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Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Titel: Darf ich bleiben, wenn ich leise bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zurück.
    Seine Mutter liest die Zeitung am Küchentisch. Unter ihren Augen kann er schlecht was zum Essen klauen. Als sie endlich ins
     Wohnzimmer verschwindet, taucht Benni in der Tür auf, gerade als David sich zwei Tafeln Schokolade in die Hosentaschen schiebt.
    »Hey, was hast du denn vor?«
    »Lass mich vorbei!«
    »Lege erst das Zeug zurück!«
    »Das geht dich überhaupt nichts an.«
    Benni versperrt ihm den Weg. Wie ein Kreuz stemmt er sich mit Armen und Beinen in die Tür.
    David verliert so gut wie nie einen Kampf gegen seinen Bruder, dabei ist Benni zwei Jahre älter, größer und stärker.
    David grinst, neigt sich vor und beißt Benni mit voller Wucht in die Hand.
    Benni schreit, die Tür ist frei. David rennt in sein Zimmer.
    Über sich hört er Benni im Wohnzimmer vor seinen Eltern stehen und weinen. Er wird ihnen seine roten Finger zeigen.
    David bückt sich vor den Schrank, drückt alles rein, die dicke Schnauze und die zwei Tafeln Schokolade.
    »Hier, schnell, nimm schon!«
    Seine Mutter läuft die Treppe hinunter und Benni hinterher. David springt hoch und sieht auf zu den zweien.
     
    Hätte der Wombat jetzt zu rascheln begonnen, wäre die Geschichte schon vorbei. Davids Mutter hätte ihn in eine Kiste gepackt
     und zum Zoo gebracht oder im Tierheim abgeliefert.
    Der Wombat hält still.
    Mit den Augen prüft Davids Mutter jeden Fleck in seinem Zimmer.
    »Wo ist die Schokolade?«
    »Was für Schokolade?«
    »Die du dir gerade aus dem Schrank genommen hast.«
    »Ich habe mir keine Schokolade genommen.«
    David lügt ohne mit der Wimper zu zucken oder rot im Gesicht zu werden.
    »Ich habe es doch gesehen.«
    Benni zischt wie eine Schlange. Stünde seine Mutter nicht zwischen den beiden, Benni würde sich auf David stürzen und ihn
     noch viel schlimmer beißen.
    »David, gib die Schokolade her!«
    Seine Mutter glaubt ihm nicht, Lügen hält sie für das Allerletzte. Sie wird enttäuscht und traurig sein und tagelang nur das
     Nötigste mit ihm reden, wenn er es nicht sofort zugibt.
    »Mama, ich verspreche es dir. Ich habe keine Schokolade gegessen und keine versteckt.«
    Sie weiß jeden Tag ganz genau, wie viel Tafeln Schokolade in der Schublade liegen. Es bleibt David nichts anderes übrig als
     es auf Benni zu schieben.
    »Klar, immer bin ich es. Mir glaubst du ja nie was. Benni schreit los und ich bin es gewesen. Und wenn er sie geklaut hat?«
    Mit ihren Augen bohrt sie David Löcher in den Kopf, um ihm die Lügen herauszupulen.
    »Und warum hast du ihn dann gebissen?«
    »Er hat sich die Schokolade genommen und gelacht und gesagt, du würdest ihm sofort glauben, dass ich sie geklaut hätte. Deshalb.«
    David schaut seine Mutter nicht an und redet weiter. Seinen Kopf lässt er nach unten hängen.
    »Trotzdem hätte ich dir nichts verraten. Aber er heult ja immer gleich los, dabei habe ich nicht mal fest zugebissen.«
    Sie hat keine Chance, die Wahrheit herauszufinden. Hätte sie ihm eben den Pudding gelassen, hätte er nicht klauen und nicht
     lügen müssen. Sie ist selbst schuld, denkt David und ist froh, als seine Mutter endlich geht.
    Benni dreht sich an der Tür kurz um und stiert ihn wütend an.
    Es ist den Jungen verboten, ihr Zimmer abzuschließen.Auch solch ein Blödsinn, der einem nur das Leben schwer macht und zum Lügen zwingt. David würde jetzt verdammt fest seine
     Zimmertür verschließen.

2.   Kapitel
    Nur ein Sprung und die Geschichte wäre vorbei!
    Der Wombat hat Angst bekommen vor diesen Stimmen, so spitz wie Felsenklippen. Er hat sich in den letzten Winkel unter dem
     Schrank verkrochen. Auch der Junge hat härter als vorhin gesprochen.
    Jetzt ist es draußen wieder still. Der Junge ist dageblieben, das spürt der Wombat ohne durch den Spalt etwas von ihm zu sehen.
    Was er ihm vor die Schnauze geschoben hat, schimmert im Dunkeln. Der Wombat schnuppert daran, auf Schokolade ist er während
     seiner Streifzüge nie gestoßen. Nach einer Weile fängt er an einer der Scheiben zu kratzen an, weil sein Magen knurrt und
     beißt. Ansonsten rührt der Wombat nichts an, was anderen Tieren gehört. Er reißt die Hülle ab, eine neue Schicht umhüllt die
     Scheibe und glänzt, wie der Wombat es zuvor nie gesehen hat. Mit eingezogenenKrallen streift er scheu über diesen Glanz, da bricht er auf, plötzlich ist das Innere weich und braun. Und süß, der Wombat
     leckt sich seine Pfoten.
    Es schmeckt, was ihm der Junge gebracht hat, den letzten kleinen Rest wird er mit ihm teilen.
    Satt

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