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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
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würde jetzt zwar sagen: »Der Mann kann doch gar nichts dafür. Seine Hormone zwingen ihn einfach dazu, möglichst viele Frauen zu beglücken. Das liegt alles nur an der Evolution. Je mehr Nachkommen ein Mann produziert, umso mehr werden überleben.«
    Das sehe ich als Frau natürlich völlig anders. Schließlich schleichen keine Säbelzahntiger mehr herum, um die theoretischen Folgen der One-Night-Stands aller fortpflanzungswütigen Typen aufzufressen.
    Die Rehaugen funkeln immer noch spöttisch. So langsam sollte ich mal was sagen.
    Â»Ã„hem, also … Ich finde … nun … Es ist ja keine Lüge, was da steht …«
    Â»Ach, und das ist ein Grund sich schadenfroh an diesem Ehedrama zu ergötzen? Verstehen Sie denn gar nicht, welche Tragweite solche Gerüchte haben?«
    Â»Vielleicht ist es ja auch gar kein Gerücht? Haben Sie schon mal daran gedacht? Klar ist so eine Zurschaustellung nicht schön, aber manchmal kriegt man eben, was man verdient.«
    Â»Und was man verdient, entscheiden Sie? So bloßgestellt zu werden wünsche ich niemandem.«
    Der Kerl ist echt nervig. Wer ist das überhaupt? Irgendwie kommt er mir bekannt vor, aber ich kann ihn einfach nicht zuordnen. Ein Namensschild trägt er leider auch nicht. Schon wieder dieser spöttische Blick. Das werde ich nicht auf mir sitzen lassen:
    Â»Und ich wünsche niemandem, derart hintergangen zu werden. Was ist denn mit der betrogenen Ehefrau? Die hat das alles klaglos hinzunehmen, oder was?«
    Seine Einstellung in dieser Sache passt perfekt zu seinem konservativen Outfit.
    Â»Darum geht es nicht. Das hier ist ein Konflikt zwischen zwei erwachsenen Menschen, und die haben ein Recht dar­auf, ihre Probleme innerhalb ihrer Ehe zu lösen. Ohne sen­sa­tions­gei­les Publikum.«
    Â»Erwachsene Menschen zerstören ihre Ehe nicht mit öffentlichem Fremdgehen. Damit hat sich das Private der Ehe erledigt.«
    Â»Wäre Ihnen ein heimliches Fremdgehen lieber? Wer gibt Ihnen überhaupt das Recht, so vorschnell, ohne irgendwelche Hintergründe zu kennen, über andere zu urteilen? Ich glaube, Sie sind sich der Tragweite dessen, was hier passiert, überhaupt nicht bewusst.«
    Nachdem er mich noch einmal spöttisch von oben bis unten gemustert hat, reißt Mister Pullunder den Zettel ab und stapft hoch erhobenen Hauptes davon.
    Â»He, so einfach …«
    Weg ist er. Da stehe ich nun bleich, müde und ziemlich erbost vor der jetzt völlig uninteressanten Pinnwand. Was bildet der sich ein? Wer ist das überhaupt? Vielleicht fällt mir das ja wieder ein, wenn ich erst mal ausgeschlafen habe. Ich bin echt fertig.
    Ein Blick auf die Uhr über der Schiebetür am Ausgang mahnt mich zur Eile. Es ist schon fünf nach neun. Punkt neun beginnen die Politessen ihre Rundgänge auf dem Parkplatz vor der Klinik, auf dem man nur vier Stunden lang mit Parkuhr stehen darf. Das gilt volle vierundzwanzig Stunden. Abends ab dreiundzwanzig Uhr lassen sie uns meist in Ruhe, aber ab neun ist Schluss mit nett. Da müssen wir, wenn wir keinen anderen Parkplatz in der Nähe finden, entweder ständig die Parkuhr umstellen, oder es wird teuer. Also eile ich zu meinem Auto, um nach Hause zu fahren. Diesmal habe ich Glück, die Politesse hat ihre Runde am anderen Ende des Parkplatzes begonnen. Während ich ausparke und langsam losfahre, winkt sie mir zu und hebt mahnend den Zeigefinger. Puuh! Das war knapp!

Kapitel 2
    Es ist wie in einem schlechten Film: Sechzehn Uhr siebenundfünfzig, kurz vor dem Klingeln des Weckers, schrecke ich aus einem Alptraum hoch und liege mal wieder fix und fertig in meinem Bett. Ich habe die ganze Nacht oder vielmehr den ganzen Tag von diesem penetranten Mister Pullunder geträumt.
    Ich saß in einem dunklen Raum an einem Holztisch mit einer kleinen Stehlampe, und vor mir lagen eine Krankenakte und ein Kugelschreiber. Eine Uhr tickte laut. In der Krankenakte lagen der Aufnahmebogen des Patienten, der anscheinend wegen einer Magen-Darm-Grippe aufgenommen worden war, und eine Menge Laborwerte.
    Mister Pullunder trat mit seinen zornig funkelnden Rehaugen in den Lichtschein und sagte: »Die Anordnungen bitte, Frau Doktor. Sie haben noch fünf Minuten.« Tatsächlich, der Anordnungsbogen war noch leer. Also machte ich mich wohl oder übel daran, ihn auszufüllen. Immer wenn ich nach meinen Berechnungen die Menge und

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