Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
Vom Netzwerk:
spät dran.
    Auf dem Weg zu meinem Auto fische ich flugs die Zeitung aus dem Briefkasten und erfahre dort, dass heute Sonntag ist. Drei Nächte noch, dann werde ich zum Ausgleich fünf ganze Tage freihaben und ausgiebig mich und mein Leben feiern!
    Schon auf dem Parkplatz der Klinik hellt sich meine Stimmung auf. Dort steht das Auto unseres neuen, einfach phantastisch aussehenden chirurgischen Oberarztes Dr. Klemme. Er hat also auch Dienst. Fein! Leider ist er nicht der Hellste und hat es außerdem in dem ersten Monat, den er hier gearbeitet hat, geschafft, fast die gesamte OP -Schwesternschaft flachzulegen. Aber er ist eindeutig was fürs Auge, und das hat ja auch was. Schließlich bin ich Single und möchte mein Leben genießen.
    Der Pförtner, der gelangweilt hinter seinem Tresen im Eingangsbereich des Krankenhauses sitzt und darauf aufpasst, dass jeder unserer kleinen Patienten den richtigen Weg in die Notaufnahme findet, begrüßt mich, kaum dass ich einen Fuß in die Klinik gesetzt habe, mit seinem obligatorischen: »’n Abend, Frau Plüm, wo haben Se denn Plüsch gelassen?«
    Haha, wie witzig! Das sind Plisch und Plum, nicht Plüsch und Plüm! Ich versuche das Gespräch mit diesem überaus redseligen Mann auf einen kurzen Small Talk zu beschränken, um mir den Pieper zu schnappen und mich schnell zu verdrücken. Da wedelt er mit einem blassgelben Briefumschlag vor meiner Nase herum.
    Â»Frau Plüm, ich habe schon mal Ihr Fach in der Poststelle für Sie geleert. Die jungen Ärzte haben ja immer so viel zu tun.«
    Unser Pförtner quatscht einem nicht nur die Ohren ab, sondern ist auch noch der absolut neugierigste Mensch, den ich kenne.
    Â»Wollen Sie ihn nicht öffnen, Frau Plüm? Sieht aus, als käme der von der Personalverwaltung. Vielleicht kriegen Sie ja mehr Geld«, lacht er jovial und fuchtelt ungeduldig mit dem Brief herum. Haha, na klar. Ich bin ja schon froh, dass ich überhaupt ein Gehalt bekomme. Der kann sich seine blöden Witze sonst wohin packen. Fremder Leute Post unter einem Gutmenschen-Vorwand durchwühlen geht einfach zu weit. Das würde nicht mal ich machen. Wenn ich genauer darüber nachdenke, vielleicht doch. Aber nur im absolut lebenswichtigen Notfall. Ich sollte diesem distanzlosen Schnüffler mal gehörig die Meinung sagen. Das traue ich mich aber natürlich nicht. Es könnte ja sein, dass er dann das nächste Mal aus Rache meine Post gleich einbehält. Meine beste Freundin und Kollegin Vera würde mich jetzt wieder wegen meines paranoiden Misstrauens, wie sie es nennt, aufziehen. Aber man weiß ja nie. Wenn einer schon anfängt, in fremder Post zu wühlen … Mit einem eingefrorenen Lächeln nehme ich den Brief entgegen und hetze in die Umkleide.
    Dort muss ich mich erst mal setzen. Misstrauisch beäuge ich den blassgelben Umschlag. Der Brief ist tatsächlich von der Personalverwaltung. Wie alle blassgelben Umschläge. Nur enthalten sie in der Regel keine Gehaltserhöhungen, sondern Abmahnungen oder Kündigungen, manchmal auch einen neuen Vertrag. Letzteres steht bei mir nicht an. Vor etwa einem Jahr habe ich nach einer langen Odyssee mit Zweimonats-Arbeitsverträgen eine volle Stelle für die Kinderarzt-Weiterbildung ergattert. Von der Ausbildungszeit ist vielleicht gerade mal die Hälfte um. Bleiben also nur noch Abmahnung oder Kündigung. Mir wird übel. Was ist passiert? Nervös gehe ich in Gedanken die letzten Dienste durch. Habe ich einen Behandlungsfehler begangen? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe zwar ein paar Selbstzweifel, bin aber deshalb bei der Behandlung meiner Patienten immer sehr genau und kontrolliere lieber alles zweimal. War ich irgendwann so übermüdet, dass ich mich bei der Dosierung eines Medikamentes verrechnet habe? Hundertprozentig ausschließen kann ich das nicht, obwohl es mir bislang nicht passiert ist. Das wäre eine Katastrophe! Man kann ein kleines Kind schon mit überdosierten Nasentropfen umbringen. O Gott! Ich habe in den letzten Tagen eine Menge Nasentropfen verordnet. Was, wenn ich meine Zulassung verliere? Panisch rufe ich Vera an: »Ich habe einen gelben Brief bekommen«, japse ich in das Telefon.
    Â»Anna, bist du das? Was ist denn los?«
    Â»Einen gelben Brief von der Verwaltung.« Mir versagt die Stimme.
    Â»Oh!«
    Was heißt hier oh?
    Â»O. k., wir bleiben jetzt ganz ruhig. Öffne erst

Weitere Kostenlose Bücher