Darkover 06 - Die Flamme von Hali
nicht länger hatte einatmen können. Seine eigenen Knochen waren in der Hitze zersprungen.
Aldones, erspar mir die Erinnerung! Er blieb stehen, konnte einen Moment lang nicht weitergehen, und strich sich mit der Hand über die Augen. Erspar mir das Vergessen .
Alle Telepathen auf ganz Darkover, ob ausgebildet oder nicht, hatten die gewaltigen Stimmen der Arbeiter von Hali vernommen. Selbst im Todeskampf hatten sie es irgendwie noch fertig gebracht, ihr Bewusstsein offen zu halten. Es schien nicht menschenmöglich zu sein, und doch hatten sie es getan. Anschließend waren die Relais tagelang stumm geblieben, weil die Arbeiter zu benommen gewesen waren, um die Schirme bedienen zu können.
Durch die Gnade der Götter hatte Varzil seine diplomatische Mission für Carolin bereits vollendet gehabt, als der große Schlag erfolgte. Er war nach Thendara zurückgeeilt, voller Angst, was er vorfinden würde.
Der Hali-Turm lag in Trümmern. Einzig die Rhu Fead mit ihren heiligen Gegenständen, die an einem getrennten Ort unter Schichten schützender Laran -Felder aufbewahrt lagen, und ein Teil des Fundaments hatten überlebt. Es würde eine Generation dauern, wieder einen funktionierenden Kreis zusammenzustellen und das Gebäude zu erneuern. Er hatte die Absicht, Carolin die Dienste des Neskaya-Turms anzubieten, was Heilung und Wiederaufbau anging, sowie Freiwillige, die den Kern eines neuen Kreises bilden konnten. Das Gleichgewicht ihrer Kräfte, Krone und Turm, machten es erforderlich, dass erst ein offizielles Angebot erfolgte, das offiziell akzeptiert werden würde. Vielleicht würde er Ellimara Aillard schicken, die ihre Ausbildung als Bewahrerin beinahe abgeschlossen hatte.
Varzil erreichte den oberen Treppenabsatz, und Carolins Friedensmann, der vorausgegangen war, blieb stehen, um wieder etwas Atem zu schöpfen. Varzil brachte ein klägliches Lächeln zustande und bedeutete dem Mann weiterzugehen. Einige Augenblicke später stand er seinem Freund gegenüber.
Carolin war sichtlich gealtert, seit Varzil ihn zuletzt gesehen hatte, obwohl das erst wenige Zehntage her war. Carolins Gabe war bescheiden, und die geringste davon war Telepathie, aber er war eindeutig von der psychischen Wucht des sterbenden Kreises von Hali gezeichnet. Der Verlust so vieler begabter Männer und Frauen unter seiner Herrschaft und Obhut hatte ihn bis ins Mark erschüttert.
Sie begrüßten einander förmlich, dann zog sich der Friedensmann zurück. Carolin überwand den Raum zwischen ihnen und streckte die Arme aus, um Varzil wie einen Bruder fest an sich zu drücken.
Den meisten Telepathen bereitete die körperliche Berührung größte Schwierigkeiten, aber Carolin gehörte zu den wenigen Menschen, denen Varzil zutiefst vertraute. Sie hatten viel miteinander erlebt, Träume und Kämpfe, Gelächter und Verrat, und nun diesen überwältigenden Kummer.
Varzil spürte die Kraft von Carolins Griff, die von Jahren regelmäßiger Schwertkämpfe gestählten Muskeln, den rasch eingezogenen Atem, die geistige Bereitschaft. Es war nicht nötig, dass sie etwas sagten. Ihr Verständnis reichte tiefer als Worte. Er fand das Schweigen erheblich angenehmer als jede hohle Phrase.
Schließlich lösten sie sich voneinander. Varzil war ein wenig leichter ums Herz, als wäre etwas von der Kraft seines Bredu auf ihn übergegangen.
Carolin führte ihn zu zwei Stühlen mit weichen Kissen, die an einem kleinen Kaminfeuer standen. Der Tag war warm genug, dass das eigentlich überflüssig gewesen wäre, aber Varzil wusste das heimelige Flair zu schätzen. Er ließ sich dankbar auf die Kissen sinken.
Auf Carolins Nachfrage entgegnete er, dass er sich noch nicht ganz erholt habe, es ihm aber so weit gut ginge, wie unter den gegebenen Umständen zu erwarten sei. Sie alle würden sich mit der Zeit erholen.
»Mag sein«, sagte Carolin mit einem düsteren Nicken. »Aber so etwas sollte nicht zu schnell in Vergessenheit geraten.«
»Es heißt, wenn ein Zeitalter stirbt, wird aus seiner Asche ein neues geboren. Ich glaube, wir leben in einer solchen Zeit.« Dann bot Varzil offiziell seine Unterstützung an.
Carolin nahm sie gerne an und brachte seine Dankbarkeit zum Ausdruck. »Dann werden wir jetzt also eine Bewahrerin in Hali haben. Bald wird unsere Welt sich so sehr verändert haben, dass unsere Väter sie nicht mehr wiedererkennen würden. Und doch - haben wir uns das nicht erträumt und haben wir nicht
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