Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
anzutun.
Anscheinend hatte er es doch in erster Linie auf dich und Christian abgesehen.“
Ich brummelte eine unverbindliche Antwort in Christians schwarzen
Pullover.
„Ja, und abgesehen davon sind die Geister ziemlich clever“, fügte Roxy
hinzu. „Gut, Jem war nicht gerade der Hellste, und diese verschrumpelte
Waliserin hatte nicht alle Tassen im Schrank, aber ansonsten waren sie doch ein
recht pfiffiger Haufen. Sie würden sich nicht einfach so phantomisieren
lassen!“
Ich schniefte und atmete Christians wunderbaren Duft ein. Wenn ich
auch für die ewige Verdammnis von sechs Geistern verantwortlich war, so half es
mir doch zu wissen, dass er meinen Schmerz teilen und mit mir leiden würde.
Oder mir auf andere Art beistehen würde.
„Wir fahren noch mal hin, sobald die Sonne untergegangen ist“,
flüsterte Christian mir ins Ohr. „Und dann suchen wir nach deinen Geistern.“
Ich nickte, schniefte abermals und nahm mich zusammen. Christian setze
sich und zog mich auf seinen Schoß, während die anderen Fragen stellten,
aufgeregt die Ereignisse besprachen und Christian und mich mit Lob
überschütteten, weil wir so schnell und geistesgegenwärtig gehandelt hatten.
Ich fühlte mich hundeelend.
„Hallo? Jemand zu Hause? Oh, hallo nochmals, Joy, Roxy. Und du bist
bestimmt Raphael. Weißt du, dass du gelbe Augen hast?“
„Bernsteinfarbene“, korrigierte Joy.
„Tatsächlich?“ Noelle legte den Kopf schräg und studierte Raphael.
„Wenn du meinst. Allie, ich habe in den Trümmern des Hauses nach Dämonen und
Kobolden gesucht und dabei das hier gefunden.“
Sie streckte die Hand aus und hielt mir die kümmerlichen Überreste
ihres Amuletts hin.
„Oh, Noelle, es tut mir so leid! Ich wollte dir sagen, dass ich es
verloren habe. Asmodeus hat es kaputt gemacht. Es war bestimmt ein wertvolles
Einzelstück, aber ich werde tun, was ich kann, um es dir zu ersetzen.“
„Keine Sorge, ich habe jede Menge davon. Und das Wertvolle ist ja
nicht das Amulett selbst, sondern das, was man hineinsteckt.“
Ich schenkte ihr ein mattes Lächeln. „Christian kennst du noch nicht,
oder?“
Ich wollte aufstehen, damit er sie begrüßen konnte, aber er hielt mich
mit einer Hand fest und reichte ihr die andere. Sie sagte, dass es nett sei,
ihn endlich persönlich kennen zu lernen, dann fragte sie: „Und was ist mit dem
Dunklen passiert, der oben in dem großen Bett lag?“
Ich lehnte mich an Christian und ließ mich von seiner samtigen Stimme
berieseln.
„Sebastian hat sich von den ihm zugefügten Qualen gut erholt, wofür
ich Ihnen sehr dankbar bin. Wie ich hörte, haben Sie ihm Blutkonserven
besorgt.“
„Wir wussten nicht, ob er überhaupt Blut mag, das nicht frisch gezapft
ist, wenn ich das mal so ausdrücken darf, aber das schien ihm nichts
auszumachen“, sagte Roxy. „Er hat es sogar ziemlich schnell weggeputzt. Und es
hat ihm unglaublich gutgetan, nicht wahr?“
„Das hat es“, pflichtete Joy ihr bei.
„Er hat mir eine Nachricht hinterlassen und mich gebeten, Ihnen
herzlich zu danken“, sagte Christian zu Noelle.
„Oh, er ist schon weg?“, entgegnete sie. In ihrer Stimme schwang
Enttäuschung. Ich horchte auf und musterte sie nachdenklich. „Das ist aber
schade! Ich habe noch nie einen Dunklen kennengelernt - Anwesende ausgenommen -
und hätte ihn gern zu den mährischen Werwesen befragt.“
„Zu den was? “ fragte Raphael argwöhnisch.
„Seh!“, machte Joy beschwichtigend.
„Ich würde mich Ihnen gern...“, setzte Christian an.
„Nein, würdest du nicht“, unterbrach Joy ihn rasch. „Du hast jede
Menge zu tun. Du musst Allies Umzug vorbereiten, du musst diesen GAGA-Verein
zerschlagen und so weiter. Du hast wirklich keine Zeit!“
Empört über die Art und Weise, wie sie Christian sagte, was er zu tun
hatte, richtete ich mich auf. „Wenn Christian doch gern ...“
„Er will aber gar nicht, nicht wahr, Christian?“, erwiderte Joy und
wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.
Raphael stöhnte und nahm sie in den Arm. „Nein! Das lasse ich nicht
zu. Einmal hat mir gereicht. Jetzt ist Schluss. Von nun an führen wir ein
ruhiges Leben.“
„Natürlich tun wir das“, sagte Joy und tätschelte geistesabwesend
seinen Oberschenkel.
Ich sah Roxy an. Sie grinste schelmisch. Ich sah Christian an. Er
blickte nachdenklich drein. Noelle wirkte einfach nur verwirrt. Ich wusste, wie
ihr zumute war. Ich war ebenso verwirrt wie sie.
Kann es sein, dass alle Frauen geborene Kupplerinnen
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