Darfs einer mehr sein
Stimmungsübertragung Rituale vervielfältigen, ob das nun beabsichtigt ist oder nicht. Zwar wird oft behauptet, Hunde brauchten feste Abläufe, die Erfahrungen aus der Praxis zeigen jedoch, dass sie sich auch wunderbar in einen ständig wechselnden Tagesablauf einpassen können. Trotzdem gibt es wiederkehrende Verhaltensmuster innerhalb einer Gruppe, wie etwa die Vorbereitung auf den Spaziergang. Hopst der Ersthund dabei aufgeregt am Menschen hoch und beißt in die Leine, wird dieses Ritual wahrscheinlich über kurz oder lang vom Zweithund übernommen. Genauso gut könnte man einen Ablauf etablieren, der eher die Selbstkontrolle jedes Hundes verbessert, und alle nebeneinander brav im Sitzen warten lassen, bis sie angeleint werden und die Haustür aufgeht.
Gibt es leicht Streit um Spielzeuge, erhöht sich die Gefahr eines Konflikts bei steigender Erregung.
Worauf es beim Einflussnehmen ankommt, ist zu einem guten Teil vorausschauendes Handeln. In jeder Situation mit dem neuen Hund sollte man sich überlegen, was wohl die Gruppendynamik in ein paar Wochen daraus machen könnte. Geht diese Entwicklung mit zunehmender Erregung einher, ist es in der Regel besser, sofort einzuschreiten und mit dem Training eines alternativen Verhaltens des Hundes zu beginnen.
A lltagsgestaltung und Erziehung
Als Mehrhundehalter gewöhnt man sich schnell an die Herausforderungen des neuen Hundealltags. Genau wie die Gruppendynamik erhöhen sich auch die Anforderungen an Alltagsgestaltung und Erziehung mit jedem weiteren Hund. Als „Fünfhundehalter“ ist es unser persönlicher Eindruck, dass eigentlich zwei oder höchstens drei eine gute Zahl wäre, wenn der Alltag neben Hunden auch noch aus anderen Verpflichtungen wie Arbeit, Kinderbetreuung und Haushalt besteht.
Wie aufwendig sich tägliche Spaziergänge, Fütterungen und Beschäftigung gestalten, hängt natürlich ganz stark mit den jeweiligen Lebensbedingungen zusammen. Drei Hunde in einer Großstadtwohnung zu halten, diese nur angeleint ausführen zu können und für jeden richtigen Spaziergang ins Auto steigen zu müssen ist etwas anderes, als in einem Haus mit großem Grundstück direkt am Waldrand zu leben.
Braves Warten an der Türschwelle klappt auch in der Gruppe, wenn es entsprechend geübt wurde.
Abgesehen von diesen äußeren Rahmenbedingungen hängt es von den jeweils beteiligten Hunden und ihrem Ausbildungsstand ab, wie einfach oder kompliziert sich das Zusammenleben gestaltet. Grundsätzlich bauen für uns Alltagsgestaltung und Erziehung auf zwei wesentlichen Säulen auf: die Säule der Organisation und die der positiven Verstärkung. Vereinfacht kann man sagen, dass wir mittels Organisation und dem Einsatz organisatorischer Mittel möglichst viele Gelegenheiten schaffen, das erwünschte Verhalten positiv zu verstärken, und gleichzeitig verhindern, dass unerwünschtes Verhalten überhaupt möglich und damit lernbar wird. Dazu kommt, dass wir die Emotionen des Hundes als die treibende Kraft hinter jedem Verhalten einschätzen. Wenn es nun darum geht, ein bestimmtes Verhalten im Sinne des Hundehalters zu beeinflussen, sollte dies berücksichtigt werden. Lernen bedeutet weit mehr als den reinen Informationsgehalt eines Hörzeichens zu erfassen. Hunde verknüpfen zudem automatisch einen bestimmten emotionalen Zustand mit einer Situation, einem Verhalten, einem Hörzeichen. Im gezielten Training ebenso wie bei der Alltagsgestaltung geht es daher auch immer darum, diesen Aspekt des Lernens nicht dem Zufall zu überlassen. Dies ist besonders wichtig, weil viele unerwünschte Verhaltensweisen für den Hund lustvoll sind. Gehorsamsübungen können dagegen leicht als langweilig empfunden werden, wenn der Mensch nicht aktiv dafür sogt, dass der Vierbeiner beim Lernen begeistert ist.
Ein neues Familienmitglied gut integrieren
Meist beschäftigen sich Erziehungsfragen mit speziellen Übungen, die jeweils vorab einzeln trainiert werden sollten. In einigen Bereichen ist das erzieherische Einwirken des Menschen aber immer genau dann gefragt, wenn die Hunde zusammen sind. Wenn es um das Verhalten gegenüber den anderen Hunden geht, beginnt der Erziehungsauftrag sozusagen mit dem ersten Zusammentreffen.
Die kleine Flo ist offensichtlich noch nicht wirklich begeistert von Neuzugang Paula, die erst seit drei Tagen in der Familie lebt.
Den Einzug eines neuen Familienmitglieds kann man schon im Vorfeld vorbereiten, indem man das Wohlfühlbudget des eigenen Hundes extra
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