Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
versuchte, den Gedanken daran zu verdrängen. Meine rechte Hand hörte nicht auf zu zucken, als wäre sie auf der Suche nach dem Griffeines Schwerts.
    Wo ist mein Schwert? Meine Panik wurde immer größer. Ich biss die Zähne zusammen und senkte stur den Kopf. Es war egal. Das würde ich noch früh genug herausfinden.
    Und sobald ich erst mein Schwert wieder in der Hand hielt, würde es an der Zeit sein zu töten.
    Ich hatte nur keine Vorstellung, wen ich zuerst töten sollte.
    Als ich mich nach links wandte und durch einen Türbogen schritt, in dessen altes, dunkles Holz tanzende Hieroglyphen geschnitzt waren, rutschte meine Tasche mit einem klimpernden Geräusch hin und her. Der Raum wurde nur von den Kerzen erhellt, die vor der Sonnenscheibe brannten. Das flackernde Licht machte es eher noch schwieriger, den Weg zu finden.
    Meine Schulter pulsierte, und jeder dieser Pulsschläge sandte eine Ladung Psinergie durch meine angeschlagenen Schutzschilde und versiegelte sie, löste allerdings auch erneutes Nasenbluten aus. Meine Wangen fühlten sich ebenfalls feucht und klebrig an. Meine Augen bluteten – entweder das, oder ich hatte eine Wunde an der Stirn. Heiße kleine Blutfinger kitzelten mich in den Kniekehlen und glitten dann zu meinen Knöcheln hinunter.
    Ich tropfe wie ein Wasserhahn. Götter! Ich schaffte es bis zur Tür, hielt mich an einer Seite fest und blinzelte die salzige Feuchtigkeit weg.
    Dort in der Dämmerung thronten sie, und die Luft war erfüllt von Flüstern und Stöhnen. Die Psinergie sprühte Funken, die in der staubigen Luft herumwirbelten. Die Götter betrachteten mich, jeder auf seine Art.
    Isis stand hinter Ihrem sitzenden Sohn, und Horus* Adlerkopf mit dem bedrohlich gekrümmten Schnabel bewegte sich unter Ihrer segnend gespreizten Hand. Flankiert wurde Sie auf einer Seite von Thot mit dem länglichen Ibiskopf, dessen Hände, die Buch und Stift hielten, mitten in der Bewegung innezuhalten schienen, damit er mich mustern konnte. Die Statuen waren aus poliertem Basalt, geschnitzt im neoklassischen Stil des Zeitalters nach dem Großen Erwachen. Und Nuit erstreckte sich als Gemälde oben über das Dachgewölbe.
    Unmittelbar neben dem Handwerker Ptah entdeckte ich Anubis. Wieder schienen meine Beine unter mir wegknicken zu wollen. Ich stieß ein Schluchzen aus, das von den Wänden und der Decke des Tempels zu mir zurückhallte.
    Die Statue des Todesgottes musterte mich, und die Kerzen auf dem Altar vor Ihm glühten plötzlich hell auf. Unsere Blicke trafen sich, und Flammen erblühten an dunklen, verbrauchten Dochten.
    Wieder entrang sich meiner Brust ein schmerzvolles Schluchzen, und die Todesqualen ergriffen erneut Besitz von meinem Herzen. Blut spritzte auf den Boden und dampfte auf dem kalten Stein. Dies mochte zwar ein neues Gebäude sein, aber sie hatten den Boden bis zum Fels hinunter abgesenkt, und das machte sich bemerkbar. Meine Rippen schmerzten, als hätte mir gerade jemand einen kräftigen Hieb mit einem Zo-Stab versetzt. Mein gesamter Körper tat weh, vor allem …
    Ich schob den Gedanken beiseite, ließ die Tür los und bewegte mich – schwankend wie ein Schiff, weil mir das rechte Bein nicht richtig gehorchen wollte – an Anubis vorbei. Jede Zelle meines Körpers schrie danach, vor Seinem Altar auf die Knie zu sinken und Ihn mich zu sich nehmen zu lassen. So Er das wollte.
    Ich hatte Ihm mein Leben gewidmet, und ich war froh, dass ich es getan hatte – aber Er hatte mich zweimal betrogen. Einmal, als Er mir Jason Monroe genommen hatte, und ein weiteres Mal, als Er mich gebeten hatte, die Mörderin meiner besten und einzigen Freundin zu verschonen.
    Ich konnte jetzt nicht vor Ihm niederknien. Nicht einfach so.
    Erst musste ich etwas anderes erledigen.
    Ich ging weiter, und jeder Schritt war wie ein Schrei. An Ptah vorbei, dann an Thot, an Isis und Horus, dorthin, wo keine Kerzen auf den Altären brannten. Dunkelheit umfing mich, noch immer von Geflüster erfüllt. Es dauerte eine Ewigkeit, aber schließlich war ich da und sah hoch. Mit der rechten Hand umklammerte ich meinen linken Arm, direkt unterhalb der Narbe an meiner Schulter. Ich konnte jeden dröhnenden Psinergiepulsschlag in meiner Handfläche spüren.
    Nephthys Augen blickten traurig in die Ferne, die Arme hatte Sie über der Taille gekreuzt. Neben Ihr lauerte Seth, dessen Schakalkopf, auf den so gut wie kein Licht von den Kerzen fiel, von einer Seite zur anderen zuckte. Die Mächte der Zerstörung zur Linken der

Weitere Kostenlose Bücher