Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
auf mich herab. Meine Finger schlossen
sich fester um den Lampenfuß.
Sarah legte
mir lachend den Arm um die Schultern. „Außerdem ist sie meine beste Freundin,
und ich vertraue ihr voll und ganz. Wenn man bei irgendetwas ihre Hilfe
braucht, tut sie alles, was in ihrer Macht steht, um einen zu unterstützen.“
„Du brauchst
gar nicht versuchen, mich zu manipulieren! Ich toleriere keine Verbrecher!“
„Ich bin
kein Verbrecher“, sagte der Mann und musterte uns nachdenklich.
Dann nahm er
sich den Stuhl, der am Fußende des Betts stand, stellte ihn vor die Tür und
ließ sich mit einem aggressiven Blick in meine Richtung darauf nieder.
„Ich könnte
um Hilfe rufen“, sagte ich.
„Bei dem
Lärm unten würde dich niemand hören“, entgegnete er. „Ich werde die Wahrheit
herausfinden, und wenn ich die ganze Nacht dazu brauche. Wann hast du Hope
zuletzt gesehen?“
„Oh, die
Fee?“, fragte Sarah und rang die Hände. „Die habe ich ja ganz vergessen! Kaum
zu glauben! Portia sagte, sie hat sie gesehen, als ich zurückgefahren bin, um
meine Kamera zu holen. Das muss so ungefähr gegen zwei ...“
„Sarah!“ Ich
zog eine Augenbraue hoch.
„Ich wollte
doch nur helfen.“
Das
überhörte ich und studierte den Mann, der uns gegenübersaß, eingehend.
Ich fand ihn
immer noch sehr bedrohlich. Seine harten, kantigen Gesichtszüge mit den hohen
Wangenknochen und dem markanten Kinn vermittelten ebenso wie seine
obsidianschwarzen Augen grimmige Entschlossenheit. Seine Haut war dunkler als
die eines typischen Angelsachsen und deutete auf eine fremdländische Herkunft hin.
Sein aus der Stirn gekämmtes glänzendes schwarzes Haar weckte bei Frauen
garantiert den Wunsch, ihm mit den Fingern durch die seidigen Locken zu fahren.
Mich überkam spontan das Verlangen, genau das zu tun, aber der Gedanke
verschwand genauso rasch wieder, wie er gekommen war.
„Wenn ich
dir deine Fragen beantworte, verschwindest du dann?“, fragte ich mit einem
resignierten Seufzen.
„Portia! Sei
doch nicht so unhöflich!“
Ich bedachte
Sarah mit einem Blick, der ihr eigentlich hätte klarmachen müssen, was ich von
dieser hirnrissigen Bemerkung hielt, aber im Laufe unserer langen Freundschaft
war sie immun gegen solche Dinge geworden.
„Ich glaube
allmählich, hier gibt es vielleicht doch mehr zu holen, als ich gedacht habe“,
entgegnete der Mann. „Aber ich schwöre, dass ich euch nichts Böses will.“
Ich zögerte
einen Moment und wog meine Möglichkeiten gegeneinander ab. Es stimmte zwar,
dass der Lärm aus dem vollen Pub jeden Hilferuf übertönen würde, aber völlig
hilflos waren wir trotzdem nicht. Immerhin waren wir zu zweit, und er war
allein. Wenn es also hart auf hart kam, konnte ich mich auf den Mann stürzen,
während Sarah nach unten lief, um Hilfe zu holen ... nur war ich mir nicht so
sicher, ob sie in ihrem hypnotisierten Zustand tatsächlich Hilfe holen würde.
Es lief also
alles auf eine friedliche Lösung des Problems hinaus. Wenn wir den Mann erst
einmal aus dem Zimmer hatten, würde ich die Polizei anrufen, und dann sollten
sich die Beamten um ihn kümmern. Ich würde ihm ein bisschen Zeit für seine
Fragen lassen, um ihn einzulullen und in dem Eindruck zu bestärken, er habe
alles unter Kontrolle. Und dann würde ich ihn irgendwie dazu bringen, das
Zimmer zu verlassen.
„Also gut,
ich beantworte deine Fragen ... äh ... wie heißt du eigentlich?“
„Theo North“,
sagte er und fragte erneut: „Wann hast du Hope zuletzt gesehen?“
„Was für ein
hübscher Name!“, sagte Sarah angetan. „Theo. Warm und freundlich. Und kurz. Ein
bisschen ungewöhnlich. Gefällt mir.“
Mir gefiel
der Name übrigens auch, aber das würde ich dem Kerl sicherlich nicht auf die
Nase binden. „Ich habe Hope zum ersten und einzigen Mal heute Nachmittag gegen
vierzehn Uhr gesehen, ungefähr fünf Minuten lang. Ich hatte den Eindruck, sie
wäre eine Halluzination - was erst noch zufriedenstellend widerlegt werden
muss, da Laborergebnisse schließlich vertauscht, unabsichtlich verändert oder
auch absichtlich manipuliert werden können.“
„Eine
Halluzination?“ Er sah mich prüfend an. „Neigst du dazu?“
„Sie dachte,
die Magie des Feenrings sei den Pilzen zuzuschreiben“, erklärte Sarah rasch. „Sie
ist eine Ungläubige, weißt du? Du glaubst doch an die Macht der Feenringe,
nicht wahr?“
„Natürlich“,
entgegnete er, und ich hätte am liebsten laut geschrien.
Sarah sah
mich triumphierend an.
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