Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
ebenfalls.“
Der Besitzer
des Gasthauses rief von unten nach uns und fragte, ob alles in Ordnung sei, und
der Lichtstrahl seiner Taschenlampe tanzte zuckend über die uns
gegenüberliegende Wand im Flur. Ich ließ mich erleichtert in Sarahs Arme
sinken, als Theos Schatten im dunklen Korridor verschwand. Seine letzten Worte
blieben mir noch lange deutlich im Ohr.
„Du wirst
mir nicht entkommen wie Hope!“
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„Unhöflicher
hättest du zu dem armen Theo wohl nicht sein können, was?“
„Pssst!
Madame Wie-heißt-sie-noch-gleich zeigt auf dich. Sie hat dich bestimmt auserwählt
oder so.“
„Mystikerin
heißt das, nicht Madame. Mystikerin Bettina, wie du sehr gut weißt. Oooh! Sie
muss mich zu einer ihrer Assistentinnen erkoren haben!
Großartig!
Dann habe ich ja die beste Position, um alles ganz objektiv zu beobachten.“
Sarah sprang auf und eilte zu dem Medium hinüber, bei dem noch zwei weitere
Frauen standen.
„Absolut
objektiv“, sagte ich zu mir, dann lächelte ich den Mann zu meiner Linken
beruhigend an, als er zu mir herüberschaute.
„Ist das
Ihre erste Seance?“, raunte er mir zu. Ich nickte.
„Meine auch“,
sagte er in vertraulichem Ton und riskierte ein schüchternes Lächeln. „Meine
Frau, sie ist da vorn bei den anderen - ist Mitglied des hiesigen
Geisterjägervereins und wollte schon sehr lange mal zu so einer Seance. Ich
weiß nicht, ob ich das alles glauben soll.“ Er kicherte ein bisschen und
betrachtete mich aufmerksam, um herauszufinden, ob ich ihn wegen seiner Zweifel
verspotten würde.
„Ich bin
Physikerin und von Natur aus skeptisch“, entgegnete ich und senkte meine
Stimme, damit die anderen vier Personen im Raum nicht mithören konnten. „Ehrlich
gesagt bin ich nur hier, um meiner Freundin zu erklären, wie die Tricks funktionieren.
Sie gehört zu den Leuten, die erst einmal alles glauben, ganz egal, wie
unwahrscheinlich es ist.“
„Aha, eine
wahre Gläubige also“, sagte mein neuer Freund nickend. „Davon gibt es viele im
Geisterjägerverein. Ich heiße übrigens Milo.“
„Portia“,
sagte ich und schüttelte ihm die Hand. „Wollen wir uns zusammentun, um unsere
Lieben zur Vernunft zu bringen?“
Er schaute
nervös zu seiner Gattin, die sich mit der kleinen Frau, die von sich
behauptete, ein weltbekanntes Medium zu sein, langsam unserem Tisch näherte. „Das
sollten wir tatsächlich tun, obwohl ich meine Frau nur ungern enttäusche. Sie
will unbedingt ihren Vater kontaktieren, wissen Sie? Er ist gestorben, als sie
noch sehr jung war. Aber trotzdem, ich habe ihr gesagt, dass es töricht ist, an
solche Dinge zu glauben.“
„Meiner
Erfahrung nach wird der Glaube erheblich überschätzt“, sagte ich leise, dann
wendete ich mich Sarah zu, die wieder neben mir Platz nahm. „Und?
Sollst du
das Tamburin schlagen oder im richtigen Moment auf den Tisch klopfen?“
Sie gab mir
einen Klaps auf den Arm und flüsterte mir zu, ich solle mich benehmen.
„Angesichts
dessen, was wir heute alles durchgemacht haben, verhalte ich mich doch höchst
umsichtig“, entgegnete ich leise und bewegte vorsichtig meine Schulter. Die
geschundene, aber unverletzte Muskulatur protestierte energisch.
Sarah
bemerkte mein schmerzverzerrtes Gesicht. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?
Vielleicht hätte ich dich doch nicht mitnehmen sollen. Nach der ganzen
Geschichte mit der Tugendkraft und Theo und diesem furchtbaren Unwetter, das du
heraufbeschworen hast.. „
„Hörst du
wohl damit auf? Ich habe gar nichts heraufbeschworen! Der Gasthausbesitzer hat
selbst gesagt, dass solche plötzlichen Gewitter hier ganz normal sind.“
„Ja, aber er
konnte nicht erklären, warum es kurz darauf schon wieder komplett verschwunden
war. Und warum das Licht nur im Gasthaus ausgegangen ist und in keinem der
umliegenden Gebäude.“
„Die
Sicherungen sind rausgeflogen, das ist alles. Das passiert doch häufig, wenn in
der Nähe eines Hauses der Blitz einschlägt.“
„Grumpf.“
Mystikerin
Bettina (ich fand diesen Namen urkomisch, weshalb ich bei der Vorstellungsrunde
leise in mich hineinkicherte) kam mit den anderen beiden Frauen an den runden
Glastisch zurück, an dem Milo, Sarah und ich bereits saßen. Sie nahm auf einem
mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Stuhl Platz, der mich an einen Thron
erinnerte, und blickte lächelnd in die Runde. Es gab nur fünf Teilnehmer bei
dieser Seance: Milo und seine Frau, eine elegante farbige Dame, die eine
zerfledderte Bibel in der Hand
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