Dark Kiss
geschehen? Wie hatte es sie verwandelt? Ich konnte sie dafür nicht hassen – sie tat mir leid. Und wenn das so war, dann wollte ich ihr helfen.
„Wie bist du entkommen?“, fragte Bishop noch einmal.
„Du bist sehr hartnäckig“, säuselte sie. „Du bist der Anführer, oder? Es sind noch andere wie du jede Nacht in der Stadt unterwegs und töten meine Brut. Das gefällt mir nicht besonders.“
Ich beobachtete die Gesichter der Personen um mich herum. Carly stand mit ausdrucksloser Miene neben Stephen. Sein Gesichtsausdruck war auch nicht zu deuten, aber sein Blick fixierte jetzt eher mich als Natalie. Das ließ mich zittern.
Und die anderen …
Ich sah mich um und hätte beinahe aufgeschrien, als ich bemerkte, dass sie sich alle erhoben hatten und näher gerückt waren. Auch ihre Mienen waren ausdruckslos, und sie blockierten den Weg zur Treppe. Keiner der normalen Teenager war jemals hier hochgekommen. Dies war zu einem Bereich der Grays geworden. Der Gedanke, was geschehen würde, wenn irgendjemand sich hierher traute, jagte mir panische Angst ein.
„Hast du einen Deal abgeschlossen, damit du aus dem Schwarz fliehen konntest?“ Bishop ließ nicht locker. „Mit wem? Und worum ging es dabei?“
Ihr Blick streifte bedächtig über seinen großen muskulösen Körper und seine breiten Schultern. „Es war eher ein Gefallen.“
„Warum hat sich das Schwarz verändert? Es ist nicht immer so gewesen.“
„Nein, das war es nicht. Erst seit etwa siebzehn Jahren.“
Siebzehn Jahre. Seit ich geboren wurde. Seit meine leibliche Mutter getötet wurde und mein Vater und Natalie ebenfalls vom Schwarz verschlungen worden waren. Ich umklammerte immer noch den Gurt meiner schweren Ledertasche. Meine Hände schwitzten. Die ganze Zeit war Bishop bei Verstand geblieben. Aber jetzt konnte ich spüren, wie er um seine Konzentration kämpfen musste. Er starrte sie an, und Frustration spiegelte sich in seinem hübschen Gesicht. Sie beantwortete seine Fragen nicht, sondern stiftete noch mehr Verwirrung.
Ich wusste, dass ich seinen Plan, Natalie mit sich ins Schwarz zu reißen, richtig erkannt hatte. Meine Anwesenheit verkomplizierte die Dinge für ihn. Es ging sogar noch weiter. Ich hatte seine Chance, sich für die Mission zu opfern, komplett verdorben. Mir war klar, warum ich das getan hatte. Auch wenn ich wusste, dass ich ihn nie wieder küssen konnte, wollte ich ihn dennoch nicht verlieren. Nicht auf diese Weise. Egal, was das bedeuten würde.
Die Musik unten aus dem Club wurde lauter, und die Bässe dröhnten. Auch mein Herzschlag beschleunigte sich. Bishop rückte näher an mich heran, bis sein Arm den meinen berührte. Ich spürte diesen Funken zwischen uns wieder, und die Wärme glitt in meinen Körper. Seine Nähe stellte verrückte Dinge mit mir an und machte mich schwindelig. Ich kämpfte um meine Selbstbeherrschung, doch ich rückte nicht von ihm weg, denner gab mir Mut.
„Wie auch immer es dir gelungen ist, zurückzukehren, du bringst mit deiner Anwesenheit die Welt in Gefahr“, meinte Bishop zu Natalie.
„Du sagst das so, als sollte es mich interessieren.“ „Wie könnte es dir egal sein?“
„Mir ist bewusst, dass du das nicht verstehst, Samantha.“ Sie schenkte mir ein gewinnendes Lächeln. „Aber das musst du auch nicht. Alles, was du tun musst, ist, mir dabei zu helfen, die Stadt zu verlassen.“
Ich schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, das kann ich nicht machen.“
Sie kam auf mich zu und packte mein Handgelenk. „Das wirst du.“ Ihr Griff wurde so fest, dass ich wimmerte, als ich versuchte, mich aus ihrem dämonisch kräftigen Griff zu befreien. Bishop umfasste ihren Arm und bog ihn so stark nach hinten, dass er bei einem Menschen wohl gebrochen gewesen wäre. Sie schrie vor Schmerzen. Bishops Augen leuchteten blau. „Wenn du sie verletzt, dann verletze ich dich. Siehst du, wie es läuft, Dämon?“
Natalies Gesicht verzerrte sich zu einer Mischung aus Lächeln und Grimasse. „Du bist immer noch schwächer, als du es sein solltest mit dieser Seele in deinem Körper. Gut zu wissen.“
„Es war eine harte Woche.“
„Davon bin ich überzeugt. Aber du hattest die Chance, meine wundervolle Nichte zu treffen, und es ist offensichtlich, dass dir etwas an ihr liegt – vielleicht mehr, als es sollte. Mir geht es auch so.“
„Du hast deinen Laufburschen geschickt, um ihr mit einem Kuss die Seele auszusaugen. Das klingt für mich nicht gerade nach einer liebevollen Tante, sondern
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