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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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vor mir Platz. Der Galgen, ein einfaches Ding, aus neuem Holz errichtet, stank schlimmer als der Kopfkarren. Vier Käfige hingen daran, und zwei von ihnen enthielten tote Männer. Sehr tote Männer. Ihre Beine hingen durchs Gitter, und Raben pickten an den Knochen. Fliegen umgaben sie wie eine zweite Haut, schwarz und summend. Die Jungs hatten ein bisschen an einem der beiden Überlebenden herumgestochert, und das schien dem Burschen nicht besonders gut bekommen zu sein – offenbar war er abgekratzt. Ich hielt das für Verschwendung, denn wir hatten eine ganze Nacht vor uns. Was ich auch laut gesagt hätte, wenn der Zappler mit dem großen Maul nicht gewesen wäre.
    »Da kommt der Junge! Hat aufgehört, in seinem gestohlenen Buch nach schmutzigen Bildern zu suchen.« Der Bursche hockte gebückt in seinem Käfig, die Füße blutig, an manchen Stellen ohne Haut. Ein alter Mann, etwa vierzig, mit schwarzem Haar, grauem Bart und dunklen Augen, in denen es glitzerte. »Reiß die Seiten aus dem Buch und putz dir damit den Hintern ab, Junge«, sagte er in herausforderndem Ton. »Mehr Nutzen haben sie für dich nicht.«
    »Wir könnten ein Feuer anzünden und es langsam brennen lassen«, sagte Rike. Selbst Rike wusste, dass uns der Alte zornig machen wollte, damit wir ihm ein schnelles Ende bescherten. »Wie bei den Galgen von Turston.«
    Bei diesen Worten kam leises Lachen von einigen Brüdern. Aber nicht von Makin. Er runzelte die Stirn unter all dem Dreck, sah zum Zappler hoch und hob die Hand, damit die anderen still wurden.
    »Es wäre schändlich, ein so gutes Buch auf diese Weise zu vergeuden, Pater Gomst«, sagte ich.
    Wie Makin hatte ich Gomst trotz des Bartes und des verfilzten Haars erkannt. Doch ohne den Akzent wäre er gebraten worden.
    »Das gilt insbesondere für den Abschnitt über Lycurgus, der in Hochlatein geschrieben ist, nicht, im Pidginrömisch, das sie in der Kirche lehren.«
    »Du kennst mich?«, fragte der Mann. Seine Stimme brach – plötzlich wurde er weinerlich.
    »Natürlich kenne ich dich.« Ich hob beide Hände zu meinen wundervollen Locken und strich das Haar zurück, damit er in der Düsternis mein Gesicht sehen konnte. Ich habe die markanten Züge der Ankraths. »Du bist Pater Gomst und willst mich zur Schule zurückbringen.«
    »P-prin …« Er flennte jetzt und brachte die Worte einfach nicht heraus. Richtig ekelhaft war’s. Gab mir das Gefühl, in etwas Faules gebissen zu haben.
    »Prinz Honorous Jorg Ankrath, zu Euren Diensten.« Ich verneigte mich wie ein Höfling.
    »W-was ist mit Hauptmann Bortha passiert?« Pater Gomst schwankte völlig verwirrt in seinem Käfig.
    »Hauptmann Bortha, Sir!« Makin salutierte zackig und trat näher. Blut vom ersten Zappler klebte an ihm.
    Plötzlich herrschte tödliche Stille. Selbst das Summen und Surren der Sumpfinsekten verstummte. Mit offenem Mund sahen die Brüder von mir zum alten Priester und wieder zu mir. Der Kleine Rikey sah so verblüfft aus, als hätte ich ihn gefragt, was neun mal sechs ergab.
    Der Regen wählte genau diesen Moment, um auf uns herabzufallen – der Allmächtige schien seinen Nachttopf über uns zu leeren. Die Finsternis, die sich um uns herum verdichtet hatte, wurde so dick wie Sirup.
    »Prinz Jorg!« Pater Gomst musste rufen, um das Prasseln des Regens zu übertönen. »Die Nacht! Du musst fliehen!« Er umkrallte mit weißen Fingerknöcheln die Gitterstäbe des Käfigs. Ohne ein Blinzeln starrten seine weit aufgerissenen Augen in den strömenden Regen und die Dunkelheit.
    Und durch Nacht und Regen, im Sumpf, wo kein Mensch gehen konnte, sahen wir sie kommen. Wir sahen ihre Lichter. Bleich wie Tote brannten diese Lichter in tiefen Tümpeln, auf die kein Mensch seinen Blick richten sollte. Lichter, die einem Mann versprachen, was auch immer er sich wünschen konnte, die ihn anlockten und ihm Antworten in Aussicht stellten, wo doch nur kalter Schlamm wartete, tief und hungrig.
    Ich habe Pater Gomst nie gemocht. Er hatte mir gesagt, was ich tun sollte, seit ich sechs Jahre alt war, und seinen Worten oft mit drohend erhobener Hand Nachdruck verliehen.
    »Lauf, Prinz Jorg! Flieh!«, heulte der alte Gomst, sich auf widerliche Weise aufopfernd.
    Also blieb ich, wo ich war.

 

     
    Bruder Gains war nicht der Koch, weil er kochen konnte. Er
    konnte lediglich alles andere noch weniger.

 
4
     
    Die Toten kamen durch den Regen, Geister von Sumpftoten, Ertrunkenen und von Männern, deren Leichen dem Schlamm übergeben worden

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