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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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nur angelehnt.
   Ein hoch gewachsener, schlanker Mann blickte vom Tisch auf. Er trug einen kurzen Umhang mit einer Kapuze, die er tief ins Gesicht gezogen hatte. Eduin wusste, dass er seinen geheimnisvollen Wohltäter vor sich hatte.
   »Ich bin froh, dass Ihr zurückgekehrt seid«, sagte er, »damit ich mich für alles bedanken kann, was Ihr für mich getan habt.«
   »Das ist nicht notwendig«, lautete die Antwort. Die Stimme klang vertraut, als hätte Eduin sie in seinen alkoholdurchtränkten Träumen gehört. »Denn Gleiches zieht einander an, und Geist hat auf Geist geantwortet.«
   »Ich - ich weiß nicht, was Ihr meint«, stotterte Eduin beunruhigt.
   »O doch. Denn wer außer einem anderen Laranzu könnte erkennen, was du wirklich bist?«
   Der Mann hob die Hand, zog die Kapuze zurück und enthüllte ein kantiges, wettergegerbtes Gesicht und das hellrote Haar der Laran -begabten Comyn .

2
    Adrenalin schoss durch Eduins Nerven; Entsetzen, das von Jahren des Versteckens herrührte. Nur ein Angehöriger der Comyn , Darkovers telepathischer Kaste, konnte solch flammend rotes Haar haben und würde imstande sein, Eduins Laran zu bemerken. Eduin konnte sich kaum an die Hälfte der Dinge erinnern, die er im vergangenen Jahr getan hatte, aber er hätte sein Leben - so wenig das auch wert sein mochte - darauf verwettet, dass seine geistige Schilde nicht nachgelassen hatten. Sie waren ebenso Teil von ihm wie sein Atem oder das Geräusch seines Herzens in der Stille vor dem Morgengrauen. Sobald seine Macht sich gerührt hatte, hatte man ihn darauf gedrillt, seine innersten Geheimnisse zu wahren. Und das hatte er getan, sogar seinen eigenen Bewahrern in Arilinn und Hali gegenüber. Wenn diese Männer, die mächtigsten und am besten ausgebildeten Telepathen von Darkover, nicht imstande gewesen waren, seine Barrieren zu durchdringen, dann war es doch sicher unmöglich, dass es diesem abgerissenen Fremden gelungen sein sollte, ganz gleich, welche Farbe sein Haar hatte und wie dreist er sich gab.
   »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet«, sagte Eduin also.
   »Erniedrigen wir uns nicht mit kleinlichen Spielchen«, erwiderte der Fremde. »Jeder von uns hält das Schicksal des anderen in seinen Händen. Man nennt mich Saravio.«
   Eduins Blick zuckte noch einmal zu dem flammend roten Haar des Mannes und der Kapuze, die nun auf seinen Schultern lag. Man nennt mich… , hatte er gesagt. Nicht ich bin oder mein Name ist . Was verbarg er? War er ebenfalls ein Abtrünniger aus einem Turm, auf den eine Belohnung ausgesetzt war? Hatte er erraten, dass sich Eduin in einer ähnlichen Situation befand?
   »Du kannst mich Eduin nennen«, sagte er mit bewusst sanfter Stimme. Saravio hatte keinen Familiennamen genannt, aber das war vielleicht nicht mit böser Absicht geschehen. Viele illegitime Kinder großer Comyn -Lords fanden ein Zuhause in den Laran -Kreisen. Dort zumindest waren die Fähigkeiten eines Menschen wichtiger als sein Titel.
   Einen Augenblick später fragte Eduin: »In welchem Turm wurdest du ausgebildet?«
   »Wahrheit für Wahrheit, mein Freund. Ich werde meinen Turm nennen, wenn du mir deinen verrätst.«
   »Was bringt dich auf die Idee, dass ich in einem Turm ausgebildet wurde?«, fragte Eduin. »Du hast mich in der Gosse gefunden; das ist kaum ein angemessener Platz für einen mächtigen Laranzu .«
   Saravio lachte. »Und dein Haar ist schlammfarben und nicht rot. Aber was bedeutet das schon? Dann behalte deine Geheimnisse eben für dich, und saufe dich zu Tode oder erfriere, weil du nicht mehr genug Verstand hast, dir einen Unterschlupf zu suchen. Falls du jedoch… «
   In einem raschen Stimmungswechsel kniff er die Augen zusammen. »Falls man dich geschickt hat, um mich auszuspionieren, wirst du dir wünschen, du wärest draußen im Schnee geblieben.«
   Ohne jede Vorwarnung wurde Eduin von einem Ausbruch psychischer Macht aus dem Geist des anderen getroffen. Er wich zurück. Telepathischer Kontakt bedeutete Entdeckung, und Entdeckung bedeutete Tod. Instinktiv wehrte er die Sondierung ab und benutzte Fähigkeiten, die er nicht mehr eingesetzt hatte, seit er den Turm von Hestral verlassen hatte.
   Ah, dann bist du also im Exil, genau wie ich . Diesmal war Saravios geistige Berührung sanfter und mitleidiger.
   Das hier ist gefährlich , erwiderte Eduin lautlos. Es gab keine Fluchtmöglichkeit. Er hatte bereits zu viel von sich preisgegeben. Aber was hatte Saravio

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