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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Schöpfung. Einander besänftigend, denn es kann nichts Neues entstehen, wenn das Alte nicht beseitigt wird. Einander besänftigend, auch -in der Hoffnung, dass sie einen verschonen und am Leben lassen würden.
    Was hatte man mir angetan? Ich hatte sogar Schwierigkeiten, mich an meinen Namen zu erinnern. Etwas war passiert.
    Jemand hatte mir das angetan.
    Jemand, den ich töten musste.
    Brenn alles nieder, flüsterte eine neue Stimme in meinem Kopf. Komm zu mir und lass es wegbrennen. Fang etwas Neues an, wenn du magst – aber erst kommt das Verbrennen.
    Rache.
    Zwischen Isis und Nephthys stand die andere Göttin. Ihr Altar war leer gefegt, was nur bedeuten konnte, dass dort, wo ich gelandet war, jetzt Monatsende war. Opfergaben an Sie und an Seth wurden stets bei Neumond abgeräumt.
    Außer jemand hatte sie weggenommen. Was öfter passiert, als man glauben möchte.
    Ich sank auf die Knie. Unerträgliche Schmerzen schossen mir durch das angeschlagene Bein, durch meinen Bauch und tausend andere Stellen meines Körpers. Meine Hände waren blutverklebt, und immer wieder fuhr ich mir damit über das Gesicht. Ich hob das Kinn und sah auf Ihre Brüste und den steinernen Knoten zwischen ihnen. Wieder flüsterten und kicherten die Schatten, und kleine, fedrige Finger glitten über meine Haut und meine zerrissene, blutverkrustete Kleidung.
    Ihr Gesicht war das eines männlichen Löwen, bedrohlich und gleichzeitig gelassen, die Scheibe über Ihrem Kopf wahrscheinlich aus Bronze, die sich jedoch in den gelegentlichen Spiegelungen des Kerzenlichts in Gold verwandelte. Unsere Blicke trafen sich.
    „Sekhmet.“ Meine schmerzenden Lippen formten das Wort.
    Das Gebet stieg aus meinem Magitrainierten Gedächtnis empor, von einer Textseite, die ich vor langer Zeit an der Akademie in einem Seminar über vergleichende Religionswissenschaft gelesen hatte. Psione werden geschult, bis sie ein quasi perfektes Gedächtnis haben – ein Segen, wenn man sich an einen Zauberspruch oder eine Rune erinnern möchte, aber ein Fluch, wenn man die schreiende Ungerechtigkeit, unter den Lebenden zu weilen, vergessen will.
    Oder wenn man vergessen muss, um nicht den Verstand zu verlieren. Wenn man etwas so Schreckliches verdrängen muss, dass der Geist zittert wie ein Slicboard über Wasser, während sich die Vergewaltigung in den Korridoren des Hirns wieder und wieder abzuspielen droht, jenem Ort, der eigentlich der intimste von allen sein sollte.
    Ich flüsterte nicht – meine zerstörte Stimme kroch die Wände entlang und erfüllte die Luft mit verführerisch rauen Lauten. „Sekhmet sa'es. Sekhmet, Sonnendame, zerstörerisches Auge des Ra. Sekhmet, Psinergie des Kampfes. Du, die die Götter trunken machten; oh, meine Gebieterin, rit he’at. Ich flehe Dich an. Ich rufe Dich an. Ich rufe Dich herbei, und ich werde mich nicht abweisen lassen.“
    Keine Antwort. Mein Gebet verhallte in der Stille. In der letzten Stille.
    Ich warf den Kopf in den Nacken.
    Ein Schrei entrang sich meiner Kehle, ein Schrei, der aus irgendeinem tauben Ort meines Körpers aufzusteigen schien, der immer noch durch und durch menschlich war. Egal, wie zerstört dieser Ort auch sein mochte, er war immer noch mein Ort, der einzige, der mir geblieben war. Alles war mir genommen worden. Aber bei allen Göttern, die je existiert hatten – ich würde es mir zurückholen.
    Sobald ich wusste, wen ich als Erstes umbringen sollte.
    Das Gebet raste mir im Kopf hemm, eine Anrufung so alt wie der Zorn selbst. Ich flehe Dich an. Ich rufe Dich herbei. Ich fordere Dich auf Ich rufe Dich zu mir und in mich.
    Mein Geheul hallte von dem Stein wider, und das Echo schien die Luft zu zerreißen wie Gewehrschüsse. Die Wände des Tempels knackten und stöhnten. Meine Lippen waren taub, und schließlich ließ mich mein Körper doch noch im Stich. Ich fiel zu Boden und schlug mir schmerzhaft den Kopf an. Blut sickerte zwischen dem Stein und meiner Wange hervor, und vor meinen Augen verschwamm alles. Während die lodernden Flammen mich umschlossen, bleckte Sie die glänzenden elfenbeinfarbenen Zähne. Wieder wurde ich ohnmächtig. Doch diesmal sank ich nicht in Dunkelheit, und was mich umfing, war auch nicht das blaue Glühen des fernen Todesreichs.
    Nein. Ich versank in blutigem Rot, dem Klang eines alten, langsamen Herzschlags und züngelnden, lohenden Flammen. Wieder fiel ich, und diesmal verspürte ich keinen Schmerz.
    Ich weiß nicht, wie lange ich ohnmächtig war. Mir kam es jedenfalls

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