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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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streckte die Hände nach ihr aus. Sein Herz schlug bis zum Hals und sprach mit eigener Stimme.
    »Kind… «, begann er, und sie warf sich in seine Arme, als wäre sie wirklich sein geliebtes Kind. Er drückte sie fest an sich, spürte die drahtige Kraft ihres Körpers. In das Dickicht ihrer Haare murmelte er: »Ich dachte schon, ich hätte dich auch verloren. Du und Orain, die mir beide Gefolgschaft geleistet haben, als ich noch nicht König war, sondern ein Flüchtling.«
    Er zog sie in das Zelt, wo sich alle versammelt hatten, die Leute, die nach ihr gesucht hatten, Maura und Alderic, Ruyven und Jandria. Jandria bestand darauf, dass Romilly eine kalte Mahlzeit mit etwas Brot zu sich nahm. Romilly aß, als hätte sie seit der großen Schlacht keinen Bissen mehr zu sich genommen. Sie wollte nicht von ihrer Flucht reden oder darüber, wie sie in der Wildnis überlebt hatte, nicht einmal, als Jandria, die die Schnitte an ihrer Wange auswusch, sie danach fragte. Ihre Gedanken galten einzig Orain, wie Carolin vermutet hatte.
    Als er das Päckchen mit Orains Finger zum Vorschein brachte, kämpfte sie sichtlich darum, sich nicht zu übergeben; ihr Entsetzen und ihr Zorn durchwogten ihn, ein Widerhall seiner eigenen Gefühle.
    »Gestern war es ein Ohr.« Carolins Stimme bebte, und er befürchtete, in Tränen auszubrechen, wenn er weitersprach.
    Jandria sagte grimmig: »Ich schwöre, ich werde erst wieder schlafen, wenn wir Lyondri lebend und bei Bewusstsein die Haut vom Leib gezogen haben!«
    »Schwöre das nicht«, entgegnete Maura. »Wir haben alle schon genug durch seine Hand ertragen.«
    »Du kommst zu einem Zeitpunkt, da wir die Hoffnung so gut wie aufgegeben haben«, sagte Carolin. »Wir stehen kurz davor, die Stadt zu stürmen, in dem Wissen, dass unsere Tat Orain einen schnellen, sauberen Tod bringen wird.«
    In den beiden letzten Tagen hatten seine Männer und seine Leronyn nach einer Möglichkeit gesucht, in die Stadt zu gelangen, aber Rakhal hatte an den Toren Wächtervögel und wilde Hunde postiert, die Alarm gaben, sobald ein Kundschafter sich anzuschleichen versuchte. Mit Laran hatten sie dem Soldaten folgen wollen, der das nächste blutige Lebenszeichen von Orain brachte, aber Rakhals Zauberer hatten einen psychischen Schirm um die Stadt gelegt. Am Ende war ihnen nichts anderes übrig geblieben, als es mit einem offenen Angriff zu versuchen. Im Vorfeld verbreitete Carolin die Kunde von einer Amnestie für jeden Mann in der Stadt, der nicht die Hand gegen ihn erhob. Der Turm hatte sich als Ergebnis von Varzils Eingreifen bereits für neutral erklärt; auf beiden Seiten würde kein Leronyn Waffen oder militärisches Gerät herstellen. Rakhal durfte nicht auf Verstärkung hoffen.
    »Morgen früh nehmen wir die Stadt ein«, schloss Carolin.
    Romilly lauschte eingehend, besonders seiner Schilderung der tierischen Wächter. »Mein Laran ist von geringem Nutzen gegen Menschen«, erinnerte sie ihn, »und gegen Rakhals psychischen Schutz komme ich nicht an. Aber ich fürchte mich vor keinem Hund oder Vogel oder sonst einem Wesen in der freien Natur. Erlaubt mir, dass ich mich vor Morgengrauen in die Stadt schleiche und auf meine Weise nach Orain suche. Wenn ich ihn finden und sicher herausholen kann, könnt ihr viel unbeschwerter angreifen.«
    Nein, ich darf ihr Leben nicht aufs Spiel setzen, nicht jetzt, da sie gerade wieder auftauchte! Dann fiel Carolin ein, dass sie eine Schwertkämpferin war, genau wie Jandria. Sie hatte ihren Mut und Einfallsreichtum in den Wilden Ländern und in der Schlacht bewiesen. Ihr Stolz war berechtigt; wenn sie behauptete, etwas zu können - ob Pflege eines kranken Wächtervogels oder Ausbildung eines Kriegsrosses -, entsprach das der Wahrheit.
    »Du kannst es versuchen«, stimmte er zu. »Wenigstens wissen wir dann, wo wir zuerst zuschlagen sollten, damit sie Orain einen schnellen Tod gewähren. Nun schlaf - und warte, bis es völlig dunkel ist.«
    Sie ging mit Jandria zum Zelt der Schwertkämpferinnen. Carolin schritt eine Weile auf und ab, bis er den Eindruck hatte, unter der Last so vieler Tode und so vieler Entscheidungen zusammenbrechen zu müssen.
    Er begab sich ins Lager hinaus, wie schon so viele Male zuvor, unter den bleichen Lichtschein eines einzelnen Mondes. Männer, um ihre Kochstellen versammelt, hoben die Gesichter, als er vorüberging. Hier und da hielt er inne, um mit ihnen zu sprechen. Allmählich wurde ihm die schreckliche Bürde leichter, oder vielleicht war es auch

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