Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
Vom Netzwerk:
noch viel schlimmer werden. Ruhig jetzt. Ruhig.
    Dann sagte er laut: „Was soll das alles?“
    „Halt die Klappe!“, rief Benedicte. „Halt einfach das Maul, Arschloch.“
    „Damit“, sagte Wolff und begann, sich Gras und Dreck von der Hose zu klopfen, „damit kommt ihr nicht durch. Ihr könnt mich nicht einfach überfallen und blutig schlagen. Ihr seid Abschaum. Benedicte und ich haben uns nur ein bisschen unschuldig vergnügt. Sie hat mich ja sogar selbst dazu eingeladen und dann passiert so was. Das werde ich der Polizei erzählen.“
    „Fuck you!“ , rief Benedicte. „Ich hab dich nie zu irgendwas eingeladen! Du wolltest mich vergewaltigen!“
    „Sei jetzt still!“, rief Vilde. „Lass dich von ihm nicht dazu verleiten, irgendwas Falsches zu sagen.“
    Wolff beendete seine Reinigungsprozedur. Er steckte sich das dünne hellblaue Hemd in die Hose und wirkte beeindruckend ungerührt.
    Das machte Benedicte nervös. Sie hatte sich das Ganze anders vorgestellt.
    Sie hatte gedacht, er würde vor ihr auf die Knie gehen, um Verzeihung flehen und betteln, dass sie ihn nicht anzeigten. Sie hatte gedacht, dass sie ihm eine kleben und ihn auslachen würde. Idiot!
    Stattdessen ging er steifbeinig zum Auto, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Die Decke auf der Wiese betrachtete er hingegen ausführlich. Ihm schien plötzlich etwas einzufallen und sein Gesicht verzog sich nervös.
    „Suchst du das hier?“, fragte Benedicte und hielt das Pillendöschen vorsichtig zwischen Daumen und Zeigerfinger in die Luft .
    „Voll mit deinen Fingerabdrücken“, sagte sie. „Da kannst du lange versuchen, dich rauszureden.“
    Er kniff seine Lippen zusammen und ging im Laufschritt weiter. Als er das Auto erreichte, stieg er ein und ließ den Motor aufheulen, aber die Kupplung kam zu schnell, und er würgte den Wagen ab.
    Durch die getönten Seitenscheiben konnten Benedicte erkennen, wie er vor sich hin fluchte: Verdammte Scheiße! Scheiße! Dann ließ er den Motor noch einmal an und das Auto rollte langsam über das Gras auf den Schotterweg. Als er auf die Straße ins Tal abbog, gab er Gas und verschwand.
    Trym ballte die Faust. „Yes!“
    „Diese Sau“, sagte Benedicte. „Jetzt hat er Schiss. Echt, jetzt hat er richtig Schiss!“
    Vilde nahm ihr Handy aus der Tasche und rief Nora an.
    „Es hat geklappt“, sagte sie, als Nora dranging. „Wir haben alles im Kasten, jede Menge Video- und Tonmaterial. Er ist im Arsch. Er ist gerade hier losgefahren. Seid ihr aus dem Haus raus?“
    Dann drehte sie sich um und ging ein paar Schritte zur Seite. Mit leiser Stimme, sodass Trym sie nicht hören konnte, sagte sie: „Habt ihr das Video gefunden? … Zwei Rechner … Cool. Dann ist der Film ja bestimmt da drauf … doch, natürlich kann es noch mehr Kopien davon geben, aber … das wissen wir eben nicht, Nora. Das müssen wir einfach riskieren …“
    Von der Sache mit Nick und Synnøve Viksveen und dem Erpresservideo wusste Trym nichts. Sie hatten ihm gesagt, dass Nick und Nora bei Wolff einbrechen würden, um nach Beweisen zu suchen, damit er nichts zur Seite schaffen konnte, ehe die Polizei ihn festnahm. Und irgendwie stimmte das ja auch. Sollten sie auf den Laptops irgendwas über den Mord an Trine finden, würden sie die Rechner selbstverständlich der Polizei übergeben. Aber erst, nachdem das Video mit Nick und der Viksveen gelöscht war.
    „Gut.“
    Vilde drehte sich um und ging zu den anderen. „Wir fahren jetzt zurück. Ja, klar – wir kommen direkt zu dir nach Hause. Deine Mutter kriegt alles – die Videos und den Mittschnitt. Sprichst du schon mal mit ihr? Dann weiß sie, worum es geht. Der Typ ist so was von am Arsch!“ Vilde beendete das Gespräch und sah Benedicte zufrieden an. „Mann, du warst echt gut. Ich meine, echt, das war richtig klasse!“
    „Es wäre fast schiefgegangen“, sagte Trym. „Das Ganze war saugefährlich.“
    Sie hörten ihm nicht zu. Trym war im Moment nicht wichtig. Jetzt ging es nur um sie beide.
    Benedicte begegnete Vildes Blick und zum ersten Mal seit ewig langer Zeit war zwischen ihnen echte Freundschaft . Eine Offenheit, Verletzbarkeit ohne Angst, eine Nähe.
    Fast wie früher.
    „Also, jetzt magst du mich wieder?“ Benedicte grinste.
    „Bleibt mir ja nichts anderes übrig, nachdem du dein Leben riskiert hast.“ Vilde grinste ebenfalls.
    „Mein Leben?“ Benedicte warf ihr Haar zurück und setzte theatralisch ihre Sonnenbrille auf. „Pah. Es ging ja wohl noch um viel mehr

Weitere Kostenlose Bücher