Succubus Blues – Komm ihr nicht zu nah
von Richelle Mead
Auflage Februar 2010
Titelbild: Agnieszka Szuba
www.the-butterfly-within.com
©opyright by Richelle Mead
Übersetzung von Alfons Winkelmann
Lektorat: Metalexis
ISBN: 978-3-86608-608-1
Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet.
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Kapitel 1
Statistisch gesehen verkaufen die meisten Sterblichen ihre Seele aus fünf Gründen: Sex, Geld, Macht, Rache und Liebe. In dieser Reihenfolge.
So gesehen hätte es mich dann vermutlich beruhigen sollen, dass ich bei Numero uno hier draußen aushelfen sollte, aber ich kam mir trotzdem ein wenig … nun ja, schmutzig vor. Und wenn ich so etwas sage, will das schon was heißen.
Vielleicht kann ich es nicht mehr so richtig nachvollziehen, überlegte ich. Es ist schon allzu lange her. Als ich Jungfrau war, glaubten die Menschen noch daran, dass Schwäne Mädchen schwängern könnten.
Hugh neben mir wartete geduldig darauf, dass ich meine Reserve überwand. Er hatte die Hände in die Taschen seiner gut gebügelten Jeans geschoben und sich mit seinem langen Gestell an seinen Lexus gelehnt. »Was soll denn da so großartig dran sein! Das machst du doch sowieso immer!«
Was nicht genau stimmte, aber wir wussten beide, was er meinte. Ich beachtete ihn nicht weiter, sondern musterte betont auffällig meine Umgebung. Nicht dass das meine Laune beträchtlich gesteigert hätte. Vorstädte zogen mich immer herunter. Identische Häuser. Perfekte Rasenflächen. Viel zu viele Geländewagen. Irgendwo in der Nacht wollte ein Köter einfach nicht sein Gekläff einstellen.
»So was mach’ ich nicht«, erklärte ich schließlich. »Selbst ich habe gewisse Standards.«
Hugh schnaubte; Ausdruck seiner Ansicht über meine Standards. »Na gut, na gut, wenn du dich damit besser fühlst, dann betrachte es doch nicht unter dem Aspekt der Verdammnis. Betrachte es als Fall von christlicher Nächstenliebe.«
»Christlicher Nächstenliebe?«
»Natürlich.«
Er holte seinen Pocket-PC heraus und wirkte auf einmal trotz des unorthodoxen Rahmens sehr geschäftsmäßig. Nicht dass ich überrascht gewesen wäre. Hugh war ein professioneller Kobold, ein Meister in der Kunst, Sterbliche zum Verkauf ihrer Seelen zu überreden, ein Experte in Verträgen und legalen Schlupflöchern, bei denen jeder Anwalt vor Neid erblasst wäre.
Er war auch mein Freund. Was der Redensart Bei solchen Freunden brauchst du keine Feinde in gewisser Hinsicht eine völlig neue Bedeutung verlieh.
»Hör dir das doch mal an«, fuhr er fort. »Martin Miller. Männlich, natürlich. Weißer. Nicht-praktizierender Lutheraner. Arbeitet in einem Geschäft für Computerspiele in der Mall. Lebt hier im Souterrain … im Haus seiner Eltern.«
»Mein Gott!«
»Hab’s dir gesagt.«
»Nächstenliebe oder nicht, das kommt mir alles so … extrem vor. Wie alt ist er doch gleich?«
»Vierunddreißig.«
»Aua.«
»Genau. Wenn du so alt wärest und noch nie eine gehabt hättest, würdest du vielleicht auch zu verzweifelten Maßnahmen greifen.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Also, tust du das jetzt oder nicht?«
Zweifelsohne hielt ich Hugh von einer Verabredung mit irgendeiner heißen Dame ab, die halb so alt war wie er – womit ich natürlich meine, halb so alt, wie er aussah. In Wirklichkeit ging er auf die Hundert zu.
Ich setzte meine Tasche ab und warf ihm einen warnenden Blick zu. »Dafür bist du mir was schuldig.«
»Ja, ja«, gab er zu. Das waren schließlich nicht meine üblichen Engagements, wofür ich der Göttin heiß und innig dankte. Der Kobold vergab solche Sachen normalerweise „außer Haus“, aber heute Nacht hatte es wohl Terminprobleme gegeben. Ich konnte mir nicht vorstellen, wer das sonst für ihn erledigte.
Ich wollte aufs Haus zugehen, aber er hielt mich zurück. »Georgina?«
»Ja?«
»Da ist … noch was …«
Ich drehte mich um, weil mir sein Tonfall ganz und gar nicht gefiel. »Jaaa?«
»Er, öh, hat was Spezielles bestellt.«
Ich wartete mit hochgezogenen Brauen.
»Siehst du, öh, er fährt voll auf diese Sache mit dem Bösen ab. Weißt du, wenn er seine Seele schon dem