Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)
schepperten.
»Felix! Volltreffer!«, wurde nun der Verursacher begrüßt. Nummer sechs.
»Alle vollzählig!«, stellte Polly in dem Moment fest, schmetterte ein kräftiges »Tamtatataaaaa!!!« in die Runde, auch das mir wieder einen Tacken zu laut, und gab mich zur Ansicht frei.
»Wie süüüß!«
»Eine Ratte!«
»Cool, hier kommen jetzt auch Tiere!«
»Das ist doch kein Tier! Das ist ’ne Ratte!«
»Wer ist das denn?«
»Boah, ey, ’ne Ratte!«
»’ne Ratte?!«
»Quatsch! Siehste doch! ’n Schwein!«
»Arsch!«
»Selber!«
»Ohhh, wiie süüüß!«
»Jetzt haltet mal alle die Klappe!«
Polly schien hier so etwas wie die Chefin zu sein. Sofort ebbte das Durcheinander ab, und Polly hielt mich in die Runde. »Darf ich vorstellen. Das ist Britta, eine deutsche Hausmaus. Britta, sag mal Hallo.«
»Hallo.«
»Hä?!«
»Was?!«
»Hat die Hallo gesagt?!«
»Hat die nicht!«
»Hat die doch, bist du taub, oder was?!«
»Das ist ’ne Maus, du Arsch, die sagt nicht Hallo!«
»Selber Arsch!«
Sofort ging das Getöse wieder los.
»Klappe halten!«, brüllte Polly dazwischen. »Mann, die kriegt doch den Vollföhn, wenn ihr hier den Zombie macht! Das ist meine Maus Britta, und reden kann die auch, erklär ich euch später, aber jetzt regt euch erst mal wieder ab, sonst ist die ganz schnell wieder weg hier. Auf so was hat die voll keinen Bock!«
Das war mir aus der Seele gesprochen! Mein Deckhaar sah mittlerweile völlig gerupft aus, weil ich von sämtlichen Kindern mit mindestens jeweils einem Finger gekrault und gekitzelt wurde. Gott sei Dank bin ich nicht kitzelig. Das darfst du als Maus wirklich nicht sein, es gibt zu viele Anlässe, bei denen du sonst vollkommen aus der Fassung gerätst.
Um mich herum drängten sich also sieben äußerst aufgekratzte Kinder, nein, sechs, denn ein Mädchen stand einfach nur ruhig da und schaute. Deswegen war ich eben beim Durchzählen also nicht auf ganze sieben gekommen, weil eine Kandidatin durch Zurückhaltung auffiel.
Sie beteiligte sich nicht am allgemeinen Kraulen und schaute mich einfach nur an. Das musste also Mara sein. Oder Luise.
Wenn es Mara war, dann hatte sie ein Tattoo, so hatte Polly es mir erzählt. Diese Mara war tatsächlich mit dem Geld von ihrer Kommunion in einen Tattooladen spaziert und hatte dort mitgeteilt, dass, falls man sie ohne Tattoo wieder wegschickte, sich ihr Vater, ein Polizist, da mal genauer umschauen würde. Daraufhin war ihr ein Platz angeboten worden, und nun stand auf ihrem rechten Oberarm »we don’t need no ed...«. Bei »ed« hatte sie die Aktion abgebrochen, weil da der Schmerzfaktor erreicht gewesen war, den sie zu ertragen bereit war. Zu den drei Punkten hatte man sie noch überreden können, weil der Tätowierer so zumindest den Abschluss seiner Arbeit angedeutet sah. Man hatte ja schließlich Berufsehre.
Also, ich fände es gar nicht schlecht, wenn sich mal jemand aufgrund dessen in dem Tattooladen umschauen würde.
HA! Jetzt hatte ich es! Unter dem T-Shirt-Ärmel rechts lugte das »ed...« hervor, wenn das Mädchen den Arm bewegte. Nun war ich mir sicher: Das Mädchen, von dem eine totale Ruhe ausging und das bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht ein einziges Mal gerannt war oder gerufen hatte, war Mara. Klar, so hatte Polly sie mir doch auch beschrieben.
Und Luise war diejenige, die eine leere Tupperdose in der Hand hielt. Ach ja, für das Ritalin-Mehl von Felix. Diese musste sie jetzt beiseitelegen, denn nun wurde die zweite Begrüßungsstufe für mich gezündet: indem die Kinder einen Kreis bildeten und mich beherzt einander zuwarfen. Beim fünften Kind wurde mir speiübel, dem sechsten kotzte ich auf die Schuhe. Ein Heidenspaß! Was haben die sich gekugelt vor Lachen! Und es schien auch niemanden weiter zu stören, dass infolge meiner Entladung Malte für den Rest des heutigen Treffens etwas scharf riechen würde. Er selbst, den mir Polly als den Bettnässer in der Gruppe genannt hatte, schrie begeistert: »Ey, die Schuhe stell ich heute Nacht unter mein Bett, boah, die Mischung, das wird richtig krass! Und morgen weckt mich meine Mutter, die kriegt voll die Krise! Dann ruft die direkt den Arzt an, dass alles noch viel schlimmer wär und so. Die fühlt sich immer am wohlsten, wenn die so richtig Wind machen kann!« Großes Gelächter in der Runde. Für niemanden schien diese Kurzbeschreibung einer Mutter etwas Exotisches zu haben. Keiner fragte: »Echt?!«, alle strahlten aus, dass eine Wind
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