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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Krater, dürres Gras, Unkraut und Flechten, die sich für nichts zu schade waren. Bomberland fand man überall, auch dort, wo alten Karten zufolge - laut denen der Name unseres Landes vor dem Krieg Großbritannien gewesen war - größere Städte gelegen hatten. Um die übrig gebliebenen Ruinen machte man besser weitläufige Bogen, denn dort versteckten sich oft wilde Hunde, wenn sie nicht von den Mutantratten verjagt worden waren. Diese Biester hatten die Größe von Katzen und galten allgemein als recht friedlich. Doch sobald sie Hunger hatten, schlossen sie sich wie wir zu Clans zusammen und dann Gnade dem, der sich ihnen in den Weg stellte. Es hieß, Mutantratten hätten bereits ganze Rebellendörfer ausgelöscht.
    »Amber? Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Meine Freundin reagierte nicht auf meine Worte, nur das Knirschen der gefrorenen Pflanzen unter unseren Stiefeln durchbrach die Stille mit jedem Schritt. Oder knirschten ihre Zähne? Meine klapperten.
    »Zwei Tagesmärsche nördlich von hier gibt es mehrere kleine Clans, die nach Mitgliedern suchen. Ich habe Gerüchte gehört, dass einige versuchen wollen, im Sommer das Meer zu überqueren. Ihr Ziel ist das Land, das man früher Skandinavien nannte. Zwei Jungs aus Jamies Gruppe wollen sich ihnen anschließen. Vielleicht sollte ich es ihnen gleichtun.«
    »Ich habe gehört, dass keiner dieser Versuche je gelungen ist«, gab Amber zurück. Sie grub die Hände tiefer in die Taschen ihres Mantels. »Außerdem weiß niemand, ob es auf der anderen Seite des Meeres nicht auch Percents gibt. Wenn man ihnen Glauben schenkt, sind sie überall auf der Welt.«
    »Wer glaubt denen schon?« Ich hatte erwartet, dass sie meine Idee nicht unterstützen würde. Amber war die Vorsichtige von uns. Möglich, dass ich gerade deshalb mit ihr über diese Sache sprach. »Wir werden es nie erfahren, solange es niemand versucht.«
    Amber lachte trocken. »Sagst du uns Bescheid, dass es nicht funktioniert, nachdem sie dich getötet haben und deine Überreste von den Fischen gefressen wurden?«
    Natürlich hatte sie recht. Keinem nützte ein Himmelfahrtskommando. Doch ich war es müde, einfach darauf zu warten, dass man uns inhaftieren würde. Oder - was noch schlimmer war - dass wir uns irgendwann ergeben mussten, weil die Nahrung nicht mehr ausreichte. Es schien mir nur noch eine Frage der Zeit. Gefangenschaft fürchtete ich mehr als alles andere und die Angst nahm mir jegliche Energie. Ich war eine Kriegerin von neunzehn Jahren und fühlte mich erschöpft und nutzlos wie eine alte Frau.
    Unser Kampf war vor langer Zeit zum Erliegen gekommen. Die Matches-Brüder führten mir dies deutlich vor Augen. Sie waren voller Wut und gleichzeitig erfüllt von dem Drang, zu kämpfen und etwas zu bewegen. In ihren Augen leuchtete ein Feuer, der Wunsch nach Rebellion, den wir alle einmal verspürt hatten. In wenigen Monaten würden auch sie erkennen, dass unser einziger Kampf darin bestand zu überleben. Das Feuer würde verlöschen, zurück blieb nur Asche. Grau und tot.
    Es gab keine Rebellion. Nur die Flucht vor der Realität. Die Parolen, die davon tönten, dass wir Menschen uns erheben und das Land - unser Land! - zurückerobern würden, gerieten schon in Vergessenheit. Ich hatte sie seit Jahren nicht mehr gehört.
    Frustriert trat ich ein paar Steine vor mir den Trampelpfad entlang, den wir inzwischen erreicht hatten. Der warm gewordene Stahl des Dolches in meinem Hosenbein drückte gegen meine Wade.
    Unsere Rebellion war ein Kampf gegen Windmühlen. Wie in der Geschichte, die man uns erzählte, von diesem dummen Mann, der sich für einen Ritter hielt, bloß weil er ein Pferd hatte. Für uns sah es nicht besser aus, denn wir kämpften gegen intelligente Windmühlen, die für die paar einzelnen, die wir niederrissen, drei neue auf-bauten. Da half ein Pferd überhaupt nichts.
    »Was ist eigentlich mit Matthial?«, frage Amber. Sie sprach nun leise, da wir die Stadtgrenze fast erreicht hatten.
    Ich hatte mit der Frage gerechnet. »Was soll mit ihm sein?«
    »Er ist Mars’ Sohn. Er wird den Clan irgendwann übernehmen und kaum mit dir kommen, oder?«
    Der eisige Wind brannte auf meinen Wangen, ich zog mir den Schal bis über die Nasenspitze. »Keine Ahnung. Ich habe nicht mit ihm darüber gesprochen.«
    Amber steckte ihre Hand in die Jacke meines Parkas, griff nach meinen Fingern und drückte sie. »Dein Plan ist Irrsinn ... das ist doch reiner Selbstmord! Rede mit Matthial. Bitte sag ihm,

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