Darkover 03 - Herrin der Falken
kam und von hinten seine Arme um sie schlang.
»Ich habe Feuer auf dem Herd im Hinterzimmer angezündet, damit wir nicht frieren. Komm, Calinda.« Romilly nahm an, daß die alte Frau ihm diesen Namen genannt hatte. Sie selbst hatte es gewiß nicht getan. Nun war der Augenblick da; er ließ sich nicht länger hinausschieben. Ihre Knie waren weich, und sie fragte sich, ob sie wirklich den Mut finden werde, ihr Vorhaben auszuführen.
Rory führte sie ins Hinterzimmer. Er schloß die Tür und verriegelte sie von innen. Nicht gut. Wenn sie überhaupt entfliehen wollte, brauchte sie freie Bahn nach draußen. »Mußt du die Tür verschließen?« fragte sie. »Oma – Dame Mhari wird unser Zimmer nicht im ungeeignetsten Augenblick betreten; sie kann ja kaum laufen.«
»Ich dachte, so wäre es privater.« Wieder grinste er. Romilly sagte: »Aber nimm einmal an…« Sie überlegte und fuhr fort: »Nimm einmal an, Dame Mhari braucht mich mitten in der Nacht und ich höre sie nicht? Laß die Tür ein Stückchen offen, damit sie mich rufen kann, falls sie Schmerzen hat oder möchte, daß ich sie auf die andere Seite drehe.«
»Du hast ein gutes Herz, Mädchen.« Rory schob die Tür um einen Spalt auf. Er ließ sich auf den Bettrand niederplumpsen und begann, seine Stiefel auszuziehen.
»Laß mich dir helfen.« Romilly zog ihm die Stiefel aus, dann rümpfte sie wohlüberlegt die Nase.
»Puh, wie die stinken! Du mußt in den Misthaufen getreten sein! Gib sie mir, mein Gatte«, absichtlich benutzte sie dieses Wort, »und ich werde sie reinigen, bevor du morgen früh aufstehst. Und deine Lederhose gib mir auch gleich mit.« Sie hielt inne. War sie zu weit gegangen? Doch Rory argwöhnte nichts.
»Aye, und ich will morgen ein sauberes Hemd anziehen, sobald du eines gewaschen und getrocknet hast.« Damit häufte er seine Kleider auf ihre Arme. »Bring alles hinaus ans Waschfaß, da kann es bis morgen früh warten. Wenn das Zeug nach Mist riecht, ist es dort besser aufgehoben, als hier in unserer Hochzeitskammer.“
Schon besser! Sollte ihm jedoch ein Verdacht kommen, wäre er immer noch wie der Blitz hinter ihr her. Als sie neben dem Waschfaß stehenblieb und halbwegs bereit war, die Freiheit sofort zu gewinnen – nackt konnte er ihr nicht sehr weit folgen-, hörte sie ihn rufen.
»Calinda! Ich warte auf dich! Komm her!«
»Ich komme«, antwortete sie mit erhobener Stimme und ging zu ihm zurück. Also hatte das Schicksal für sie entschieden. Im Schlafzimmer zog sie ihre eigenen Schuhe und Strümpfe, ihre Überjacke und ihre Hose aus.
Rory schlug die Decke zurück und stieg ins Bett. Romilly setzte sich auf die Kante. Er langte nach ihr. Seine Finger schlossen sich um ihre Brust, was von ihm wohl als Liebkosung gemeint war. Aber seine Hand war so schwer, daß Romilly vor Schmerz aufschrie. Er preßte seinen Mund auf ihren und rang sie aufs Bett nieder.
»Dir macht es Spaß, zu kämpfen, wie? Das kannst du von mir haben, Mädchen«, keuchte er und bedeckte sie mit seinem nackten Körper. Sein Atem war heiß und sauer. Romillys Bedenken waren verschwunden. Sie schaffte es, sich ein Stückchen von ihm wegzuziehen. Dann schnellte sie ihren Fuß mit aller Kraft vor. Er traf genau ins Ziel. Rory rollte mit Geheul vom Bett. Er kreischte vor Wut und Empörung, die Hände zwischen den Beinen verkrampft.
»Au! Au! Höllenkatze, Tigerin, Hündin! Au!«
Dame Mharis Stimme rief eine ängstliche Frage. Romilly kletterte aus dem Bett, riß den Mantel an sich und zog sich im Laufen mit fliegenden Fingern die Jacke über. Sie schob die Tür auf und war in der Küche, nahm sich die Reste vom Brot und von dem gebratenen Fleisch, raffte Rorys Stiefel und Hose und ihre eigenen Sachen zu einem unordentlichen Packen zusammen. Sie lief zur Stalltür. Hinter ihr stieß Rory immer noch unartikulierte Schmerz-und Wutschreie aus, die in sie eindrangen, sie fast lähmten. Nach Atem ringend stürzte sie in den Stall, zog ihren Dolch und schnitt die Stricke durch, mit denen Rorys Reit-Chervine angebunden war. Mit einem harten Schlag auf den Rumpf trieb sie das Tier in den Hof. Sie befreite ihr eigenes Pferd und mühte sich, ihm den Zaum anzulegen. Rorys Geheul und Dame Mharis Stimme, die sich zu zänkischer Klage erhob – sie wußte nicht, was passiert war, und Rory war noch nicht fähig zu sprechen – verschmolzen zu einem furchterregenden Duett. Romilly kam es vor, als tobe die Qual des Mannes in ihrem eigenen Körper. Aber das war Laran, und
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