Dark Village 02 - Dreht euch nicht um
angestrengter Stimme fort. „Bitte seid so gut und fallt ihm nicht allzu sehr zur Last.“
Eline und Nick sagten nichts dazu.
Sigrid trocknete ihre Hände immer noch mit dem Geschirr tuch ab, jetzt jeden Finger einzeln, mehrere Male. Sie wirkte nervös, irgendwie neben der Spur, so als könnte sie jeden Mo ment etwas Unerwartetes tun.
Nick erwischte sich dabei, wie er sie fasziniert anstarrte. Was hat sie denn? , dachte er. Was in aller Welt ist hier los?
„So“, sagte Sigrid abrupt. Sie hängte das Geschirrtuch über die Tür eines Unterschranks, strich sich mit der Hand über die Haare und verließ den Raum.
Nick sah ihr nach. Er hätte schwören können, dass ihr die Gesichtszüge entgleisten, als sie sich von ihnen abwandte, und dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Er hörte, wie sie ins Bad ging und die Tür hinter sich abschloss.
„Mann“, murmelte Nick.
„Wir müssen uns beeilen“, sagte Eline. „Ich muss um Viertel nach da sein.“
„Okay.“ Nick hatte ganz vergessen, dass Elines Unterricht fünfzehn Minuten früher anfing als seiner. Mit der halben Scheibe Brot in der Hand stand er auf.
Als sie kurze Zeit später losgingen, war Sigrid immer noch im Bad. Sie riefen Tschüss , aber es kam keine Antwort. Gut, dass sie wegfährt , dachte Nick, als er die Haustür hinter sich zuzog. Damit kam seine Chance früher, als er erwartet hatte. Und das machte es viel, viel einfacher …
6
Trine kam durchs Tor, als es klingelte.
Nora sah sie und wartete. Die anderen gingen schon rein. Benedicte stand in einer Gruppe von Mädchen oben auf der Treppe und redete sehr laut. Vilde kam aus der Raucherecke.
„Hallo“, sagte Trine.
„Alles okay mit dir?“, fragte Nora.
„Ja, klar.“ Trine grinste. „War ja nicht gerade todkrank.“
„Ach so“, sagte Nora. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie Vilde einige Meter entfernt stehen blieb. Nora stutzte, war Vilde etwa sauer auf Trine?
Trine warf ebenfalls einen schnellen Blick zu Vilde.
„Tja“, sagte Nora. „Ist alles ein bisschen komisch heute …“
Aber Trine hörte ihr nicht zu. „Komm“, sagte sie und zog Nora mit sich. Sie gingen mit fünf Meter Abstand an Vilde vor bei. Trine schaute nicht mal in Vildes Richtung. Als sie im Ge bäude waren, ließ sie Nora los.
Nora rieb sich den Oberarm. Trine hatte fest zugepackt.
„Da ist Nick“, sagte Trine.
Sie starrte geradeaus den Flur hinunter. Nick lehnte an der Wand, umringt von einigen Jungs aus der Klasse: Trym und Tommy und noch drei, vier anderen.
Mongo-Greg ist auch dabei, dachte Nora und schämte sich sofort. So hatten sie Gregory in der Vorschule immer genannt: Mongo-Greg. Bis die Lehrerin dahintergekommen war und es Ärger gegeben hatte. Trotzdem hatten sie nicht aufgehört zu tu scheln: Da ist Mongo-Greg. Wie komisch Mongo-Greg geht. Ob Mongo-Greg sich für Mädchen interessiert? Auf Letzteres hatte Benedicte geantwortet: Alle Jungs sind scharf auf Mädchen. Greg ist ein Junge. Noch Fragen?
Nick schien mit seinen Gedanken weit weg, er registriert nicht, was um ihn herum passierte. Er machte einen niederge schlagenen Eindruck.
Er fing Noras Blick auf und lächelte zaghaft. Nora lächelte zu rück. Sie merkte, wie sie rot wurde, und schaute schnell woan dershin.
„Er sieht gut aus, wirklich“, sagte Trine.
„Hm?“
Nora blickte ihre Freundin überrascht an. Trine gab nie Kom mentare über Jungs ab. Das war nicht ihr Stil. Sie sagte höchstens mal, dass ein Typ ein guter Fußballer war, oder sie schimpfte über einen, der im Spiel einen Pass versemmelte, aber das war es dann auch schon.
„Den könnte ich glatt vernaschen“, fügte sie kichernd hinzu.
„Du könntest waaas? “
„Oh, sorry. Hab ganz vergessen, dass du auf ihn stehst. Ich will dir keine Konkurrenz machen.“
„Aber … aber …“, stammelte Nora.
„Das mit Benedicte …“, Trine zuckte die Schultern, „vergiss es. Sie lügt. Nie im Leben hat der versucht, sie zu vergewaltigen. Sie würde doch sofort mit dem in die Kiste steigen, er bräuchte nur mit dem Finger zu schnippen.“
Vor ihrem Klassenraum blieben sie stehen. Trine zog ihre Jeansjacke aus. Darunter trug sie ein enges helles Top.
„Du trägst ein Top?“, rutschte es Nora heraus.
Trine lief fast immer sportlich gekleidet rum und stellte genau zwei Bedingungen an Klamotten: Sie mussten bequem sein und sie mussten häufiges Waschen aushalten.
Supermittelfeldspielerin Trine, der Schrecken aller Stürmer, in einem engen
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