Dante Valentine 03 - Feuertaufe
und schob ihn mit der freien Hand weg. „Lass mich los.“
„Erst, wenn du mir zuhörst. Ich wollte dich nicht allein lassen, aber eine Vorladung in die Hölle kann man nicht ignorieren. Ich konnte es nicht länger hinausschieben.“
Mein Herz fing an zu hämmern, und ich spürte Kupfergeschmack im Mund. „Wovon redest du? Lass mich los!“
„Wenn du mir nicht zuhören willst, dann muss ich dich eben dazu zwingen. Wir haben keine Zeit für Geplänkel, Hedaira, obwohl ich mich nur zu gern auf jedes Geplänkel einlasse, das du vorschlägst. Aber der Fürst hat uns zu sich gerufen.“
Im ersten Moment konnte ich mit diesen Worten überhaupt nichts anfangen, so wie es einem meistens mit wirklich schlechten Nachrichten geht. Ich hörte auf, mich zu wehren, sackte in mich zusammen, und Japhrimel ließ mein Handgelenk los. Ich schüttelte es aus und legte ihm den Kopf auf die Schulter. Er zog mich fester an sich und strich mir mit den Flügeln sanft über Schultern und Hüfte, eine unglaublich intime Berührung. Inzwischen wusste ich, dass ein geflügelter Dämon – zumindest jene der Höheren Schar, die über Flügel verfügten – es kaum ertrug, wenn man seine Flügel berührte, und sie nur zum Fliegen oder zur Paarung öffnete.
Ich Glückliche, ich Glückliche, so Glückliche. Liebe Götter, hat er wirklich gerade gesagt, was ich glaube, gehört zu haben?
„Hast du mich gehört?“, flüsterte er mir ins Ohr. „Der Fürst hat uns rufen lassen, Hedaira.“
Auf (lern üblichen Weg konnte ich ihn nicht erreichen. Luzifers Stimme erfüllte meinen Kopf. Das war während der Jagd auf Kellerman Lourdes und Mirovitch gewesen, als der Fürst der Hölle mal wieder seine makellose Nase in mein Leben stecken musste. In dem Durcheinander der nachfolgenden Ereignisse hatte ich ihn völlig vergessen. Psychische Vergewaltigung und der Tod eines sehr guten Freundes sind dem Gedächtnis nicht eben förderlich.
Japhrimel erklärte mir gerade, dass mein Leben wieder sehr interessant werden würde. Ich hob den Kopf und sah ihn an.
Sein Mund war ein dünner Strich, die dunklen Augen wirkten düster, umflort von etwas Schrecklichem, vielleicht von einer Traurigkeit, die sich über die menschlichen Tiefen gelegt hatte, die ich zu kennen glaubte.
Mir zitterten die Hände. Es hatte lange gedauert, bis Mirovitchs Gesicht mit den Hamsterbacken nicht mehr vor meinem inneren Auge auftauchte und der Nachhall der Konfrontation mit meinem Kindheitsdämon aus Rigger Hall zu einem vagen Albtraum verblasste.
Ganz hatte ich es immer noch nicht überwunden. Mir liefen kalte Schauer über den Körper, wenn ich daran dachte, wie sich das Ektoplasma des Ka in meinen Hals, meine Nase, meine Ohren zwängte und meine Jeans zu durchdringen versuchte, während Mirovitchs geisterhafte Finger wie Maden in meinem Gehirn herumwühlten und meine Erinnerung vergewaltigten. Gerettet hatten mich nur meine sture Weigerung aufzugeben, meine Entschlossenheit, mich zu rächen und diesen Terror ein für alle Mal zu beenden.
Das und der gefallene Dämon, der das Kii davon abgehalten hatte, mich zu töten. Der mich gesucht hatte, bis er mich endlich fand, und der den Albtraum meiner Kindheit bis auf die Grundmauern niedergebrannt hatte.
Ich sah Japhrimel lange an. Die Morgensonne tauchte seine hohen Wangenknochen und den dünnen Mund schmeichelnd in goldenes Licht. Ein schrecklicher, argwöhnischer Gedanke nahm in meinem Kopf Gestalt an. „Du verlässt mich?“, flüsterte ich. „Ich … ich dachte …“
Seine grünen Augen funkelten. „Du weißt doch, dass ich dich niemals verlassen würde.“
Zu spät. Ich hatte es bereits gesagt, bereits gedacht. „Wenn der Fürst der Hölle es dir befehlen würde, würdest du es vielleicht tun.“ Ich befreite mich aus seinen Armen und sprang aus dem Bett. Er versuchte nicht, mich festzuhalten. Ich hob die Scheide vom Boden hoch, griff nach meinem Schwert und ließ es mit einer geschmeidigen Bewegung einrasten. „Was will er jetzt schon wieder? Will er dich zurück, und schon kuschst du wie ein braver kleiner Dämon? Was zum Teufel will er?“
Das Mal, das in meine Schulter eingebrannt war, flammte auf. Ich beachtete es nicht weiter.
„Meine Neugierige, du verstehst mich falsch.“ Japhrimels Stimme triefte von Ironie. „Du bist diejenige, die der Fürst sprechen möchte.“
4
Ich drehte mich so schnell um, dass meine Haare durch die Luft wirbelten. Sonnenlicht fiel durch die Fenster herein und
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