Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
faßte sein Schwert. »Zandru nehme dieses Schwert und dieses Herz, wenn ich deine Ehre beschmutze.«
   »Und ich schwöre ebenso«, sagte Dom Rafael mit schmalen Lippen und schloß die Hand um seinen Dolch, »bei der Ehre von Asturien, die fleckenlos ist.«
   Nein, es war ihnen keine andere Wahl geblieben, dachte Bard, als Geremy und Varzil unter endlosen Formalitäten Abschied nahmen, nicht mit einem verkrüppelten Kind auf dem Thron anstelle des starken jungen Kriegers, den sie erwartet hatten. Sie brauchten Zeit, und dieser Schwur war nur eine Möglichkeit, sich Zeit zu verschaffen. Sein Vater behielt die äußerliche Ruhe bei, bis die Hastur-Gesandtschaft davongeritten war und Alaric, erschreckend blaß nach der Anstrengung der langen Zeremonie, in seine Räume geführt wurde. Dann brach Dom Rafael zusammen.
   »Mein Sohn! Er ist mein Sohn, ich liebe ihn, ich ehre ihn, aber im Namen der Hölle, Bard, ist er geeignet, in Zeiten wie diesen zu regieren? Bei allen Göttern, ich wünschte, deine Mutter wäre meine gesetzmäßige Frau gewesen!«
   »Vater«, redete Bard ihm zu, »nur seine Beine sind verkrüppelt. Sein Geist und sein Verstand sind gesund. Ich bin Soldat, kein Staatsmann; Alaric wird einen besseren König abgeben als ich!«
   »Aber zu dir blicken die Leute auf, sie nennen dich Wolf und Kommandant. Werden sie jemals auf diese Weise zu meinem armen, kleinen, lahmen Jungen aufblicken?«
   »Wenn ich hinter seinem Thron stehe«, sagte Bard, »werden sie es tun.«
   »Dann ist Alaric in seinem Bruder gesegnet! Wie wahr ist das alte Sprichwort: Bloß ist der Rücken dessen, der keinen Bruder hat… Aber du bist nur ein einziger Mann, und du hast Hastur einen Eid geschworen, der dich bindet. Wenn wir Zeit hätten oder wenn Alaric stark und gesund wäre… «
   »Wenn Königin Lorimel Hosen statt Röcke getragen hätte, wäre sie König geworden, und Thendara wäre nie gefallen«, erwiderte Bard kurz. »Es hat keinen Sinn, wenn und ich wünschte bei allen Göttern und dergleichen Unsinn zu sagen. Wir müssen unseren Mantel nach dem Tuch zuschneiden, das wir haben! Die Götter wissen, daß ich meinen Bruder liebe, und ich hätte heulen können wie Geremys neugeborener Sohn, als ich ihn so gebeugt und krumm vor uns stehen sah. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Die Welt wird gehen, wie sie will. Ich bin nur ein einziger Bruder.«
   »Die Hasturs haben Glück, daß du nicht als Zwilling geboren wurdest.« Dom Rafael lachte verzweifelt auf. »Denn mit zweien von deinem Schlag, lieber Sohn, könnte ich alle Hundert Königreiche erobern.«
   Und dann hielt er inne. Sein Lachen brach mittendrin ab, und er starrte Bard mit solcher Intensität an, daß Bard sich fragte, ob der Schock über Alarics Leiden dem alten Mann den Verstand verdreht habe.
   »Zwei von deinem Schlag, Wolf, mit denen könnte ich das ganze Land von Dalereuth bis zu den Hellers erobern. Bard, stell dir einmal vor, es wären zwei von dir da«, flüsterte er, »daß ich noch einen Sohn hätte, genau wie du, mit deinem Geschick in der Kriegführung und deinem strategischen Genie und deiner unwandelbaren Loyalität - zwei von deinem Schlag! Und ich weiß, wie ich den anderen finden kann. Nicht einen anderen, der dir ähnlich ist - sondern dein zweites Ich!«

5
    Bard sah seinen Vater entgeistert an. Die Götter mögen es geben , dachte er, daß Alaric reif genug zum Regieren ist, denn unser Vater hat plötzlich den Verstand verloren!
   Aber Dom Rafael sah nicht aus wie ein Wahnsinniger, und seine Stimme und sein Betragen waren so beherrscht, daß Bard eine andere, rationalere Erklärung einfiel.
   »Du hast es mir bisher nicht anvertraut, Vater - aber meinst du, daß du einen zweiten Bastardsohn hast, mir ähnlich genug, daß er sich, wenn es nötig sein sollte, als mich ausgeben könnte?«
   Dom Rafael schüttelte den Kopf. »Nein. Und ich bin mir bewußt, daß sich das, was ich soeben gesagt habe, wie das Gefasel eines Wahnsinnigen anhören muß, lieber Sohn. Mach dir nicht die Mühe, mir nach dem Mund zu reden. Ich werde nicht zu toben beginnen wie eine schwangere Frau beim Geisterwind und auch keine Schmetterlinge im Schnee jagen. Aber was ich dir jetzt sagen muß, ist sehr merkwürdig, und… « - er blickte sich in dem leeren Thronsaal um - »… wir können auf keinen Fall hier darüber reden.«

In den Privaträumen seines Vaters wartete Bard, bis sein Vater die Diener weggeschickt hatte. Dann

Weitere Kostenlose Bücher