Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

dich sehen, werden sie bereitwillig für dich kämpfen.«
    Ich setzte mich auf und sah zu dem Seidenkleid. »Dann muss ich diese Rolle wohl spielen. Zu schade, dass ich keine Krone habe.«
    Dorian setzte sich ebenfalls auf. »Wirklich nicht?«
    Er ging zu dem Tisch hinüber, auf dem sein Schwert und seine Robe lagen. Ich war vorhin zu abgelenkt, aber jetzt fiel mir auf, dass dort ein kleines Bündel lag. Er brachte es mir, und ich ertappte mich dabei, dass ich den Atem anhielt. Ich wusste plötzlich, was das war, und ich bekam es mit der Angst.
    »Was ist?«, fragte er, als er es mir hinhielt und ich es nicht nahm.
    »Ich … ich hatte einen Traum …«
    Ich konnte ihm nicht von dieser Vision damals erzählen, in der wir zusammen auf diesem Berg gestanden hatten. Ich hatte mir in der Unterwelt die Krone des Sturmkönigs geben lassen – oder jedenfalls eine feminine Version davon –, und im selben Moment hatte ich mich auf diesem Berg wiedergefunden und auf diese ganzen Soldaten hinuntergeschaut, die bereit waren, für mich zu kämpfen.
    »Was denn für einen Traum?«
    »Das ist schwer zu erklären.«
    Dorian wartete nicht länger, sondern wickelte das Bündel selbst aus. Mein Herz machte einen Satz, während ich mich wappnete, wieder diese Krone zu sehen, diese kunstvolle Arbeit aus Platin, voller Diamanten und Amethysten …
    Aber es war nicht diese Krone.
    Sondern eine aus Gold, und sie sah sehr, sehr zart aus. Ich nahm sie zögernd und sah mir die prächtigen Details an. Es waren kleine Rosen in das Gold geätzt – Rosen mit unzähligen Dornen. Winzige Smaragde waren fast unscheinbar zwischen den goldenen Blättern verteilt. Sie erinnerte überhaupt nicht an die Krone des Sturmkönigs.
    »Das ist eine Arbeit von Girard«, sagte ich mit Bestimmtheit.
    »Ja«, bestätigte Dorian und strich mit einem Finger meinen nackten Arm entlang. Er schien erleichtert, dass ich die Krone genommen hatte. »Du bist nicht die Einzige, die Projekte in Auftrag geben kann.«
    »Aber er arbeitet für Katrice.«
    »Jetzt nicht mehr. Erinnerst du dich noch an den Tag, als du ihn kennengelernt hast? Da habe ich dir gesagt, dass er ein Opportunist ist. Er hat gewürfelt und entschieden, dass wir die Seite sind, mit der man sich verbünden sollte … womit er natürlich recht hat. Er kommt uns sehr gelegen in Sachen Bewaffnung, denke ich.«
    Mein Blick lag immer noch auf der Krone, auf ihrer Schönheit. Ich konnte nicht erklären, wie erleichtert ich war, dass sie nichts mit der Krone aus meiner Vision zu tun hatte. Zögernd hob ich die Arme und setzte sie mir auf. Ich sah Dorian fragend an. »Was meinst du?«
    Er schmunzelte, rückte sie gerade und richtete ein wenig meine Haare. »Geh und sieh es dir selbst an.«
    Ich stieg aus dem Bett, ging zu dem großen Spiegel hinüber und sah mich an. Ich war immer noch nackt. Meine blasse Haut bildete einen starken Kontrast zu meinen roten Haaren und der glitzernden Krone. Meine Haare hatten nicht das Blond von Jasmine, aber es waren ein paar Goldtöne darin, und die Krone ließ diese Locken schimmern, die mir bis knapp über die Schultern fielen. Die Smaragde waren unauffällig, nicht protzig, aber sie leuchteten genug, um meine Haare und meine Augen zusätzlich zu betonen.
    »Und? Was denkst du?«, fragte Dorian.
    Ich sah zu ihm hinüber. Er lag immer noch auf dem Bett und sah mich amüsiert an. Ich drehte mich wieder um und betrachtete mein nacktes, gekröntes Spiegelbild. Ich lächelte.
    »Ich finde, sie steht mir.«

 
     
    Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel
    »Thorn Queen« bei Zebra Books, Kensington Publishing Corp.
    Deutschsprachige Erstausgabe Oktober 2010 bei LYX,
    verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH,
    Gertrudenstraße 30–36, 50667 Köln
    Copyright © 2009 by Richelle Mead
    Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010
    bei EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
    Alle Rechte vorbehalten
    Published by Arrangement with Kensington Publishing Corp.,
New York, USA
    Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur
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    Redaktion: Nicola Härms
    Satz und eBook: Greiner & Reichel, Köln
    ISBN 978-3-8025-8711-5
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