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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Vergessenheit.
   Sein unbekannter Wohltäter hatte noch mehr getan, als den Krug neu zu füllen. Holzkohle glühte in dem kleinen Becken und strahlte gemütliche Wärme aus. Auf dem Tisch lag Kleidung, ein dickes Hemd und eine Hose, abgetragen und kunstlos gestopft, aber sauber.
   Ganz oben lag eine Scheibe aus gebranntem Ton, deren Besitz zum Besuch eines der örtlichen Badehäuser berechtigte. Eduin griff nach der sauberen Kleidung und der Marke, zog seine Jacke an und ging auf die Straße hinaus. Er erkannte das Badehaus an dem stilisierten Rabbithorn auf dem Schild, dessen Gegenstück auf die Marke geprägt war.
   Die Frau am Eingang inspizierte die Marke. »Seife, Handtücher und Rasur sind eingeschlossen. Ein Haarschnitt kostet extra.« Sie sah ihn kritisch an.
   Er dachte daran, ihr zu versichern, dass er die Marke nicht gestohlen hatte, wie sie eindeutig annahm. Er hatte einen zu großen Teil seines Lebens damit verbracht, Ärger zu machen, wo es keinen gab. Er wollte auf keinen Fall riskieren, vor die Cortes geschleppt zu werden, weil man ihn verdächtigte, ein Bad gestohlen zu haben.
   »Das ist in Ordnung«, sagte er daher bescheiden.
   Die Wanne hatte kaum eine Armeslänge Durchmesser. Die Holzwände waren vom Alter samtig und stanken nach Schwefel, aber das störte ihn nicht. Das Wasser reichte ihm bis über die Schultern. Als er an sich hinunterschaute, erkannte er diesen Körper kaum als seinen eigenen wieder. Wann war er so mager geworden, seine Haut so kränklich blass und gezeichnet von den kleinen roten Bissen der Läuse? Woher stammten die Narben auf seinen Rippen - von einem Streit mit einem Mann, der noch weniger Grund hatte zu leben als er selbst?
   Seufzend lehnte er den Kopf gegen den Wannenrand, während die Hitze tief in seine Muskeln drang. Sein Haar hing ins Wasser.
   Er hätte nicht sagen können, wie lange er in der Wanne gesessen hatte und immer wieder erwacht und erneut eingeschlafen war. Das Wasser wurde kühl. Er stand auf, bemerkte die runzlige Haut an seinen Händen und griff nach der Seife. Als er sich zweimal eingeseift und das Haar dreimal gewaschen hatte, war das Wasser schaumig vor Dreck. Ein Eimer mit Abspülwasser stand in der Ecke. Er stieg aus der Wanne und goss es über sich, obwohl es ihn schaudern ließ. Er trocknete sich mit den rauen Handtüchern ab und packte seine alten Sachen zu einem Bündel. So schmutzig sie waren, sie waren vielleicht doch einen Reis oder zwei für Lumpen wert.
   Nachdem er seine neuen, sauberen Sachen angezogen hatte, steckte er ein kleines Bündel in den Hosenbund. Seine Finger verharrten noch einen Augenblick darauf. In der vor Dreck starren Seide befand sich der einzige Besitz, den er nie verkaufen konnte, ganz gleich, wie verzweifelt er sein mochte. Wenn man es an ihm entdeckte, würde man zweifellos erkennen, dass er ein abtrünniger Laranzu war, aber er konnte nicht wagen, es nicht am Körper zu tragen. Der hellblaue Sternenstein war ihm bei seinem Eintritt in den Turm von Arilinn überreicht worden. Während seiner Ausbildung hatte er ihn benutzt, um sein Laran zu konzentrieren und zu verstärken, sodass der Stein zu einer kristallisierten Ausweitung seines eigenen Geistes geworden war. Sollte er verloren gehen, gestohlen werden oder in die Hände eines anderen als eines Bewahrers fallen, wäre es gut möglich, dass der Schock Eduins Herz zum Stillstand brachte.
   Eduin konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal von einem anderen rasiert worden war. Der Barbier, ein drahtiger alter Mann, dem mehr Haare aus den Warzen an seinem Kinn wuchsen als auf dem Kopf, summte bei der Arbeit vor sich hin. Als er nach Eduins immer noch feuchtem Haar griff, wandte dieser ein, dass er für einen Haarschnitt nicht bezahlt hatte.
   »Ach, aber es wäre ein Verbrechen, Euch so sauber und hübsch und mit solchem Haar gehen zu lassen. Ihr könnt diese verfilzten Stellen nicht mehr auskämmen, nicht einmal mit einem Pferdestriegel. Außerdem gibt es so etwas wie Berufsstolz.«
   Eduin bedankte sich leise - nicht nur für den Haarschnitt, sondern auch für die Freundlichkeit des Mannes. Es war lange her, seit sein Leben solchen Luxus erlebt hatte.
   Die nächsten Stunden verbrachte er damit, durch die Straßen zu wandern. Die Umgebung war ihm vertraut, und dennoch kam es ihm vor, als hätte er nie den Teil dieser Straßen gesehen, der oberhalb der Gosse lag. Als er zu dem Raum zurückkehrte, war die Tür

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