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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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Sonnenbrille nicht die Tränen kamen.
    Vielleicht wollte er sie ja doch nicht umbringen? Vielleicht würde alles gut werden, vielleicht würde sie gewinnen! Der Plan konnte aufgehen. Inmitten ihrer Angst war sie plötzlich ganz zufrieden. Sie bekam Lust, loszuplappern und sich ein Lachen abzuringen, damit er dachte, dass alles in Ordnung war und sie keinen Verdacht geschöpft hatte.
    „Hast du ein paar Pillen dabei?“, fragte sie.
    Er antwortete nicht. Der Weg war eng und kurvig, er fluchte, als ein Ast über den Lack kratzte.
    „Hast du was dabei, oder nicht?“
    „Ja.“ Er reckte den Hals, als versuchte er, um die Kurve zu gucken. Es sah komisch aus. Benedicte lachte. „Nerv nicht“, sagte er. „Wir sind gleich da.“
    „Du hörst dich an wie mein Vater“, sagte sie.
    Dabei stimmte das nicht. Er hörte sich an wie ein normaler Vater, in einer normalen Familie, bei einem Ausflug mit den lieben Kleinen. Ruhig, wir sind gleich da .
    Aber Benedictes Vater war nie normal gewesen und würde es auch nie sein.
    „Dann benimm dich einfach nicht wie ein dummes Kind“, sagte Wolff.
    Und schließlich waren sie wirklich da. Der Wald öffnete sich und er lenkte den Wagen nach links in einen Stichweg. Von dort ging es zum Aussichtspunkt, wo man einen Blick über das gesamte Tal hatte, grün und wunderschön. Hier war ihr Stammplatz.
    Sie stiegen aus. Im Westen brannte schon der Sonnenuntergang und im Wald um sie herum summte und brummte es. Wolff nahm die Decke, die er immer im Wagen hatte. Während er die Kühltasche mit Wasser, Bier – und Pillen – holte, breitete Benedicte sie aus.
    Sie setzten sich.
    „Lange her“, sagte Benedicte.
    „Ja“, sagte er. „Es war eine Menge los, Polizei und so. Wir müssen vorsichtig sein. Und die Sache mit Nick muss warten.“
    „Na gut“, sagte sie. „Aber du hast mich doch vermisst, oder?“
    Er antwortete nicht. „Hier.“ Er schüttete ein paar Tabletten aus der kleinen weißen Plastikdose auf die Decke. „Bedien dich.“
    Benedicte lachte, streckte eine Hand aus und strich ihm über die Finger. „Du bist so lieb zu mir.“ Sie nahm sich eine Pille und eine Dose Bier. Sie hielt die Kapsel in der Hand, die weiter von ihm weg war, und hob sie an den Mund, damit es aussah, als würde sie das Ding schlucken, dann trank sie gierig ein bisschen Bier.
    Er sah ihr beim Trinken zu und lächelte. Plötzlich wirkte er viel entspannter.
    Du glaubst, ich hätte die Pille genommen , dachte Benedicte. Du glaubst, dass ich jetzt total lull und lall werde . Auf der Decke, von ihrem Körper verdeckt, öffnete sie die Faust und schob sich die Pille unter den Po, während sie so tat, als würde sie sich den Rock zurechtziehen.
    „Sie haben dich verhört“, sagte er.
    „Mm.“ Sie legte sich hin.
    „Was haben sie gefragt?“
    „Nichts.“
    „Ach komm.“ Er versuchte, nett zu lächeln, als würde er sagen: Red keinen Quatsch, mein Häschen . „Also, was wollten sie von dir wissen?“
    „Ach, nur so Kram.“ Benedicte machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Zum Beispiel?“
    „Dinge über Trine natürlich. Wie sie war und so.“
    „Aha. Und weiter?“
    „Was sie noch gefragt haben?“ Benedicte setzte sich auf. Sie zog ihre Jacke aus und legte sie vorsichtig in die Mitte, sodass die Tasche mit dem MP3-Player oben lag. Sie versuchte, ihre Bewegungen schwer und träge aussehen zu lassen, als ob die Pille schon wirkte.
    Er ließ sie keine Sekunde aus den Augen. „Ja“, sagte er. „Was haben sie sonst noch gefragt? Haben sie nach euren Männerbekanntschaften gefragt … oder Jungs?“
    „Nee, eigentlich nicht, nur am Rande.“
    „Wie am Rande?“
    „Sie haben nach einem Jungen gefragt, mit dem sie mal rumgeknutscht hat.“
    „Trine? Mit einem Jungen?“
    „Ja.“
    „Sonst nichts?“
    „Sie haben auch noch andere Sachen gefragt.“
    „Ging’s dabei auch um Jungs oder Männer?“
    „Irgendwie schon. Ob da jemand war.“
    „Und was hast du gesagt?“
    Seine Stimme klang wieder gestresst, sie hatte einen harten, bedrohlichen Unterton. Benedicte spürte, wie sie an den Schenkeln und den Armen eine Gänsehaut bekam. Jetzt kam es drauf an, jetzt musste sie die richtigen Worte finden.
    „Über dich, meinst du? Was ich über dich gesagt habe?“
    „Hast du was über mich gesagt?“
    „Sollte ich?“
    „Verdammt noch mal …“
    „Hätte ich von uns erzählen sollen? Dass du mir Pillen gibst und so? Dass du … auf kleine Mädchen stehst?“
    „Benedicte. Das kannst du

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