme neu darunter, und direkt danach eine weitere: »Na?«
    Wenn ich richtig gezählt hatte, waren sie im Moment zu fünft. Da hörte ich, immer noch in der Pollyhändehöhle sitzend, wie etwas mit lautem Getöse irgendwo gegenkrachte und mehrere Utensilien zu Boden

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