Darkover 03 - Herrin der Falken
Geisel angeboten – ich dachte, vielleicht werde Lyondri zustimmen. Und Maura war bereit, sich Rakhal hinzugeben und sogar mit ihm ins Exil zu gehen, wenn das sein Wunsch sei, damit Carolin seinen Friedensmann zurückbekomme.“ Ihr Gesicht verfinsterte sich. »Zeigt ihr, welche Antwort sie uns geschickt haben.«
Ruyven zupfte an einem Päckchen, das in gelbe Seide eingeschlagen war. Seine Hände bebten fürchterlich. Carolin nahm es ihm ab und versuchte, es auszuwickeln. Maura legte ihre Hände über seine, streichelte sie kurz und öffnete dann das blutbefleckte Tuch.
Darin lag – Romilly meinte, sich übergeben zu müssen – ein schwieliger Finger. Verklumptes Blut schloß das Ende, wo er von der Hand abgeschnitten worden war. Und das Entsetzlichste war, dieser eine Finger trug einen Kupferring mit einem blauen Stein, den sie an Orains Hand gesehen hatte. Von neuem ergriff Carolin das Wort. »Sie schickten mir Nachricht, sie würden mir Orain zurückgeben – immer ein kleines Stück auf einmal –, falls ich mich ihnen nicht auslieferte und meine Streitkräfte bedingungslos kapitulierten.« Auch seine Hände zitterten, als er den Finger sorgfältig wieder einwickelte. »Das kam vor zwei Tagen. Gestern war es… war es ein Ohr. Heute«, er konnte nicht weitersprechen und schloß die Augen. Tränen quollen unter den Wimpern hervor. »Für Orain würde ich mein Leben und mehr geben, und das hat er immer gewußt«, sagte Carolin. »Aber ich… ich habe gesehen, was Rakhal meinem Volk angetan hat. Wie kann ich ein ganzes Volk ihm und seinem Schlächter Lyondri ausliefern?«
»Orain würde sich für dich in kleine Stücke hacken lassen, das weißt du«, sagte Maura, und Carolin senkte den Kopf und schluchzte. »Lyondri weiß das auch. Verdammt soll er sein! Verdammt im Wachen und im Schlafen.« Seine Stimme stieg zu fast hysterischer Höhe an.
»Genug.« Maura faßte sanft seine Hand, nahm ihm das grauenvolle Päckchen weg und legte es beiseite. Jandria erklärte: »Ich schwöre, daß ich nicht schlafen und keinen Wein mehr trinken werde, bis Lyondri lebendig geschunden worden ist.«
»Das schwöre ich auch«, setzte Carolin hinzu. »Doch das rettet Orain nicht vor seinem Schicksal. Du kommst, wo wir alle Hoffnung verloren haben und fast entschlossen sind, die Stadt zu stürmen, damit Orain einen schnellen, sauberen Tod findet. Auf jeden Fall müssen wir herausfinden, wo sie ihn festhalten, und es ist Rakhal gelungen, die Stadt gegen Laran abzuschirmen. Wir haben jedoch immer noch einen Kundschaftervogel, und wir dachten, vielleicht könnten wir ihn in die Stadt schicken. Aber seit der Schlacht ist nichts mehr mit ihm anzufangen, Ruyven wird nicht mit ihm fertig.“
Maura ergänzte: »Und Ranald ist beim letzten Angriff gefallen, in dem wir auch dich geblieben glaubten. Ruyven behauptete, du seist nicht tot, er hätte es gespürt, wenn du gestorben wärest. Und die Schwertfrauen hatten deine Leiche nicht gefunden. Nur wußten wir nicht, wohin du gegangen warst. Wenn wir nun herausfinden, in welchem Teil der Stadt sie sich für ihr schmutziges Werk verschanzt haben. Sie haben gedroht, sobald wir die Stadt betreten, werden sie anfangen, ihn in Stücke zu schneiden, und wenn wir lange genug gesucht hätten, um ihn zu finden, könnten wir haben, was von ihm übrig sei.« Ihr Gesicht verzog sich vor Angst und Entsetzen. »Deshalb dürfen wir nicht aufs Geratewohl suchen, denn seine leronyn haben die Stadt irgendwie abgeschirmt. Aber vielleicht würde ihnen ein Vogel nicht auffallen…“
»Einen Kundschaftervogel würden sie sofort erkennen«, gab Romilly zu bedenken. »Ihre leronyn werden mit einem solchen Plan rechnen –«
»Das habe ich auch gesagt«, bemerkte Ruyven. »Immerhin ist es eine Chance. Wenn du Temperentia dazu bringen kannst…«
»Ich schicke besser Preciosa«, meinte Romilly. »Sie wollte nicht mit mir zur Armee kommen und flog weg, aber ich kann sie rufen.« Hatte sie wirklich geglaubt, sie werde ihr Laran nie wieder benutzen? Es stand wie ihr Körper und ihr Leben Carolin zur Verfügung. Kein Land konnte überleben mit einer Bergkatze wie Lyondri an seiner Spitze. Nein – die Katze tötete aus Hunger oder Furcht, Rakhal und Lyondri jedoch allein der Macht wegen.
»Das wäre eine Möglichkeit«, nickte Carolin. »Vielleicht halten sie sie für einen wilden Falken – die Götter wissen, daß es genug von ihnen in der Umgebung Halis gibt. Spähe aus, wo Orain gefangengehalten wird, und
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